Dieser Blog widmet sich der Gefährdung des Ökosystems Erde. Als Beispiele stelle ich eine Reportage über Wälder und den Zustand der Gletscher im Himalaya in den Vordergrund.
Ökosystem
Wald
80% der Biodervisität auf dem Land entstammen den
Wäldern dieser Erde. Aus den Heilpflanzen wird die Hälfte der Arzneimittel
gewonnen. Die Wälder sind ein riesiger Kohlenstoffspeicher. In ihnen ist
dieselbe Menge gespeichert, die sich in der Atmosphäre befindet. Würde der
Kohlenstoff durch Brandrodung vollständig freigesetzt, würde das unweigerlich
zu einem Kollaps führen.
Nun werden Probleme wie der Klimawandel, ein
Schwund der Artenvielfalt und die zunehmende Wüstenbildungen in vielen Regionen
der Welt häufig separat betrachtet; ebenso soziale, ökonomische und ökologische
Aspekte. Der Reportage über die Wälder, die ich zunächst vorstellen möchte,
gelingt es diese verschiedenen Aspekte zu bündeln und in einen Bezug zueinander
zu setzen.
Zum einen ist es die unkontrollierte Abholzung,
die den Nährstoffgehalt des Bodens drastisch vermindert. Der Boden verliert
seine Speicherkraft und ist der Erosion freigegeben. So entsteht in einigen
Regionen die Gefahr von Wüstenbildung; möglich ist aber auch, dass der Boden in
der Regenzeit das Wasser nicht mehr aufnehmen kann und es zu schweren
Überschwemmungen kommt.
Zum anderen wird leicht vergessen, das der Wald
neben Flora und Fauna auch für viele Menschen eine Lebensgrundlage bedeutet.
Das hängt sicherlich mit der Wahrnehmung zusammen, dass es in den
Industrieländern vor allem unberührte Nationalparks sind, in denen sich die
Natur entfalten kann. In den Entwicklungs- und Schwellenländern ist die
Realität eine Andere. Und so hat man gerade in letzter Zeit häufiger davon
gehört, wie sich Menschen (beispielsweise im Amazonas) gegen die Vernichtung
ihres Lebensraums durch Staudämme oder die weitere Etablierung riesiger
Monokulturen zur Wehr setzen. Der Wald ist ihre Heimat, ihre Lebensgrundlage;
hier werden Traditionen und ein Lebensstil bewahrt, der auf einer Koexistenz
mit der Natur basiert. Ein Lebensstil der darauf angewiesen ist, die Ressourcen
zu bewahren. Der Wald ist Nahrungsquelle, Apotheke und Einkommensquelle.
Verschwindet dieser Lebensraum, kommt es neben den
ökologischen zu gravierenden sozialen Folgen für die Bewohner. Mit der Heimat
schwindet ein Teil ihrer kulturellen Identität. Die Unabhängigkeit ihres Lebensstils
wird zerstört. Die Verbindung zur Natur wird gekappt. Es bleibt ihnen selbst
nichts anderes als selbst Brandrodung zu betreiben, zu Farmern und/oder
Viehzüchtern zu werden. Oder in die völlige Abhängigkeit zu geraten. Viele
flüchten in die ohnehin schon überfüllten Städte und vergrößern die dort
bestehenden Probleme noch weiter. Die Slums wachsen.
An die Stelle von nachhaltiger Ressourcennutzung
treten industrialisierte Monokulturen. Palmöl und Raps sollen den globalen
Energiehunger stillen. Die Menschen sind immer stärker auf Massentierhaltung
und auf die Lebensmittelindustrie angewiesen. Die Folgen sind verheerend. Die
Atmosphäre wird durch die Landwirtschaft mit Unmengen an Methan angereichert.
