Freitag, 20. Juli 2012

Sehnsuchtsorte: Nepals Himalaya


Die Photographien stammen von einer dreiwöchigen Wanderung durch die Khumbu-Region, in dem sich auch der Mount Everest befindet. Es handelt sich heute um einen gut erschlossenen und stark frequentierten Trek, der immens kommerzialisiert ist und neben wunderschönen Landschaften auch viele Entwicklungen bringt, die sehr fragwürdig sind. Nichtsdestotrotz haben sich auch die Lebensbedingungen eines Teils der Bevölkerung dadurch verbessert. Meine beste Entscheidung auf dieser Reise war, meine Wanderung nicht wie die meisten Touristen am Flugplatz Lukla zu beginnen, sondern bereits dorthin eine Woche hin zu laufen. So hatte ich schon meine eigene Beziehung zu den Bergen aufgebaut und viel Zeit gehabt, um über mich nachzudenken, bevor ich den "Highway" der Touristen betrat.

„Jeder einzelne von uns trägt in sich seinen eigenen Berg, den er bezwingen muss, um ein tieferes Wissen seiner selbst zu erreichen. Denn auch der Geist hat seine Berge und Felsen, und auch hier lauern Gefahren.“

H.P.S. Ahluwalia: Höher als der Everest
 



Generell war das Wetter in der ersten Wochen sher regnerisch und nur selten konnte man erahnen, wie nah man dem höchsten Berg der Welt war. Umso schöner war dann schließlich, als die Wolkendecke das erste Mal richtig aufbrach und den Blick freilegte auf eine unglaubliche Kulisse. Gemeinsam mit Johannes, in dem ich nach einer Woche einen Gleichgesinnten gefunden hatte, blieb nur ungläubiges Staunen, für einen Anblick für den es keine Worte gibt.

„Die Schönheit war so überwältigend, dass sie meine menschliche Natur kaum zu fassen vermochte.“

Kumar Sanyal Prabodh – Mondschein um den Trishul




Wie bei allen Wanderungen ist letztlich der Weg das Ziel und doch war ich sehr erleichtert als ich schließlich das physikalische Ziel meiner Wanderung erreicht hatte: den Kala Patar auf 5600m. Der Anblick der sich dort bot war Wahnsinn. Da ist man schon in einer Höhe angelangt, in der man nach Luft japst, obwohl man sich langsam akklimatisiert hat und dennoch ragen vor einem Giganten, die jeder Beschreibung spotten.

Auf dem ersten Bild sieht man von links nach rechts den Lhotse, den Mt. Everest und den Nuptse, der auf dem Bild als höchster Giprfel erscheint, da er am nächsten liegt:



Auf dem zweiten Bild siegt man im Vordergrund den "Hügel" Kala Patar und dahinter majestätisch aufragend den Pumo Ri (7169 Meter).





Beide Zitate stammen aus dem Buch: Eine Reise in den Himalaya: Geschichten für das Handgepäck, erschienen im Unionsverlag Zürich. Ein sehr empfehlenswertes Buch mit einer großen Besonderheit: es versammelt Geschichten von Autoren aus Nepal, Tibet, Bhutan und Indien und ist dadurch erfrischend anders zu lesen, als die bekannteren Perspektiven "westlicher" Autoren.

Der erste Teil meines ausführlichen Berichts habe ich hier verlinkt. Meine Betrachtungen zu Kathmandu und den Auswirkungen des Fortschritts finden sich hier

Dienstag, 17. Juli 2012

kulturelle Globalisierung


Heute möchte ich Euch ein anregendes Interview mit Ilija Trojanow vorstellen. Ich beschäftige mich häufiger mit seiner Person und bin immer wieder fasziniert von seiner großen Ausdruckskraft und seiner Fähigkeit, sich immer wieder auf fremde Umgebungen einzustellen, sich ihnen respektvoll anzunähern und dabei seine eigenen Gewissheiten immer wieder radikal in Frage zu stellen. Im folgenden Interview spricht er über Heimat, Reisen und kulturelle Globalisierung. Ich werde in absehbarer Zeit noch einmal intensiver auf seine Werke eingehen. 


Samstag, 14. Juli 2012

Reflexionen eines Suchenden



Heute möchte ich Euch mein gerade erschienenes Buch "Reflexionen eines Suchenden" vorstellen, das auch für den Blog namensgebend war. Den genauen Bezug zwischen dem Buch und dem Blog werde ich in einem anderen Blog erläutern. 
Diesmal geht es ausschließlich um das Buch:

In erster Linie handelt es sich um ein Reisebuch. Es gliedert sich in einen kürzeren ersten und autobiographischen Teil, der erklären soll, warum ich aufgebrochen bin, was mich in der Fremde angezogen hat und wonach ich dabei gesucht habe. Zugleich berichte ich über das, was ich hinter mir lassen wollte. Ich schreibe über persönliche und gesellschaftliche Werte; über Heimat, Sehnsüchte, Träume, Verantwortung und Freiheit.

