Donnerstag, 9. August 2012

Reisereportagen: Laos - über den Mekong nach Luang Prabang


Nach kurzen Impressionen in den Sehnsuchtsorten, vertiefe ich das in einer neuen Rubrik mithilfe von Reisereportagen. Zum Einstieg möchte ich Euch den Norden von Laos vorstellen.




Die französischen Kolonialherren prägten ein Sprichwort über die Bewohner Indochinas (das sich auf Teile von Vietnam, Kambodscha und Laos erstreckte):

„Die Vietnamesen pflanzen den Reis, die Kambodschaner beobachten sein Wachstum und die Laoten hören dem Reis beim Wachsen zu.“


Zur Einordnung


Im Januar 2011 war ich mit kurzen Unterbrechungen seit etwa eineinhalb Jahren unterwegs. Immer wieder hat es mich nach Asien gezogen.
Ich reiste in der Gesellschaft zweier guter Freunde nach Laos. Der eine begleitete mich nun seit 3 Wochen und wir hatten zwei davon auf den Inseln im Golf von Thailand verbracht. Er war der Einzige, der es wahrgemacht hatte und mich während meiner Reise besuchen gekommen war; ich hatte mich riesig gefreut und wir haben eine entspannte Zeit verbracht. Nach einer Woche im Dschungel im Inselinnern von Ko Pha Ngan hatten wir uns nach einer 36-stündigen Reise im Norden von Thailand, in Chiang Mai, wiedergefunden. Bei dem kurzen Aufenthalt trafen wir auf Pete, meinen finnischen Freund, den ich seit Bombay nicht mehr gesehen hatte. Zuvor hatten wir eine entspannte Zeit im indischen Goa verbracht. Die Wiedersehensfreude war groß!


Mekong


Unser Ziel war Luang Prabang im Nordwesten von Laos. Wir fuhren über Nacht an die Grenze und dort bestiegen wir ein Boot, das uns in zwei Tagen über den Mekong direkt nach Luang Prabang bringen würde. Die gemächliche Ankunft in einem fremden Land unterschied sich wesentlich von allen bisherigen Erfahrungen und ich fühlte mich von Anfang an mit dem Land verbunden. Ich saß die meiste der Zeit in Heck des Boots, von wo aus ich den schönsten Blick genießen konnte. Gemächlich zogen wir in aller Seelenruhe an wundervollen Landschaften entlang. Kleine Dörfer zeugten davon, wie traditionell viele Menschen noch immer leben. 




Der Wasserstand des mächtigen Mekong-Stroms war sehr niedrig, so dass viele Felsen und kleine Sandbänke auf beiden Seiten des Flusses frei lagen. Umgeben war er von saftigen grünen Hügeln und Bergen im Hintergrund, die eine beruhigende Wirkung auf mich hatten. Eine geradezu meditative Gelassenheit breitete sich in mir aus. Es besteht auch die Möglichkeit, die Strecke mit dem Schnellboot zu befahren, aber das hielt ich für völlig unpassend. Mal abgesehen davon, dass es oft zu verheerenden Unfällen kam, sah ich überhaupt keinen Sinn darin, an dieser wunderschönen Landschaft vorbei zu rasen, als gäbe es kein Morgen. Wie sollte da innerer Frieden aufkommen? Hauptsache schnell. Wir leben in merkwürdigen Zeiten…

Der Übernachtungsstopp in einem kleinen Weiler war etwas verstörend. Viele Kinder und Jugendliche warteten bereits auf die allabendliche Ankunft des Bootes und versuchten Marihuana und Pilze an die Neuankömmlinge zu verkaufen. Und manch einer war ohne zu zögern bereit, direkt am Pier Drogen zu kaufen. Wie bescheuert konnte man eigentlich sein? Man brauchte doch keinen Hochschulabschluss, um zu begreifen, dass sich ein Polizist im Hintergrund befand, der sich schon auf eine saftige Zusatzeinkunft freute. Wie man Drogen von einem Kind kaufen kann, erschließt sich mir erst recht nicht. Darüber hinaus warteten Hotelschlepper bereits auf ihren Fang. Eine staatliche Anzahl für solch einen kleinen Weiler.
Was mag man wohl in diesem Ort von dem Tourismus halten, der immer stärker anzog? Sicher, der Tourismus war ein wichtiges Einkommen, aber ich stellte mir vor, dass viele dem Boot hinterherspuckten, wenn es wieder auslief. Da kamen all diese zumeist sehr jungen Leute, suchten sich einen Schlafplatz, betranken sich und kifften und am nächsten Tag waren alle wieder weg. Ein allabendlicher Spuk!