Oft wird vorgegaukelt, die immens steigende
Weltbevölkerung könne nur mithilfe von Agrarindustrie und genmanipulierten
Lebensmitteln sichergestellt werden. Dem entgegen steht die Möglichkeit, die
Biodervisität zu erhalten und dort, wo sie bereits verschwunden, ist mit
Permakulturen und Aufforstung wiederherzustellen. Das erscheint mir der
sinnvollere Weg - die Folgen von riesigen Palmölplantagen und dem Einsatz von Gentechnik
zur Steigerung des Ertrags gehen in meinen Augen nach hinten los und bedrohen
das ökologische Gleichgewicht massiv.
Eine Umkehr zu einer nachhaltigen
Ressourcennutzung wird ein langer Prozess sein; aber er muss jetzt beginnen.
Die Tatsache, dass der weltweite CO²-Ausstoß weiter gestiegen ist, obwohl die
Grenzen des Wachstums inzwischen den allermeisten bekannt sein dürften, ist
beschämend.
die
Gletscher der Himalaya
Nun zu den Folgen für die Gletscher des Himalaya.
Auch dort stellt Brandrodung und Abholzung ein großes Problem dar. Die
sturzartigen Überschwemmungen in Ladakh im Jahr 2010 sind ein alarmierendes
Zeichen. Es kam zu ungewohnt heftigen Regenfällen in der eigentlich sehr
trockenen Region. Der Boden konnte die Wassermassen nicht aufnehmen und es kam
zu verheerenden Überschwemmungen, die einen ganzen Stadtteil von Leh zerstört
haben. Auch in Pakistan kam es entlang des Indus zu verheerenden
Überschwemmungen.
Nachdem mich meine Reisen bereits dreimal in den
Himalaya geführt haben, liegt mir die Bergwelt besonders am Herzen. In einigen
Regionen haben sich in der relativen Abgeschiedenheit Kulturen erhalten, die
andernorts verdrängt wurden. Allein das Naturerlebnis ist grandios.
Doch neben den Veränderungen, die sich sichbar
vollziehen (Tourismus, Verbesserung der Infrastruktur und der Einzug westlicher
Konsumkultur) gibt es auch Veränderungen, die nicht auf den ersten Blick
sichtbar sind und doch gravierende Folgen haben. Während meiner Wanderung in
der Khumbu-Region fehlten mir Vergleichsmöglichkeiten und so nahm ich die
gravierenden Veränderungen der Gletscher naturgemäß nicht wahr. Ich konnte die
Dimensionen erst erahnen, als ich im Mountaneering
Museum in Pokhara (Westnepal) vergleichende Bilder der Gletscher sah - von
vor 40 Jahren und heute. Es war deutlich sichtbar: eine ganze Reihe von
Gletschern hatte die Hälfte ihrer Größe eingebüßt. Eine Vergleichsmöglichkeit
bietet die Website von
GlacierWorks.
Noch deutlicher wird die Dimension der
Veränderungen in der Reportage "on thinner ice", die Mediastorm für
die "Asia Society" produziert hat!
Die Gletscher verschwinden in einem rasanten
Tempo. Neben der Ausbreitung von Wüsten, dem Schwund der Regenwälder und dem
Ansteigen des Meeresspiegels, liegt darin sicher die größte Sprengkraft für die
Zukunft. In Tibet liegt das Wasserreservoir, in dem bedeutende asiatische
Flüsse ihre Quelle haben: unter anderem der Indus, der Brahmaputra, der Yangtse
oder der Mekong.
Das Wasser dieser Flüsse ist für bis zu zwei
Milliarden Menschen Asiens Lebensgrundlage. Sie werden wesentlich von den
Gletschern des Himalayas gespeist. Daneben stellt der Monsun die entscheidende
Wasserquelle dar. Doch auch das komplexe System des Monsuns ist von den
Klimaveränderungen betroffen. Der Monsun wird unberechenbarer und es kommt zu
häufigeren Dürreperioden oder Starkregen. In Rajasthan konnte ich 2009 sehen,
wie ganze Seen ausgetrocknet waren. Die Wasserversorgung wird immer schwieriger
sicherzustellen. Die Bevölkerungsentwicklung und die Landflucht verschärfen die
Problematik weiter. Längst hat das Problem auch eine politische Dimension.
