Dienstag, 21. Januar 2014

Sehnsuchtsorte: Lombok


Impressionen von der Südküste Lomboks. Die Erkundungsfahrten von Kute aus waren abenteuerliche, ausufernde Fahrten ins Ungewisse voller Zweifel und Glücksmomenten.







Sasak Style




mein "Tempel":













Da hat einer eine Sarongsucht entwickelt. Die anderen gibts in der Regenzeitkollektion Lombok...
Mawun





Sasak Marriage






one love...





mehr zur Insel Lombok? 


Hier gehts zur Reisereportage von der Besteigung des Rinjani

Die Geschichte hinter den Bildern: Reisedepesche - Wild und Frei 


Montag, 13. Januar 2014

Reisereportagen: Lombok - Die Besteigung des Gunung Rinjani



Eine 3-tägige Wanderung führte uns in eine andere Welt: uns erwarteten ein gigantischer Vulkansee mit einem perfekt geformten Vulkankegel, über dem eine weiße Rachfahne hängt, heiße Quellen und die abenteuerliche Besteigung des Gipfels durch dichten Nebel, Dunkelheit und feuchten Vulkansand…


Vorwort:

Ich hatte Euch zuletzt in Varanasi in Nordindien am Ganges mit meinen Gedanken über Leben, Liebe und Tod und den Feierlichkeiten zu Dev Devali zurückgelassen. 4 ½ Monate im Himalaya waren gerade an der Gangesquelle bei Gangotri mit dem Wintereinbruch zu Ende gegangen. Danach verschlug es mich nach einer 53 stündigen Bahn- und Busfahrt an die Gestade des indischen Ozeans im Süden Goas zu Freunden, guter Musik, goldenen Erinnerungen und Emotionen. Nach sechs intensiven Tagen, stand meine letzte Reise in Indien an: 16 Stunden Bahnfahrt weiter in den Süden nach Kerala. Nach zwei viel zu kurzen, aber wunderschönen Tagen in einem bezaubernden Homestay in Cochin, flog ich über Singapur nach Bali. Dort traf ich meinen Freund Ulf wieder, den ich seit unserer ersten Begegnung in Athen 2009 auf meiner ersten großen Reise nur zweimal kurz gesehen hatte. Nach einem Kurzaufenthalt in Kuta/Bali und Kuta/Lombok, zog es uns zum Rinjani.
Es war der Auftakt zu einer großartigen Zeit voller Freude, Witz, Tiefe und wunderbarer Begegnungen – eine Reizüberflutung vom Allerfeinsten.


Die erste Episode: Abdul und Gonzo Baba am Rinjani:

Nach gerade mal 2 Stunden Schlaf, begann unsere Reise in Kuta – im Süden Lomboks – um 4 Uhr morgens. Aufgrund des engen Zeitrahmens der Ulf und mir zur Verfügung stand, mussten wir auf eine Übernachtung am Fuß des Rinjani verzichten. Am Vortag war ich mit Thomas – einem Franzosen, den Ulf in Bali kennengelernt hatte und der uns begleitete, surfen gewesen. Allerdings war der Spot für einen blutigen Anfänger wie mich denkbar ungeeignet gewesen und nach 2 Stunden hatte ich schwere Krämpfe. Keine gute Idee direkt vor dem ausgesprochen anstrengenden Treck…

Wir durchquerten zunächst dichten Dschungel und die Hauptstadt Lomboks, bevor wir an der Westküste entlang fuhren, um schließlich Senaru zu erreichen. Dort nahmen wir einen Bananen-Pfannkuchen und Lombok-Kaffee zu uns. Wir waren von einer tropischen Landschaft umgeben. Um uns herum wuchsen Bananen, Avocado- und Mangobäume. Dann stießen wir zu unserer Gruppe. Wir waren zu acht, dazu kam Addy unser Führer (, den ich aus nachvollziehbaren Gründen fortan lieber Guide nenne…) und drei Träger.

Die erste Etappe führte durch tiefen Schlamm, bevor wir den Eingang des Rinjani-Nationalparks erreichten. Die Damen der Gruppe spielten entzückt mit den Hundebabys, die uns erwarteten, mich faszinierten viel mehr die beiden Schwäne, die regungslos im Dschungel verharrten und in dieser Umgebung extrem deplatziert wirkten. Zunächst dachte ich, sie bestünden aus Plastik…
Nun betraten wir den Dschungel. Mit der Machete war ein Weg freigeschlagen worden – allerdings war der Dschungel nicht besonders dicht bewachsen. Wurzeltreppen führten uns an mächtigen Bäumen, Affen, einer Eule und Zikaden mit ihren schrillen Sirenen vorbei. 


