Einleitung:
Von Indonesien träumte ich seit langer Zeit. Der
indonesische Archipel besteht aus über 17.000 Inseln, von denen 6000 bewohnt
sind. Mit 225 Millionen Einwohnern ist Indonesien die
viert-bevölkerungsreichste Nation – und hat die größte muslimische Bevölkerung
weltweit. Neben Indien und Nepal war es das Land Asiens, das mich am meisten reizte.
Inzwischen war über ein Jahr vergangen seit ich zu meiner großen Reise
aufgebrochen war - auch die kurze Unterbrechung in Deutschland hatte einer
Odyssee geglichen. So war ich einerseits erschöpft vom Reisen mit seinen
unzähligen Eindrücken und den Höhen und Tiefen, die das Reisen mit sich bringt.
Doch genauso wenig konnte ich mir vorstellen, das Nomadenleben aufzugeben. Ich
hatte gedacht, dass meine Reise die Sehnsucht nach fremden Ländern befriedigen
würde – doch das Gegenteil ist der Fall: Die Sehnsucht wird immer größer…
Bali ist wie allen anderen Inseln Indonesiens eine
Vulkaninsel und grenzt im Osten an Java, von dem es nur durch eine Meerenge
getrennt ist; im Westen liegt die Insel Lombok am nächsten. Bali gilt als
Inbegriff des Südsee-Paradieses - auch wenn die Südsee tausende Kilometer entfernt
liegt.
Vor meiner Ankunft in Bali hatte ich drei Tage in Kuala
Lumpur verbracht – meiner ersten Station in Südostasien. Dort hatte ich mich
nicht wohl gefühlt – der innerasiatische Kulturschock nach meinem halbjährigen
Aufenthalt in Indien und Nepal war riesig. Von meinem Aufenthalt in Indonesien
erhoffte ich mir mehr. Doch die Erfahrungen auf Bali waren ausgesprochen
widersprüchlich. In diesem ersten Teil stehen daher Kuta und die Auswirkungen
des Massentourismus im Vordergrund; im zweiten Teil setze ich mich mit Ubud und
den Wurzeln der balinesischen Gesellschaft auseinander.
Reisebericht:
Nachdem ich zu später Stunde auf Bali gelandet war,
beschloss ich, zunächst im nahe gelegenen Kuta unter zu kommen. Ich schmiede
selten konkrete Pläne und liebe es mich erst mal treiben zu lassen, auch wenn
ich das schon des Öfteren bereut habe. Aber ich liebe Freiheit. Pläne geben mir
das Gefühl eingeengt zu sein. Ein bisschen Information über Land und Leute und
einen groben Überblick über die Orte, die ich sehen mochte - das genügt mir –
alles Weitere sieht sich vor Ort. Ich sprach drei Australier an und teilte mir
mit ihnen ein Taxi. Bereits die Hippies hatten Kuta in den 60`ern für sich
entdeckt. Doch seitdem hat sich viel geändert. Auf der Fahrt verließen wir
nicht einmal dicht besiedelte, hell erleuchtete und gut ausgebaute Straßen. Ein
tropisches Paradies hatte ich mir anders vorgestellt.
Richtig geschockt war ich von den Bildern auf
Kutas Straßen: wummernde Technobeats, schrille Popmusik und grelle
Leuchtreklamen begrüßten uns. Hotels, Restaurants und Diskotheken prägten das
Stadtbild und ein buntes Partyvolk im Vollrausch bevölkerte die Straßen. Die
Infrastruktur war hoffnungslos überfordert.
Als wir ausstiegen, merkten wir schnell, wie
schwer es war, eine günstige Unterkunft zu finden. Die allgegenwärtigen Hotel-Schlepper
winkten ab und ließen nicht mit sich handeln. So landeten wir am Ende in einer
ziemlich teuren Hotelanlage, in der Romantik und Kitsch eine unheilige Allianz
eingegangen waren. Meine drei Begleiter und ich waren ohnehin nur begrenzt auf
einer Wellenlänge. Sympathisch waren sie mir schon. Aber sie waren eindeutig nicht
hier, um etwas von der balinesischen Kultur zu erfahren. Vielmehr wollten sie es
nach dem Ende ihres Studiums noch einmal richtig krachen lassen, bevor der Ernst
des Lebens begann. Ich hatte keine Vorstellung davon, dass viele Australier
ihren „Spring Break“ hier verbringen – spätestens seit es Billigflieger gibt,
die Down Under mit Bali verbinden. Für
sie war ich ein Exot. Sie machten sich noch auf, um ein wenig zu feiern. Mir
hatten die ersten Eindrücke von den Straßen Kutas jegliche Lust geraubt, mich unter
die Feiernden zu begeben. Ich war ziemlich geschockt.
