Auf
dem Bild ist das Fort Merangar zu sehen. Dieses glanzvolle Zeugnis aus der
Zeit der Maharadschas kann man in Jodhpur besichtigen. Die Stadt zählt knapp eine
Million Menschen und liegt in Rajasthan, im Nordwesten Indiens. In einem Land,
das ohnehin aus extremen Kontrasten besteht, sticht Rajasthan noch einmal heraus.
Man fühlt sich manchmal wie in einem orientalischen Traum aus tausendundeiner Nacht, der von den satten
Farben, Gerüchen, dem Sprachengewirr, Schlangenbeschwörern, heiligen Männern,
Kamelmärkten, den verschiedensten Religionen und Völkern sowie Zeugnissen der
glorreichen Vergangenheit ausstrahlt. Um nur ein paar Quellen der Sinnesüberreizung zu nennen…
Doch
das ist nur die halbe Wahrheit. Und ich möchte auf meinem Blog kein verklärtes
Bild zeigen – weder von Indien, noch dem Reisen an sich oder meiner eigenen Person.
Rajasthan ist auch ein Landstrich voll bitterer Armut und Ungerechtigkeit; es
bestehen riesige Problemen bei der Wasserversorgung, die bei Dürren die Menschen in dem
Bundesstaat, der von der Tharwüste durchzogen ist, besonders hart
treffen. Exemplarisch für diese anderen Facetten Indiens dieses Bild:
Zugegeben ein extremes Bild; doch keines, das völlig aus dem Rahmen fallen würde. Keiner ist entsetzt über diesen Zustand. Man stelle sich einmal die Reaktionen von Europäern auf ein solches Straßenbild zuhause vor...
Dieses Zitat bietet noch einmal einen ganz anderen Betrachtungswinkel dieser Szenerie:
"Die Begabung der Einwohner, ungerührt und gleichmütig dem Niedergang zuzusehen, ist grenzenlos. Und sicherlich seit Urzeiten vorhanden. Überall leuchten die Zeichen der Auflösung und nichts drängt den Inder resolut einzuschreiten. Ich weiß noch heute nicht, ob Inder radikale Pessimisten sind. Erkennen sie doch keinen Sinn darin, die Dinge zu erhalten. Oder steckt in ihnen ein vollkommener Optimist? Da immer überzeugt, dass alles – ganz ohne Hilfe von außen – seinen Weg geht, stets zu einem guten Ende führt. Nichts scheint wichtig, nichts soll die innere Balance stören."
Andreas Altmann: "Triffst du Buddha, töte ihn."
so treffend dieses Zitat in meinen Augen ist - diese Einstellung - stark vom Kastensystem und der hinduistischen Philosophe geprägt, hat
auch ihre Schattenseiten im Diesseits vieler Menschen.
Wie heißt eines der Bücher mit Reportagen, Essays und
biographischen Notizen von Ryszard Kapusinski so treffend: „Die Erde ist ein
gewalttätiges Paradies“. Licht und Schatten liegen oft nah beianander und bedingen sich gleichzeitig gegeneinander.
Diese Kontraste sind es, die uns in gleichem Maße
verstören wie faszinieren. Was wäre auch reel ohne Dualität? Und dennoch bin ich überzeugt, dass wir die Welt in dem Maße, in dem wir es vermögen, verändern müssen. Und zuerst uns selbst. Denn auch in uns liegen beide Seiten und nur ein Gleichgewicht kann die Welt in der Waage halten. Davon sind wir aktuell weit entfernt.
Ich habe Momente unglaublichen Glücks auf meinen
Reisen erleben dürfen, aber auch Momente großen Schmerzes, Verwirrung und
Einsamkeit. Und genau das spiegelt sich auch in meinem Buch. Ich fand in der
Welt dieselbe Polarität wie in meinem Leben. Diese Reflexionen und Spiegelungen sind es, die uns die wahre Natur der Welt näher bringen, uns erkennen lassen.
Für mich bleibt trotz aller Erkenntnisse das Leben ein schmaler Grat; der
Abschüssigkeit auf beiden Seiten dieses Weges bin ich mir voll bewusst. Doch
genau da liegt mein Weg. Zumindest solange bis ich spüre und nicht mehr nur denke. Denn ich weiß, dass nur das Herz Wahrheit erkennen kann. Doch es ist noch ein langer Weg.
Friedrich Nietzsche schreibt:
„Es gibt nur einen Weg, den nur du gehen kannst. Wohin
er führt? Frage nicht – gehe ihn“
Und da stehe ich nun wieder einmal an einer
Weggabelung. In Kürze werden die ersten Bücher von „Reflexionen eines Suchenden
– eine Odyssee durch Schatten und Licht“ hier eintreffen und damit beginnt ein
neues Abenteuer, das mich in absehbare Zeit wieder in diese grausame und zugleich wundervolle Welt hinaustragen wird. Ich werde es herausfinden...
Wundervolle Bilder :) Da würde ich auch gerne mal hin
AntwortenLöschenDanke schön! In Indien weiß man zuweilen gar nicht, was man zuerst photographieren soll; zumal man ja das Schauen nicht vergessen sollte...
AntwortenLöschenRajasthan ist sicher der vibrierendste und bunteste Teil von Indien. Man wähnt sich bisweilen in "Tausend und eine Nacht". Im wahrsten Sinne des Wortes reizüberflutend ;)
Die andere Seite der Medaille habe ich ja im Blog beschrieben. In jedem Fall sprengt Indien jegliche Vorstellungskraft...