Ich ließ mich etwas zurückfallen, um die Geräuschkulisse in mich aufzusaugen. Die Affen kamen nun näher – unsere Gruppe hatte sie eher in die Flucht geschlagen. Ich war bezaubert.
Bei der ersten Mahlzeit, berichtete mir Ulf von den Überlegungen der Gruppe zu meiner Person: Wer war dieser bärtige, langhaarige Mann in der orangefarbenen Anbetracht aus Indien, der von Meditation sprach, als man ihn fragte, warum er so langsam gegangen war?
Verstärkt wurde die Irritation durch die koketten Scherze, die Ulf, Thomas (der mich schwer einschätzen konnte) und ich über das “Baba Life” betrieben. Es ist für mich mehr als ein Spiel – das wäre respektlos, aber ohne Selbstironie wäre es zu albern. Ich mag einsam im Himalaya gewandert sein und ja, mich zieht es in eine schamanisch-spirituelle Richtung, aber ich bin kein heiliger Mann und immer noch ein Kind des Westens. Ich war nicht mehr oder weniger als alle Anderen – alles und nichts zugleich.
Jedenfalls fremdelte die Gruppe - noch.
Auch ich fremdelte. Dies war der erste Treck, den ich jemals NICHT alleine unternahm und ich hatte viel Zeit in Einsamkeit verbracht – in jedem Fall wenig Kontakte zu anderen Kindern des Westens gepflegt – ganz bewusst.
Doch ich fand nach und nach eine Balance zwischen Momenten des Alleinseins und Begegnung. Es war wunderbar, einmal eine solche Erfahrung zu teilen – und mit Ulf hatte ich den besten Kompagnon an meiner Seite, den ich mir vorstellen konnte.

Nach einigen Kilometern wandelte sich die Landschaft das erste Mal radikal. Nach dem Regenwald betraten wir eine Zone, die von zierlichen, moosbewachsenen Bäumen beherrscht wurde. Und von dichtem Nebel. Er verlieh der Umgebung eine mystische Unschärfe.


Ich ging nun mit Rose, einer jungen, unglaublich sportlichen und ebenso sympathischen Niederländerin. Wir unterhielten uns prächtig und fanden zu einem schnellen gemeinsamen Tempo. Bei der nächsten Rast ”testete” ich das Gepäck unserer Träger, das sie auf einer Holzstange über den Schultern balancieren. Ich schätze die Stange wog zwischen 35 und 40 Kilogramm. Die jungen Männer marschierten damit in Flipflops herum als wäre es nichts. 

einer unserer immer fröhlichen Träger - hier allerdings leicht bepackt...
Der Führer der Kleingruppe von Rose, einer Finnin und ihrem Freund, einem Halb-Finnen, Halb-Engländer, war Suleiman, der seit über 20 Jahren den Berg bestieg.
Es wurde nun steiler und felsiger. Der Nebel lichtete sich und der Blick weitete sich, je höher wir kamen. Aufgrund der Aussicht auf die sanften grünen Hügel hätten wir uns auch in den schottischen Highlands oder im Auenland befinden können. Die Szenerie wirkte irreal und berauschte mich.



Kurz bevor wir den Kraterrand erreichten, klarte der Blick noch weiter auf und gab die Sicht bis zur Küste und den ganzen Weg, den wir bereits zurückgelegt hatten, frei. 


Wir hatten nun 2000 Höhenmeter überwunden und befanden uns auf 2600 Höhenmetern über dem Meeresspiegel. Ich wechselte ein paar Worte mit dem Kollegen aus Hong-Kong – er war vollkommen begeistert – großer hätte der Kontrast zu seiner Heimatstadt kaum sein können. Polite – das beschreibt sein Auftreten wohl am besten.
Als wir unseren Lagerplatz erreichten, lag der Vulkansee zunächst unter Wolken verborgen – nur die ersten in der Gruppe hatten bereits einen Blick darauf werfen können. Aber mir war nicht bange – ich war mir sicher, dass er sich nochmal zeigen würde. Wir machten Bekanntschaft mit einigen unglaublich freundlichen Einheimischen, die uns auf ein paar Purjoints mit Gras aus Aceh in Sumatra einluden. Instant connection. Dann war es auch für mich soweit; als die Wolkendecke jäh aufbrach, blieb uns nur ungläubiges Staunen ob der Pracht, die uns dargeboten wurde:





Unter uns lag der tiefblaue See. Die Hänge des riesigen Kraterrands, auf dem wir uns befanden, waren zum Teil dicht bewaldet, zum bestanden sie aus schroffem Fels. Auf einer sternförmigen Halbinsel, thronte der perfekt geformte Vulkankegel, gesprenkelt in einem vulkanischen, tiefen Rotton. Über dem Vulkan, dem Gunung Baru, dem "neuen Berg", steht meistens eine weisse Rauchfahne. 