Am nächsten Tag verließ ich die drei Australier
und fand ein schönes Homestay, das
trotz seiner zentralen Lage erstaunlich ruhig war und mit einer sehr angenehmen
Atmosphäre und einem schönen, kleinen Garten mit einigen kunstvollen Skulpturen
balinesischer Kunst und einem eigenen kleinen Tempelbereich aufwarten konnte.
Die Gast-Familie war ausgesprochen freundlich. Am liebsten saß ich auf meiner
Veranda:
Die nächsten Tage verfestige sich mein erstes Bild
von Kuta: hier hatte sich eine Party- und Konsumindustrie angesiedelt, die mich
abstieß. Nichts gegen Feiern. Aber was war das für ein Planet? Man wurde
geradezu in die zahlreichen Clubs und Diskotheken reingedrängt. Aufputschmittel
wurden mittels aggressiver Werbung auf offener Straße verkauft. Diese
Atmosphäre erschien mir fast feindselig. Meine Begeisterung für den billigen
Rausch hielt sich in Grenzen. Billig konnte man das ohnehin nur nennen, wenn
man hört, wie die Preise in australischen Diskotheken und Bars aussehen. Viele
Touristen fühlten sich offensichtlich als Könige dieser Halbwelt. Tiefe
Abgründe taten sich auf. Mir fielen Assoziationen zu Ballermann-Stränden ein,
die ich bisher erfolgreich gemieden hatte. Die Strohhalm-„Kultur“ war mir ein
Graus. Der Bezugspunkt Kasoan Road / Bangkok fehlte mir damals noch. Von der
Full Moon Party auf Ko Pha Ngan ganz zu schweigen. Die Reeperbahn war im
Vergleich sicher ein Hort der Kultur. Nüchtern blieb nur eine Option: Flucht…
Ich will mich hier nicht als Moralapostel
aufspielen (was im Übrigen lächerlich wäre…), doch diese Eindrücke hatten mit meinen
Vorstellung von einem Südseeparadies ungefähr so viel gemein wie meine ersten
Eindrücke von der Main Bazaar Road in
Delhis Stadtteil Paharganj mit meinem
literarisch geprägten Bild von Indien.
So pervertiert ich die Ökonomisierung aller
Lebensbereiche in der westlichen Welt empfinde - hier schien diese Entwicklung
noch rasanter und rücksichtsloser. Ich konnte kaum fassen, dass selbst in den
kleinsten Supermärkten eigene Bankautomaten standen. In den engen Gassen boten
aufdringliche Verkäufer Kleidung, Sonnenbrillen, Billigparfums, gebrannte DVD-
und CD-Sammlungen sowie Souvenirs aller Art zum Kauf an. Motorroller rasten
durch die Gassen. Zahllose Massagesalons aller Couleur buhlten lautstark um
Kunden. Ich ließ das Hard Rock Cafe, den McDonald`s und Mama`s Restaurant mit
seinem Kassler links liegen. Mir war schon zu schlecht…
wenn man schon glaubt, es könnte nicht mehr schlimer kommen... |
Die Abneigung für einen solchen Ausverkauf von
Kultur, hatte mein Aufenthalt in den Bergen Nepals noch weiter verstärkt. Das als
Vorwurf an die Einheimischen auszulegen, die auf diese Weise ihr Geld
verdienen, wäre aber absurd! In einer solchen Umgebung hat es die berühmte
balinesische Gastfreundschaft aber schwer.
Im Oktober 2002 war es in Kuta zu einem
verheerenden Bombenanschlag gekommen, bei dem zwei Diskotheken zerstört und 202
Menschen getötet wurden. 2005 kam es zu einem weiteren Attentat. Ein Gast in
einem Restaurant erzählte mir, dass der Tourismus nach den Anschlägen für
einige Zeit zum Erliegen gekommen war. Viele Einheimische mussten durch die
ausbleibenden Einnahmen ihr Geschäfte an Ausländer verkaufen. So hatten die
Attentäter – offenbar muslimische Extremisten - mit ihren feigen Anschlägen das
Gegenteil ihrer Ziele erreicht. Sie hatten nicht das frivole Nachtleben gestoppt,
sondern die Beschleunigung des Ausverkaufs weiter erhöht.