Der zweite Teil basiert auf meiner ersten Reise von Venedig über Griechenland nach Istanbul und von dort aus nach Indien - vom Kaschmir im äußersten Norden bis nach Goa im Süden des Subkontinents. 

Im dritten Teil reflektiere ich das Erlebte, versuche die Kontraste Indiens einzuordnen und stelle mich der Frage, ob ich gefunden habe, wonach ich suchte und wie mich die Erfahrungen geprägt haben.

Die Bilder, die ich bislang auf diesem Blog gepostet habe, finden sich auch im Buch wieder.


der Klappentext:


Die Reflexionen eines Suchenden sind der Bericht einer Reise auf zwei Ebenen –
die eine führt durch Südeuropa und Indien; die andere ist eine innere Suche nach Heimat und nach Antworten auf die großen Fragen des Lebens.
Beide Reisen bedingen einander – äußere und innere Welt spiegeln sich.

Das Ergebnis ist eine Odyssee. Unbekannte Abenteuer, Abgründe und Glücksmomente konfrontieren mit den eigenen Ängsten, Motiven und Sehnsüchten. 

Die Hoffnung, aus den Schatten der Vergangenheit zu treten, trägt den Autor immer weiter auf dem Weg von Venedig über Griechenland und Istanbul bis ins mystische Indien. 

Dort überschlagen sich die Ereignisse auf einer turbulenten Route: von Kaschmir und dem Himalaya im äußersten Norden durch das orientalische Rajasthan über die Millionenmetropole Bombay an die Strände Goas.

Die gefährlichen, zufälligen und ersehnten Erlebnisse des Reisenden in einer fremden und ihn dennoch existenziell berührenden Welt lassen oft innehalten und zwingen zum Nachdenken. Viele Bilder und einige Zitate kommentieren und verdichten den Reisebericht.


Informationen zu Ausstattung und Bezugsquellen findet sich hier.

Sonntag, 8. Juli 2012

Abenteuer & Reisen


Der australische Abenteurer und Filmemacher Tim Cope war mit Pferden und einem Hund auf den Spuren Dschingis Khan unterwegs. Er hat über 10.000 Kilometer von der Mongolei bis nach Ungarn zurückgelegt. Für diese Reise hat er drei Jahre gebraucht. Überall auf dem Weg trifft er auf Nomaden, die ihm mit ihrer Gastfreundlichkeit und Hilfsbereitschaft die Reise ermöglichen. Er möchte beweisen, dass die Mythen der unzivilisierten Barbaren unzutreffend sind. Eine der am meisten beeindruckenden Momente dieser epischen Reise war für mich die Ankunft zurück in der „Zivilisation“, als der Autor darauf hinweist, dass er erst in Ungarn wieder die ersten festen Zäune gesehen hat; Die selbstgedrehten Bilder sind voller Emotion und unverfälscht. Man kann tief eintauchen in eine ganz andere Welt. Wer den Alltag weit hinter sich lassen will, dem sei die Dokumentation wärmstens empfohlen. Hier folgt der erste Teil:  


Bei meinem letzten Besuch im Buchladen lachte mich ein bärtiger Mann von einem Buchcover an. Der Titel des Buches: „the longest way“. Es handelt sich um den Bericht eines Reisenden, der sich ursprünglich vorgenommen hatte von China nach Deutschland zu laufen…
Letztendlich  trugen ihn seine Füße „nur“ durch China, bis er wohl gefunden hat, was er gesucht hat. Bis dahin hatte er auch schon über 4500 Kilometer zurückgelegt. Ich werde dieses Buch bei
Gelegenheit lesen. Besonders bemerkenswert finde ich das Video, das er über seine Reise gedreht hat und erst zu seinem Bucherfolg geführt hat. Das möchte ich Euch an dieser Stelle gerne vorstellen. Vielleicht hätte ich das auch mal machen sollen; mein Bart hat nach den sieben Monaten meiner ersten Reise auch recht einschüchternd ausgesehen…

Doch nun zum Video. Weiterführende Informationen befinden sich unterhalb des Videos:

Donnerstag, 5. Juli 2012

Sehnsuchtsorte: Rajasthan & Kontraste



Auf dem Bild ist das Fort Merangar zu sehen. Dieses glanzvolle Zeugnis aus der Zeit der Maharadschas kann man in Jodhpur besichtigen. Die Stadt zählt knapp eine Million Menschen und liegt in Rajasthan, im Nordwesten Indiens. In einem Land, das ohnehin aus extremen Kontrasten besteht, sticht Rajasthan noch einmal heraus. Man fühlt sich manchmal wie in einem orientalischen Traum aus tausendundeiner Nacht, der von den satten Farben, Gerüchen, dem Sprachengewirr, Schlangenbeschwörern, heiligen Männern, Kamelmärkten, den verschiedensten Religionen und Völkern sowie Zeugnissen der glorreichen Vergangenheit ausstrahlt. Um nur ein paar Quellen der Sinnesüberreizung zu nennen…

Doch das ist nur die halbe Wahrheit. Und ich möchte auf meinem Blog kein verklärtes Bild zeigen – weder von Indien, noch dem Reisen an sich oder meiner eigenen Person.
Rajasthan ist auch ein Landstrich voll bitterer Armut und Ungerechtigkeit; es bestehen riesige Problemen bei der Wasserversorgung, die bei Dürren die Menschen in dem Bundesstaat, der von der Tharwüste durchzogen ist, besonders hart treffen. Exemplarisch für diese anderen Facetten Indiens dieses Bild:


Zugegeben ein extremes Bild; doch keines, das völlig aus dem Rahmen fallen würde. Keiner ist entsetzt über diesen Zustand. Man stelle sich einmal die Reaktionen von Europäern auf ein solches Straßenbild zuhause vor...

Dieses Zitat bietet noch einmal einen ganz anderen Betrachtungswinkel dieser Szenerie:

"Die Begabung der Einwohner, ungerührt und gleichmütig dem Niedergang zuzusehen, ist grenzenlos. Und sicherlich seit Urzeiten vorhanden. Überall leuchten die Zeichen der Auflösung und nichts drängt den Inder resolut einzuschreiten. Ich weiß noch heute nicht, ob Inder radikale Pessimisten sind. Erkennen sie doch keinen Sinn darin, die Dinge zu erhalten. Oder steckt in ihnen ein vollkommener Optimist? Da immer überzeugt, dass alles – ganz ohne Hilfe von außen – seinen Weg geht, stets zu einem guten Ende führt. Nichts scheint wichtig, nichts soll die innere Balance stören."  
Andreas Altmann: "Triffst du Buddha, töte ihn."

 
so treffend dieses Zitat in meinen Augen ist - diese Einstellung - stark vom Kastensystem und der hinduistischen Philosophe geprägt, hat auch ihre Schattenseiten im Diesseits vieler Menschen.

Wie heißt eines der Bücher mit Reportagen, Essays und biographischen Notizen von Ryszard Kapusinski so treffend: „Die Erde ist ein gewalttätiges Paradies“. Licht und Schatten liegen oft nah beianander und bedingen sich gleichzeitig gegeneinander.
 
Diese Kontraste sind es, die uns in gleichem Maße verstören wie faszinieren. Was wäre auch reel ohne Dualität? Und dennoch bin ich überzeugt, dass wir die Welt in dem Maße, in dem wir es vermögen, verändern müssen. Und zuerst uns selbst. Denn auch in uns liegen beide Seiten und nur ein Gleichgewicht kann die Welt in der Waage halten. Davon sind wir aktuell weit entfernt.

Ich habe Momente unglaublichen Glücks auf meinen Reisen erleben dürfen, aber auch Momente großen Schmerzes, Verwirrung und Einsamkeit. Und genau das spiegelt sich auch in meinem Buch. Ich fand in der Welt dieselbe Polarität wie in meinem Leben. Diese Reflexionen und Spiegelungen sind es, die uns die wahre Natur der Welt näher bringen, uns erkennen lassen.
Für mich bleibt trotz aller Erkenntnisse das Leben ein schmaler Grat; der Abschüssigkeit auf beiden Seiten dieses Weges bin ich mir voll bewusst. Doch genau da liegt mein Weg. Zumindest solange bis ich spüre und nicht mehr nur denke. Denn ich weiß, dass nur das Herz Wahrheit erkennen kann. Doch es ist noch ein langer Weg.

Friedrich Nietzsche schreibt:

„Es gibt nur einen Weg, den nur du gehen kannst. Wohin er führt? Frage nicht – gehe ihn“

Und da stehe ich nun wieder einmal an einer Weggabelung. In Kürze werden die ersten Bücher von „Reflexionen eines Suchenden – eine Odyssee durch Schatten und Licht“ hier eintreffen und damit beginnt ein neues Abenteuer, das mich in absehbare Zeit wieder in diese grausame und zugleich wundervolle Welt hinaustragen wird. Ich werde es herausfinden...