Der riesige Krater zeugte von einer riesigen Explosion. Ein internationales Forscherteam geht davon aus, dass sich im Jahre 1257 ein derart gewaltiger Ausbruch ereignet haben muss, dass der darauffolgende Sommer 1258 in Europa von Dauerregen und Missernten gepraegt war und als Jahr ohne Sommer in die Geschichte einging.
Ich fuehlte mich entfernt an die mit Meerwasser gefüllte Caldera von Santorin erinnert – doch die Umgebung hätte unterschiedlicher nicht sein können. 
Sehr spannend ist auch der Mythos des Rinjani:

Gefunden in “Reise Know-How Bali & Lombok” – verkürzte Abschrift des Auszugs aus dem Buch “Kleine Inseln – große Abenteuer” von Heinz Kruparz.
Am Lagerfeuer sitzend erzählt ihm sein Führer und Guru den Mythos:

“Lange, bevor unsere indonesischen Inseln ihre heutige Form besaßen, begab es sich, dass der Gott des Feuers sich gegen den Gott des Meeres empörte und beide gegeneinander Krieg führten. Ihr müsst wissen, dass dem Gott des Feuers einst die gesamte Erde zu Eigen war. Die Welt ist (...) einst aus Feuer entstanden. Dann kam der neidische Gott des Wassers. Er ließ es regnen und wollte auf diese Weise alles Land durch seine feuchten Heerscharen, die Wassermassen, erobern. (...) Stück um Auszuschließend brach er mit seinen nimmermüden Zähnen von den Küsten der Kontinente. Seht nur, was von unserem Indonesien übrig blieb: unzählige Inseln! Der Rest des Kontinents hingegen liegt am Meeresboden. Als die Not groß war, riefen unsere bedrängten Urväter mit Hilfe ihrer frommen Priester den Gott des Feuers zu Hilfe. Jedoch es kam, wie es immer kommt wenn man einen Gewaltigen zum Schutz in sein Haus holt: Der Gott des Feuers half den Malayen wohl gegen die nagende Meeresflut, blieb aber dann im Lande.


Von diesem Tag an mussten die Inselbewohner unter seiner Gewalttätigkeit leiden. Seither müssen in jeder Generation Tausende durch das Feuer sterben, welches er aus der geborstenen Erde schleudert. Aber der Feuergott schuf auch Neuland, denn wenn das ausgespienen Feuer erloschen ist und die geschmolzene Erde erkaltet, verwandelt es regen in fruchtbares Ackerland.(...) Abertausende mussten diese Hilfe gegen des Gott des Wassers mit ihrem blühenden Leben bezahlen! (...)

So maßen sich die beiden herrschsüchtigen Götter miteinander(...). Schließlich waren sie des Kampfes müde. Der Feuergott, Gott Api, zog sich hierauf dorthin zurück, wo er die höchste Burg hat und die gläubigen Massen ihn seit jeher am meisten huldigten und Opfer darbrachten (...), den Rin(d)jani. 

(...)


Dort oben lebt er seither, jedoch nicht allein. Für den Fall, dass ihn der Wassergott wieder bedrängen sollte, hat sich der Feuergott eine Geisel mit in seine Burg genommen: ein Kind des Meergottes namens Segare Anak. (...) Es ist gefangen, Gott Api hält es in seinem Schlosse hinter hohen Zinnen fest. (...) Er liebt es, jeden Morgen sein schreckliches Antlitz in dem strahlenden Auge des Sees zu spiegeln. Aber da wird der Gott der feuchten Mächte jedes Mal von neuem böse: er schickt dicke Wolken, dass sie sein Kind verhüllen, oder er trübt durch Regenschauer die reine, klare Wasserfläche. Aber im Übrigen ist der Wassergott machtlos. Das Kind des Meeres wartet auf seine Befreiung. Es sehnt sich nach der Wiedervereinigung mit dem Meere!