Neben meinem gemütlichen Bungalow gab es nur einen
Grund noch ein wenig zu bleiben: Ich hatte das Meer vermisst und die Brandung
vor Kuta gilt als einsteigerfreundlich, um das Surfen zu erlernen. Darauf
freute ich mich schon lange. Der Strand platzt aus allen Nähten: zwischen den
Körpern, die zum Braten in der Sonne lagen, bahnten sich Verkäufer ihren Weg;
sie verkauften Handtücher, Eis oder Sonnenbrillen, aber auch Musikinstrumente,
überdimensionierte Nachbildungen heiliger Tempel und vieles mehr, was ich nicht
auf den ersten Moment mit dem Strand verband.
Hey, das ist mein Paradies... |
der Sonenuntergang wurde meines Wissens noch nicht verkauft... |
Die ersten zwei Tage begab ich mich ohne Board in die Wellen. Das Leihen der Boards war nicht billig und ich musste haushalten.
Wellen waren schon immer mein Element und die Brandung
war während meines Aufenthalts gewaltig. In der Brandungswelle war ich der
einzige Schwimmer neben den Surfern. Die sahen mich zwar nicht gerne, aber ich
ließ mich nicht verscheuchen. Wenn ich einmal in den Wogen bin, kriegt mich so
schnell keiner aus dem Wasser.
Die Urgewalt des aufgepeitschten Meeres hat mich
schon immer fasziniert. Ich liebe es, mich gegen den Sog der Welle zu stellen
und pfeilschnell auf dem Kamm der Welle
dem Strand entgegen zu rasen. Immer wieder reißt einen die Gewalt der Welle
unter Wasser und schleudert einen solange gegen den Meeresboden, bis man nicht
mehr weiß, wo oben und unten ist. Die Stunden vergehen wie im Flug und im
selben Maß, wie ich bereits nach kurzer Zeit vollständige Erschöpfung spüre,
habe ich das Gefühl, von jeder Welle mit Energie durchströmt zu werden. Das ist
pures Sein. Gedanken haben keine Chance. Das gehört zu den machtvollsten und
zugleich demütigsten Empfindungen, die ich kenne. Gegen Abend war ich völlig
ausgepowert, aber zugleich glücklich und voller Bewusstsein für meine eigene
Lebendigkeit. Traurig blickte ich auf die riesigen Hotelkomplexe, die gerade
die letzten Freiflächen verdrängten. Nach einer späten Mahlzeit zog ich mich
auf die Veranda meines kleinen Bungalows zurück, um zu lesen.
Am zweiten Abend führte ich eine lange
Unterhaltung mit einem sympathischen Künstler aus Java, der schon in Europa
ausgestellt hatte und mit dem ich mich wunderbar über die Unterschiede unserer
Kulturkreise austauschen konnte. Er lud mich zum Essen in ein traditionelles
javanisches Restaurant ein und stellte für mich einen Teller aus den
verschiedensten Köstlichkeiten zusammen. Er lud mich ein, ihn in seinem Haus zu
besuchen. Er erzählte mir von der Kleinstadt im Zentrum des östlichen Javas, in
der er lebte. Nur selten kämen Touristen dorthin. Sie liege ganz in der Nähe
des Bromo – ein sehr aktiver Vulkan und eines der Wahrzeichen Javas. Außerdem
sei der Ort von ursprünglichem Urwald und verlassenen Stränden in unmittelbarer
Nähe umgeben. Die Frauen würden mir zu Füßen liegen, meinte er verschmitzt.