Staudämme und Umleitungen der Flüsse sorgen für Spannungen zwischen Indien,
China, Pakistan, Bangladesch und den Anrainerstaaten des Mekong in Südostasien.
Es drohen militärische Konflikte um das Wasser -
nicht nur in Asien. Große Völkerwanderungen sind zu befürchten, wenn die
Lebensgrundlage Wasser zur schwindenden Ressource wird.
Claus Kleber zeigt für ARTE FUTURE die Dimension
dieses sich verschärfenden Konflikts:
Diese Entwicklung wird sich nicht mehr vollständig
aufhalten lassen, aber es ist höchste Zeit gegenzusteuern und zu echten
Vereinbarungen zum Klimaschutz zu gelangen. Und von denen zu lernen, die
wissen, wie man in Verbindung zur Natur lebt. Wir leben duetlich über unsere
Verhältnisse - was umso verheerender ist, als die Schwellenländer mitten im
Aufbruch stehen und einen immer größeren Energiehunger entwickeln. Sicher liegt
einige Hoffnung in den erneurbaren Energien. Doch bis diese ausgereift sind
bedarf es ernsthafter Kooperation zwischen den Staaten. Es geht schließlich um
die Zukunft für jetzige und zukünftige Generationen. Nicht zuletzt würde das
Auftauen der Permafrostböden in Sibirien zu einem unkontrollierbaren
Katalysator der Klimaerwärmung führen - da hier große Mengen von Methan und
Kohlenstoff im Boden gespeichert sind. Bei den Links findet sich ein
Kurz-Interview zu dem Thema und den möglichen Folgen.
Auch die Meere sind durch Plastikmüll und
Giftstoffe schwer belastet.
Es geht also längst um alles. Und es geht mir hier
nicht um Alarmismus. Ich würde mich gerne ganz auf die Schönheit der Welt
konzentrieren - aber diese Zusammenhänge zu ignorieren halte ich für fatal.
Dabei erscheint es mir nicht entscheidend, wer nun Recht hat, in welcher
Geschwindigkeit sich diese Prozesse vollziehen - entscheidend ist, sie
aufzuhalten. Alleine darauf zu setzen, der technologische Fortschritt würde die
selbstgeschaffenen Probleme wieder korrigieren, halte ich für eine gefährliche
Sackgasse.
Die Antworten für diese Probleme können nur in
internationaler Verständigung und lokalen Initiativen liegen, in denen
nachhaltige Initiativen entwickelt und weitergetragen werden. Entgegen jeder
Wachstumsideologie können wir das Überleben nur sichern, in dem wir auf ein
ökologisch verträgliches Maß schrumpfen. Wir können keinesfalls die
verbleibenden Ressourcen ausbeuten - das können wir uns nicht leisten. Vielmehr
müssen wir Alternativen entwickeln und statt einer Ausweitung der Industrie auf
Schutzräume setzen.
Gerade die Natur hat eine ungeheure Kraft, die
Erde zu reinigen. Und es bedarf Menschen, die diese Ressourcen im nachhaltigen
Sinne nutzen, schützen und ihr Wissen an die weitertragen können, die die
natürlichen Zusammenhänge aus dem Blick verloren haben. Nur dann werden auch
zukünftige Generationen eine lebenswerte Welt vorfinden können!
Weiterführende Links:
Film mit beeindruckenden Bilder über Schönheit und
Gefährdung des Ökosystems Erde.
In diesem Blog mit Reportagen aus Indien, China
und Papua liegt der Schwerpunkt auf Gerechtigkeit und dem Verlust der Identität
durch den Verlust von Lebensräumen durch den "Fortschritt".
Kurz-Interview mit dem Polarforscher Hugues
Lantuit.
eine Geschichte aus der von Dürre bedrohten
Sahelzone, die Mut macht!
Informationen über die Herausforderung genug
Nahrungsmittel bereitzustellen und Hunger zu stoppen - mit Informationen zu
Folgen von Massentierhaltung, Monokulturen und Energie.
Über den Zusammenhang von Regenwaldzerstörung und
Klimawandel.