(...) Wir sind uns dessen bewusst, dass man den Feuergott erzürnt, wenn man das “Kind des Meeres” auch nur zu erblicken sucht, geschweige denn seine geheiligten Wasser durch unsere Anwesenheit verunreinigt! Verständlich, wer lässt denn schon seine Gemahlin von Fremden betrachten? Ihr wisst nicht, dass Gott Api das liebreizende Kind zu seiner Frau gemacht hat? (...) Der “Gunung Baru”, der “neue Berg” ist aus dieser Verbindung entsprossen.”


Wir bezogen unser Zelt und schwelgten im Anblick der majestätischen Kulisse. Der Sonnenuntergang war dramatisch und schien Ewigkeiten anzudauern. 


Der Blick vom Aussichtspunkt oberhalb unseres Lagers war atemberaubend: Der Blick reichte im Westen ueber die Gili-Inseln bis zum heiligen Berg auf Bali. 


Im Norden und Osten waren mehr Inseln zu sehen und auch Südwestlombok war zu erkennen.
Ich schloss Kontakte mit verschiedenen Gruppen und fühlte mich pudel wohl. Danach saßen wir in (nun) trauter Runde um ein kleines Lagerfeuer, hörten Musik und genossen die laue Nacht. Als wir gerade eine Sportzigarette konsumierten, sahen wir etwas Unfassbares. Ulf sah es zuerst, aber er traute seinen Augen nicht und schwieg. Als auch ich einen Zug nahm und nach oben blickte, fiel mir die Kinnlade herunter: über uns hatte sich ein riesiger Lichtring um den Halbmond gebildet. Ein Halo. Dieses Phaenomen entsteht durch einen Lichteffekt, der atmosphärischen Optik, die durch Reflexion und Brechung von Licht an Eiskristallen entstehen.. 

Eigentlich war Halbmond. Dies war noch das bestmoegliche Bild, das ich schiessen konnte. Thomas mit seinem Stativ hatte auch nicht viel mehr Glueck. Man kann hoechstens erahnen, wie gigantisch der Anblick war...
Der ganze Himmel war wolkenbedeckt und sparte nur diesen Kreis aus. Erst viel später zog eine einzelne Wolke unterhalb des Phänomens hindurch. Irgendwann schwand der Ring, doch er kehrte noch einmal zurück. Es wurde spät. Nachts schliefen Hunde direkt am Zelt und bellten von Zeit zu Zeit lautstark. Doch das war nichts gegen den sympathischen Chinesen, der sich als wahre Schnarchmaschine herausstellte – wir rätselten, wie sein schmächtiger Körper diese unglaubliche Resonanz erzeugen konnte. Entsprechend kurz war auch diese Nacht. In der Nacht hatten wir alle Albträume. War dies der Zorn des Feuergotts? Ich träumte wie ein Teil meiner Familie mich verstieß. Ich erwachte mit einem Grauen.

Am nächsten Morgen stiegen wir über einen steilen Abhang zum See hinunter. Der böige Wind war das alles beherrschende Geräusch. Ansonsten war es geradezu totenstill. Eine majestätische Ruhe. Ich nahm mir wieder Zeit, um den Anblick zu genießen. 


Dann nahm ich Tempo auf und erreichte den See als Erster. Dort verweilten wir etwa 3 Stunden.


Zunächst meditierte ich ein wenig, erwies dem für Balinesen wie Sasak (die Bevölkerung von Lombok) gleichermaßen heiligen Ort meine Aufwartung. Auch ich spürte eine starke Energie. Ich überwand mich und schwamm auf den 230 Meter tiefen und dunklen See hinaus. Unter Wasser war nichts zu erkennen.
Die Träger fischten derweil in einem atemberaubenden Tempo einen Fisch nach dem anderen aus dem Segara Anak.
Danach ging ich gemeinsam mit den anderen zu den wohltuenden heißen Quellen. 


Unsere Muskeln entspannten sich und unsere Gemüter ebenfalls. Wir waren von einer bizarren, atemberaubenden Landschaft umgeben. 