Am dritten Tag lieh ich mir ein Board. Auf dem Longboard zu stehen, war einfacher als
ich erwartet hatte. Ich kam schnell auf den Geschmack. Nach zwei Stunden fühlte
ich mich bereit für die richtigen Brandungswellen. Das war allerdings eine
grobe Fehleinschätzung…
Mit dem Board kam ich kaum an die Brandung ran. Es
war unmöglich, das schwere Board unter die heranrollenden Wellen zu drücken,
die bereits gebrochen waren. Ich schaffte es nur mit letzter Kraft dorthin. Die
Warnung, die Brandung zu meiden, erhöhte nur den Reiz. Ich war überzeugt, sie
wollten mich vor der Gefahr warnen. Das war sicher ein Punkt. Sich ohne
Erfahrung den riesigen Wellen zu stellen, erfühlte mich mit Adrenalin und
bisweilen war ich erschrocken vor dem Wahnsinn, der im mir geweckt worden war.
Die Wellen beeindruckte mein Harakiri nicht. Verfehlte ich eine Welle, wurde das Board
dennoch mitgerissen; und das war schließlich an meinem Fuß festgebunden. So
bekam ich das Board mit Urgewalt gegen meinen Körper geschleudert. Besonders
mein Schädel zeigte sich hocherfreut. Relativ ungünstig war die Tatsache, dass
das Board diesen Kräften nicht lange stand hielt und zerbrach. Da war die
Quittung für meinen Hochmut…
Kurz erwog ich, mich klammheimlich aus dem Staub
zu machen. Schließlich besaß ich kaum noch Geld. Aber das konnte ich nicht
bringen. Also schlich ich zurück zu den Verleihern. Erwartungsgemäß waren sie
nicht übermäßig begeistert, ihr Board in zwei Teilen zu sehen. Glücklicherweise
hatte ich den Einfall, den Besitzer des Homestays hinzuzuziehen, da ich keinen
blassen Schimmer hatte, was die Reparatur bzw. die Neuanschaffung eines solchen
Boards kosten konnte. Das drückte den Preis zumindest ein wenig. Bestimmt waren
die Verleiher doch nicht so unglücklich…
Die Beachboys sind ein Thema für sich: Viele
imitieren den hawaiianischen Akzent, was auf mich sehr skurril wirkte. War es
nicht cool genug, aus Bali zu stammen? Sie waren meist langhaarig und mit
bronzefarbenen Körpern vom Leben an der Sonne. Eine spezielle Gruppe unter
ihnen, stellen die sogenannten „Kuta-Cowboys“ dar. Aufreizend lässig und unbekümmert
baggern sie Touristinnen an. Das stößt manche ab – andere sind offen für diese
aggressive Form der Balz oder kommen sogar deswegen nach Bali (und an andere
Orte auf der Welt). Es gibt „Reiseunternehmen“, die sich auf diese sehr
spezielle Form des Tourismus eingestellt haben. Die Dienste der „Cowboys“ sind
eine Art Escort-Service: Essen, Getränke, Unterkunft und Geschenke im Austausch
für Zuwendung, Zärtlichkeit, Begleitung und mehr. Ob das ein Paradies ist, wie
einige behaupten, kann ich nicht beurteilen; aber ich wage es zu bezweifeln.
Ich vermute, der Preis ist hoch. Natürlich hat das Ganze viele Seiten: viele
Frauen fühlen sich in ihrer Weiblichkeit angesprochen oder suchen ein
Abenteuer; viele der „Cowboys“ haben dieses „Business“ gewählt, weil sie keinen
Platz in der balinesischen Gesellschaft gefunden haben, in der Arbeit knapp
geworden ist und die sich ein Leben in den traditionellen Gemeinschaften nicht
vorstellen können. Die Suggestionskraft von westlichen Konsumgütern und
Lebensstil ist ungebrochen.
Am nächsten Tag lieh ich mir wieder ein Board -
diesmal allerdings an einem anderen Stand. Am vorigen war meine Beliebtheit
vermutlich ein wenig gesunken. Wieder kannte meine Begeisterung keine Grenzen
und ich blieb so lange in den Wellen bis ich wie ein geprügelter Hund heimwärts
wankte.
Bei meinen abendlichen Besuchen in Restaurants
begegnete ich dem Klischee des arroganten, dümmlichen und übercoolen Surfers.
Mir war schon klar: Surfen ist genial und gefährlich - etwas für ganz spezielle
Typen: furchtlose und lässige Adrenalinjunkies, die reihenweise Frauen abschleppen.
Aber bei einer solchen Zurschaustellung von Selbstgefälligkeit wurde mir leicht
übel. Die Krönung war ein Laden, der unter dem Label „Gangsta-Surf“ firmierte.
