Bei meinem dritten Besuch in Goa habe ich es
endlich zur Ruinenstadt Hampi geschafft. Transportmittel der Wahl war ein
Nachtbus – eines dieser Ungetüme, die in unseren Breitengeraden längst von den
Straßen verschwunden wären. Die Stoßdämpfer hatten längst ihre Funktion
eingebüßt und gaben die unzähligen Schlaglöcher generös an die Fahrgäste weiter,
was speziell Im Heck des Busses dazu führt, dass man immer wieder die
Bodenhaftung verliert. Und so braucht der Bus für die etwa 200 km nach Hampi
fabulöse neun Stunden – das überrascht aber eher den Indienneuling. Auf meiner
ersten Tour durch Indien hatten mich die unendlichen Busfahrten von Kaschmir
bis hinunter nach Goa ein wenig abgehärtet. Gewöhnung wäre aber ein zu starkes
Wort. Es ist und bleibt ein Abenteuer auf indischen Straßen unterwegs zu sein…
Hampi ist heute eine sehr überschaubare Ortschaft
im Herzen Karnatakas, dem südlich und östlich zu Goa angrenzenden Bundestaat
Indiens. Es ist geprägt vom Tourismus; zahllose Gasthäuser, Restaurants und
Souvenirläden bestimmen das Stadtbild; gleichzeitig ist Hampi noch immer ein
wichtiger Pilgerort. In den Abendstunden ist der Virupaksha-Tempel im
Zentrum der Stadt reich geschmückt, erfüllt von Trommel- und Glockenklängen und
Kerzenschein – die spirituelle Atmosphäre überträgt sich unweigerlich auf den
Besucher.
1564 fielen Moslemheere aus dem Norden Indiens ein
und schlugen die Armee von Vijayanagar vernichtend und die Hochkultur
verschwand vollständig von der Bildfläche. Die Überreste der riesigen
Tempelanlagen wurden erst vor 100 Jahren von der Öffentlichkeit wiederentdeckt.
Zu diesem Zeitpunkt hatte sich der Dschungel die Ruinen zurückerobert und die
Tempel waren weitestgehend in Vergessenheit geraten. Seit 1986 gehören sie zum
Weltkulturerbe der UNESCO.
Die unzähligen Tempel sind auf einem insgesamt 25
qkm großen Areal verstreut und von einer surrealen Felslandschaft aus Granit
umgeben. Viele dieser Felsen sind von einer solchen Größe und so bizarr
angeordnet, dass man leicht nachempfinden kann, warum dieser Ort zu einer
Kultstätte wurde. Ein Ort, der die Phantasie beflügelt.
In der Umgebung finden sich Bananenplantagen,
Reisfelder und Dschungellandschaften, die durch den Tunghabhadra-Fluss
bewässert werden. Während meines Aufenthalts im März und bereits unglaublich
heiß. So bot der Fluss eine willkommene Abkühlung für die Einheimischen und die
Besucher.
Der Affengott Hanuman
Eine riesige Population von Makaken (Affen mit
silbergrauem Fell) bevölkert Stadt und Tempelanlagen. Die Affen gelten als
heilig und genießen eine besondere Verehrung in Indien. Dem Affengott Hanuman ist
ein Tempel auf einer Anhöhe gewidmet. Im Epos Ramayana wird Rama im Kampf gegen
den Dämonenkönig Ravana, von dem Affenkönig Sugriva und seinem Affenheer und
dem weisen und tapferen Affen Hanuman unterstützt. Viele Hindus setzen die
Kultbauten in Hampi mit dem legendären Affen-Königriech Kishkinda gleich.
Bildnis von Hanuman |
Hanuman-Tempel |
Besonders genoss ich die wunderbaren
Sonnenuntergänge von den vielen Anhöhen der Umgebung. Man genießt einen
Rundumblick über die Umgebung: endlose Steinformationen, die im Wiederschein
der letzten Sonnenstrahlen leuchten. Dazwischen strahlen tropische Landschaften
in verschiedenen Grünschattierungen. So kommt es auch, dass viele Reisende
deutlich länger bleiben als ursprünglich geplant und wochenlang zu diesen
Aussichtsplätzen pilgern.
Ein besonderes Erlebnis war für mich, als ich am
Rande eines Tempels völlig unverhofft zu einer Puja (ein Hindu-Zeremoniell) eingeladen
wurde. Eine etwa 40-köpfige Gemeinschaft war hier versammelt. Sie stammte aus
einem 100km entfernten Dorf. Sie erzählten mir, dass sie alle 3-4 Monate nach
Hampi kommen, um drei Tage lang die Götter zu ehren, zu essen, zu reden, zu
feiern und draußen zu übernachten. Ich wurde sogleich „adoptiert“, neugierig
ausgefragt und zum Essen eingeladen. Eine ältere Dame ließ es sich nicht nehmen,
mir in viel zu kurzen Intervallen große Portionen direkt in den Mund zu
schieben - unter großem Gelächter der Anwesenden. Ein Zeichen von großer
Sympathie.Ein Ort, den ich gerne einmal wiedersehen würde...
Herzlichen Dank für diesen tollen Post, der mir Asien schmackhaft macht. Bisher war ich ja vor allem in der westlichen Welt unterwegs mit einigen wenigen Ausnahmen, aber dein Blog macht mich neugierig. Weiter so! Ich werde sicher noch öfter hier vorbei schauen.
AntwortenLöschenVielen Dank für die schöne Rückmeldung! Ich habe tatsächlich mein Herz an Asien verloren so sehr es mich auch in andere Weltregionen zieht - bislang hat immer Asien das Rennen gemacht...
AntwortenLöschenDafür habe ich wiederum von der "westlichen Welt" verhältnismßig wenig gesehen. Schon ein bisschen skuril - aber ist doch spannend wenn sich verschiedene Schwerpunkte ergänzen...
Wenn ich Wege gefunden habe, dann hole ich die näherliegenden Ziele nach...
Jederzeit willkommen! Beste Grüsse!
Wieder einmal interessante Bilder, Kultur und Beschreibungen. Ich sehe Asien jetzt auch mit anderen (neuen) Augen die neugierig machen. Danke! waltraud a.
AntwortenLöschenherzlichen Dank!
LöschenFantastische Bilder mein Freund, you´ve got it!!!!
AntwortenLöschenHerzlichen Dank, Dani! Das freut mich sehr. Hoffentlich sehen wir uns bald wieder... Oli
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