Die beiden Pools, in denen wir badeten hatten ein milchiges, schwefliges Gelb und die beiden Miniaturwasserfälle boten einen Massagestrahl aus der Rubrik “hardcore”. 
Ulf und ich stiegen noch ein wenig hinab und fanden noch einen weitaus imposanteren Wasserfall.
Nach der Rückkehr am Lager, wurden wir wieder mit Essen verwöhnt: Reis, Gemüse, Ei, Hühnchen, Chili und Prawncracker. Direkt danach brach die Gruppe auf.
Nach dem heißen Quellen und mit dem vollen Magen war mir nicht danach, gleich weiterzuziehen. Außerdem wollte ich noch einen stillen Moment am Ufer verbringen und meditieren. Andacht. Addy wusste schon, das er da einen ganz speziellen Fall in seiner Gruppe hatte und versicherte mir mit einem Ausdruck zwischen Lächeln und Grinsen, ich solle ruhig noch meditieren, ich würde meinen Weg schon finden und die Gruppe wieder einholen.
Auch nach 20 Minuten fühlte ich mich weiter schlapp und so machte ich mich ganz langsam auf den Weg. 1000 Schritte sollst Du tun, danach ließe sich wieder über Trecking reden. Eine gute Entscheidung. Ruhe. Bisweilen lief ich mit den Trägern, die in ihren Flipflops und allen Vorräten und Zelten plaudernd den steilen Weg in einer geradezu provozierenden Lässigkeit meisterten. Es war angenehm Ihnen zu lauschen und nichts zu verstehen. Dann ging ich wieder allein durch den dichten Nebel. Es wurde immer steiler, ich fand immer besser in Tritt und überholte schließlich einen Teil der Gruppe. Thomas hatte sich für seinen großen Rucksack  mit dem ganzen Photo-Equipment entschieden – ein grober Fehler. Ich mied die großen Stufen, die errichtet worden waren für ein Hotelprojekt am Kraterrand, das glücklicherweise aufgegeben worden war. 
Schließlich erreichten wir den letzten Lagerplatz – das “Basecamp” des Gunung Rinjani. Die Zelte waren bereits aufgebaut. Wir befanden uns in einer trüben Suppe, die unmöglich machte zu erkennen, in welcher Umgebung wir uns befanden. Nur eins war offensichtlich: Unmengen von Müll. Leider wurde der Ort nicht mehr gereinigt. Eine Schande angesichts der Bedeutung des Berges. Doch für das Plastikproblem muss erst Bewusstsein wachsen – auch bei uns hat das sehr lange gedauert. Und nur weil das Problem in der “westlichen” Welt nicht mehr so stark sichtbar ist, heißt das keineswegs, dass wir das Problem im Griff hätten – man denke nur an den “Müllkontinent” im Pazifik. Abgesehen davon macht es mich bisweilen fast wütend, wenn ich Touristen höre, die meinen, dies sei nur ein Fehler der Einheimischen. War es nicht der Tourismus und die einseitige Globalisierung, die den Grundstein für das Problem gelegt hatte? Und wo war der Technologietransfer? Wir haben einiges Wissen über Recyclingmanagement, aber zu wenig altruistische und zu viele wirtschaftliche Interessen, um das Problem anzugehen und vor Ort Strukturen aufzubauen. Beides lässt sich durchaus kombinieren.
Doch zurück zur Gruppe, zu Addy und den Trägern: Mister Kool und seiner Gang…
Ich übergab ihnen die Kontrolle über meine kleine Musikbox, was zur Folge hatte, dass wir nach einiger internationaler Musik bei deutschem Rap landeten. Ihnen war schließlich egal, ob sie englisch oder deutsch nicht verstanden. Ihnen ging es um die Beats und die waren gut. So lauschten wir dem neuen Patchworks-Produzentenalbum, Genettik und schließlich bei Creutzfeld & Jacob. Skurriler geht’s kaum…
Es regnete sich immer weiter ein. Ich hielt es noch eine Stunde draußen aus, dann saß ich mit Ulf im Zelt hörten seinen Rap, philosophierten und erstellten Notizen zum Treck. Als ich um Mitternacht ein letztes Mal rausging, hatte es gerade aufgehört zu regnen – nach 8 Stunden. Es war ein kleines bisschen klarer und ich hatte Hoffnung, dass wir doch den Gipfel in Angriff würden nehmen können.
2 Stunden später war die Nacht vorbei. Ich war extreme entschlossen und bester Laune. Thomas nicht. Er machte alles madig. Ich entfernte mich von ihm, um positiv zu bleiben. Ich wollte nicht mit ihm streiten. Schließlich waren wir zu fünft beim Aufstieg (von unserer 8er-Gruppe und den Dreien mit denen wir parallel liefen): Kyle, ein Kanadier, der Finn-Englaender, Rose, Ulf und ich. Angeführt natürlich von Addy. Das Adrenalin lies uns laufen. Dennoch war unsere Müdigkeit extrem. Wie in Trance stiegen wir in der Dunkelheit aufwärts. Es war neblig-feucht und wir begannen schnell zu schwitzen. 2/3 des Wegs waren anstrengend, aber durchaus machbar. Leider waren die Headlights von Ulf und mir ausgesprochen schlecht und als ich zwischenzeitlich den Anschluss verlor, hatte ich große Mühe, den nun immer schmaler werdenden Grat, halbwegs auszuleuchten. Stellenweise war der “Weg” nicht mal einen Meter breit. Der Vulkansand, auf dem wir liefen, war feucht und es ging 3 Schritte hoch und einen runter. Dieses letzte Stück war kriminell. 45 Grad Steigung. Ich rannte immer ein paar Schritte hoch, hielt dann schwer atmend inne. Diese Etappe war ein Rythmuskiller. Kaum stand man, begann man erbärmlich zu frieren. Also weiter ein paar Schritte hoch. Scheinbar unendlich. Nur Wille hielt uns auf dem Weg.
Endlich erreichten wir den Gipfel und das Adrenalin, das uns hochgepeitscht hatte, entlud sich in einem berauschenden Glücksgefühl. Sicher, der Blick hätte noch imposanter sein können; die Sonne versteckte sich teilweise hinter den Wolken und im schneidenden Wind war es bitterkalt. Ich meine sibirisch. Wir standen nun auf dem hoechsten Gipfel des zweithoechsten Vulkan in Indonesien auf 3729 Metern. Mit größter Mühe hielten wir es knapp 20 Minuten auf dem Gipfel auf. Wir wurden in keinster Weise enttäuscht. Es war durchaus wahrscheinlich gewesen, dass wir nichts hätten sehen können. Und wir hatten uns selbst bezwungen, den Berg in uns selbst. 