Generell ist es eine Krux mit dem Reisen. Man ist Teil der Veränderung, die man bisweilen so kritisch beobachtet. Dessen bin ich mir bewusst.


Luang Prabang


Nach zwei Tagen auf dem Boot hatte ich mich sattgesehen und ich war erleichtert, wieder festen Boden unter den Füßen zu haben. Luang Prabang wohnt ein Zauber inne. Generell hatte Laos sofort einen Platz in meinem Herzen erobert. Nie zuvor fühlte ich mich so willkommen in einem unbekannten Land gefühlt.

Aber was machte diese Magie aus? 

Luang Prabang ist seit Jahrhunderten das spirituelle Zentrum von Laos. Der Buddhismus ist von einer ungebrochenen Lebendigkeit, was die vielen jungen Mönche, denen man begegnet, unterstreichen. Zahllose Tempel prägen das Stadtbild. 




Ein Ort, der Frieden ausstrahlt. Ich liebte auf Anhieb die unglaublich freundlichen und zurückhaltenden Einheimischen, die Landschaft mit ihrem betörenden Grün und die Altstadt - wie eine Halbinsel begrenzt vom Mekong und dem Nam Khan, einem weiteren Fluss – eine einmalige Lage. Die Ufer des Nam Khan waren gesäumt mit kleinen Gärten voller Vielfalt. An den Flussufern finden sich kleine Lokale, die zum Verweilen einladen. Am Horizont winken die höheren Berge im Norden. 


 


Am höchsten Punkt der Halbinsel befand sich eine Stupa, von der man einen wundervollen Blick über die Umgebung hat, ganz besonders beeindruckend während des Sonnenunterganges.
Der Nachtmarkt in Luang Prabang war mit Abstand der schönste, den ich je gesehen hatte. Wirklich tolle und oft einzigartige Produkte, vor allem Stoffe, Schals, aber auch Holzschnitzereien, Amulette, Gemälde und vieles mehr. Dazu freundliche Händler, die man auch mal beim Handeln anlächeln konnte, ohne seine Verhandlungsposition zu verlieren. Das war der Ort, um einige Besorgungen zu machen.
Ich liebte die Ruhe und Ausgeglichenheit, die all das zusammen in mir erzeugte.




Ich machte mir ernsthafte Gedanken, ob das nicht ein Ort sein könnte, an dem ich für einige Zeit leben könnte. Definitiv war Luang Prabang kein wirkliches Backpackerziel. Es zog zwar auch klassische Backpacker an, aber noch mehr reichere Touristen, was sich auch im Preisniveau niederschlug.

Viele Besucher waren Franzosen, nachdem Laos Teil des französischen Indochina (1893 bis 1953) gewesen war. Der Kolonialflair ist auch heut noch deutlich sichtbar in Architektur und Küche. Den „Schlangenschnaps“ habe ich mir allerdings entgehen lassen…

 



Ich genoss die Zeit in Luang Prabang in vollen Zügen und war wirklich glücklich, wie es mir nicht allzu oft in meinem Leben gegangen war. Ich war mit mir im Reinen.


Ausblick


Insgesamt habe ich vier Wochen in Laos verbracht. Im Nordosten des Landes – an der Grenze zu Vietnam im Osten und China im Norden – musste ich einiges über ein recht unbekanntes Stück Weltgeschichte lernen. Die Laoten mussten in ihrer jüngeren Geschichte viel Leid erfahren. Das wird dann ein sehr politischer Blog…

Nach einer Nord-Süd-Querung des Landes war meine letzte Station in Laos die viertausend Inseln. Hier verbrachte ich einige sehr, sehr entspannte Tage. Hier findet sich der Bericht.

4 Kommentare:

  1. Oh, "Schlangenschnaps" ... sieht aber lecker aus : ) Hochprozentig? Dann hätte ich probiert!
    Ich habe nur einmal so eine Art "Schlepper" in Ecuador erlebt: Eine Freundin und ich sind in einem Kaff gelandet (also tatsächlich mit dem Flieger - ein Kaff mit Flughafen) und mussten ca. 20 km bis in die nächste Stadt. Bis dato hatten wir einfach einen privaten Wagen angehalten, sind auf die Pritsche gehüpft und haben uns gegen kleines Geld mitnehmen lassen. Der Parkplatz vor dem Flughafen befand sich allerdings fest in der Hand "professioneller Taxifahrer", die eben NICHT bereit waren, uns gegen kleines Geld mitzunehmen und die uns auch massiv davon abhielten, einen Privatmann anzusprechen. Wir haben uns standhaft geweigert und einfach abgewartet. Irgendwann waren alle Pkw und Pick-ups verschwunden, aber kurze Zeit später kam einer zurück und hat uns doch noch gegen ein faires Entgelt chauffiert : )
    Schöner Bericht, schöne Grüße
    Jutta

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    1. Hallo Jutta,

      ja, definitiv hochprozentig. Leider habe ich ihn nicht probiert; aber definitiv beim naechsten Mal... Der Lao-Lao ist auch nicht von schlechten Eltern! Schlepper meide ich wann immer moeglich, aber an manchen Orten ist das in der Tat ausgesprochen schwierig. Und am Ende ist Schlepper nicht gleich Schlepper. Im Artikel ging es mir aber eher um den fatalen Lerneffekt fuer Kinder, wenn sie darin bestaerkt werden, Drogen an Touristen zu verkaufen.

      Ganz liebe Gruesse!

      Oleander

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  2. Hallo Oleander,

    darf ich fragen, was für ein Boot ihr genommen habt? Gibt da ja verschiedene Möglichkeiten, die oft übeladenen Backpacker Modelle oder die etwas teureren welche nur eine bestimmte Anzahl Gäste drauf lassen etc. Weisst du noch wie ihr das gebucht habt und wieviel ihr ungefähr bezahlt habt? Weil ich habe letztes Jahr übers Netz geschaut und da waren riesen Preidifferenzen vorhanden. Wir mussten's dann auf dieses Jahr verschieben, aber habens uns jetzt fest vorgenommen kommenden April das nachzuholen.

    Liebe Grüsse
    Lukas

    BTW
    der Schlangenschnaps ist Geschmacksmässig fast neutral und vorallem stark :-) ... soll offenbar eingerieben auch bei Rheuma helfen.
    Anders siehts beim vietnamesischen Seepferdchen-, Krähen- oder Ziegenhodenschnaps aus die haben dann doch teils eigenwillige Aromen, wobei der letztere nur von meinem Kollegen versucht wurde, habe da gepasst.

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    1. Hallo Lukas,

      Ich war zweimal auf der Strecke unterwegs, war aber nicht besonders individuell unterwegs. Sprich, ich habe zweimal die "Backpacker"-Variante gewählt. Das eine Mal habe ich in Chiang Mai, das andere Mal in Pai gebucht. Da war jeweils die Anfahrt bis zur thailändisch-laotischen Grenze inklusive kurzer Übernachtung inbegriffen, das eine Mal auch die Fahrt bis Luang Prabang, das andere Mal haben wir sie vor Ort geholt. Beim zweiten Mal (2014) gab es schon einen neuen Grenzübergang und alles war ganz anders getaktet. Sicher gibt es auch Möglichkeiten vor Ort zu buchen, ich würde mich da aber nochmal genau schlau machen, ich bin etwas überfragt, auch was die genauen Kosten angeht. Ich bilde mir ein, dass es um die 30 Euro waren von Chiang Mai bis Luang Prabang (exclusive der Übernachtung in Pakbeng, die etwa 5 Euro kostet). Vielleicht ist es am sinnvollsten sich in Chiang Mai schlau zu machen und darauf zu bestehen, nicht auf einem Backpackerboot steht, wenn Dir der Sinn nach etwas Anderem steht. Angesichts der wunderschönen Eindrücke unterwegs, lohnt es sich bestimmt ein bisschen mehr zu investieren. Ich weiß nur, dass für Fahrten von Luang Prabang weiter südlich zum Teil abenteuerliche Preise aufgerufen werden.
      Mit den "Backpackerbooten" ist es schon so eine Sache. Ich habe das sehr unterschiedlich erlebt. Man wird schon ganz schön zusammengequetscht und dann ist es natürlich besonders wichtig, wie die anderen Leute an Board so drauf sind. In jedem Fall ist es eher etwas für junge, trinklustige, partyorientierte Backpacker - so war jedenfalls mein Eindruck. Ich hab mich auf den Fahrten ganz in den Bugbereich zurückgezogen und mich voll auf die Landschaft konzentriert.
      Mehr kann ich Dir leider nicht sagen.

      P.S.: bei Ziegenhodenschnaps bin ich auch raus, da kann ich ja gleich Red Bull trinken ;-)

      Liebe Grüße und tolle Erkundungen!

      Oleander

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