Abdul am Ziel...
Die Belohnung war riesig: Da standen wir nun ÜBER den Wolken. 


Auf der einen Seite waren dichte Wolken, so dass wir den See nicht sehen konnten. Auf der anderen Seite reichte der Blick weit über den Ozean hinaus. Und es sollte noch besser werden: auf dem Weg hinab, klarte es auf und der See samt Vulkan wurden scharf. Auf der anderen Seite sahen wir unser nächstes Ziel: Sumbawa. Oder war es gar Komodo? 


Wilde Zacken deuteten auf die gewaltigen vulkanischen und Faltungsprozess an, die diese Inseln geschaffen hatten. Die Insel schwebte über den Wolken. Himmel und Meer waren verschmolzen. 

Nun konnten wir erkennen, welch wahnsinnigen Grat wir erklommen hatten. Zu beiden Seiten lauerte der jähe Abgrund. Wir schienen uns auf einem anderen Planeten zu befinden. Abdul berichtete mir später, dass er bei der Besteigung zu weit an den rechten Rand getreten war, abgerutscht war, und zu seinem grossen Glück nach vorne auf seine Hände fiel. Spätestens auf dem Weg hinab, realisierte er was für ein riesiges Glück er gehabt hatte! 


Hier kann man die Steilheit des Grats allenfalls erahnen...
ein mussglückter Schnappschuss des steilen Abgrunds. Dürfte aber beim Herrn Abdul kurzzeitig böse Beklemmungsängste auslösen. Doch am Ende ließ der Feuergott Milde über Abdul walten.



Im Gegensatz zum unglaublich harten Aufstieg, war es nun eine wahre Freude im Vulkansand hinabzusliden. Dazu hatten wir den unglaublichen Blick hinunter auf den in Grün- und Blautönen schimmernden See und seinen Vulkan. Ich nahm mir alle Zeit der Welt, um das Bild tief in mich aufzusaugen





Das war der krönende Abschluss.

Was nach dem Frühstück im “Basecamp” folgte, war ein zäher Durchhaltemarathon. Mit Tunnelblick flott ins Tal. Wieder passierten wir die verschiedenen Mikroklimazonen. Nach 12 Stunden Marsch erreichten wir Sembalun.


Anmerkung: Unternehmt den Treck besser nicht in der Regenzeit!!!


Die zweite Episode: Abdul und Gonzo Baba brachen zu einer epischen Bootsfahrt auf, schliefen unter den Sternen, schwammen mit Mantarochen, heckten wilde Kaperpläne aus und legten ihr Schicksal in die Hände Käpt’n Araks – oder würden Sie das Steuer an sich reißen?  - Reisereportage: Kapitän Arak, der Pirat und die Drachen