Inzwischen hatte ich - trotz meiner Begeisterung
für die Wellen - endgültig genug von diesem substanzlosen Ort und ich wollte
weiterziehen. Ich hatte den Eindruck, mit den meisten anderen Touristen nicht
kompatibel zu sein. Statt abends in Diskotheken zu gehen, saß ich am Strand und
lauschte dem beruhigenden Rauschen des Meeres. Allerdings hatte ich mich bereits
seit einigen Wochen in mich selbst zurückgezogen. Vielleicht würde mir eine
Luftveränderung helfen, mich wieder anderen zu öffnen und neue Begegnungen zu
machen. Außerdem wollte ich endlich etwas über die balinesische Kultur und ihre
Traditionen lernen.
Leider wurde ich nun ernstlich krank. Meine Lunge
rasselte beängstigend – und so musste ich meine Abreise um einige Tage
aufschieben. Ich hatte es mir offensichtlich zu heftig gegeben und zu viel
Wasser in die Lungen gekriegt. Wenigstens kam ich nun dazu, die Lektüre von
Shantaram zu beenden. So war ich ins vertraute Indien versetzt. Das Buch über
den Schwerverbrecher, der in Indien abtaucht, kann ich als Lektüre im
Fieberwahn durchaus empfehlen…
Nachdem ich wieder halbwegs auf dem Damm war, sah
ich zu dass ich Land gewann.
Reflexionen:
Reiseberichte sind natürlich stark geprägt von der
eigenen Wahrnehmung. Um es klar zu sagen: Massentourismus und
Kommerzialisierung dieses Ausmaßes stoßen mich generell ab. Ich bin immer
wieder erschrocken, welchen Siegeszug der Kapitalismus global angetreten hat,
was zu einer Gleichförmigkeit führt, die das kulturelle Erbe in ihrer Vielfalt
bedroht. Aufgrund meiner klaren Haltung zu diesem Thema vermischen sich
bisweilen Wahrnehmung und Projektion. Wenn ich tiefer gegraben hätte, wären mir
vielleicht mehr Licht im Schatten aufgefallen – und umgekehrt.
Die ökologischen Folgen des Massentourismus kann
sich jeder vorstellen: Luft- und Wasserverschmutzung, Wasserknappheit und ein
ungelöstes Müllproblem. Das balinesische Paradies ist massiv bedroht. Zum Glück
gibt es auch Initiativen, die sich dem entgegen stellen. Die sozialen Folgen
sind der Verlust vieler Traditionen und vielfach Auflösungserscheinungen des sozialen
Zusammenhalts.
Ich bin als Reisender kein neutraler Beobachter,
sondern immer Teil von dem was ich sehe – ganz gleich wie ich das beurteile.
Ich mache mir das immer wieder bewusst – ich bin immer auch ein Teil einer
Veränderung, die ich kritisiere. Inwieweit Hippies, Globetrotter und Backpacker
Wegbereiter des Massentourismus sind, werde ich in meinem Bericht über Kathmandu
noch näher ausführen. Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass die Welt,
der ich auf meinen Reisen bisweilen entkommen will, schon lange vorausgeeilt
ist.
Dennoch bin ich überzeugt, dass man durch die Art
und Weise, wie man reist und mit den Einheimischen umgeht, eigene Akzente
setzen kann; aber das hat Grenzen. Eine Grundvoraussetzung ist jedenfalls ein
Bewusstsein und die Bereitschaft, sich mit dem eigenen Verhalten
auseinanderzusetzen und aus Fehlern zu lernen. Dann werden bereichernde kulturelle
Begegnungen möglich und mit ihnen eine echte Horizonterweiterung. Man kann zum
Brückenbauer zwischen den Kulturen werden – und ich bin überzeugt, dass wir
diese Brückenbauer dringend brauchen!
„Und man muss sie kennen lernen, denn die anderen
Welten, die anderen Kulturen sind wie Spiegel, in denen wir uns selber besser
kennen lernen, denn es ist unmöglich, die eigene Identität zu bestimmen,
solange wir sie nicht mit anderen konfrontiert haben.“
Ryszard Kapuściński – meine Reisen mit Herodot
Weiterführende Links:
ein vertiefender Blog zum Thema Brückenbauer
Rezension zu einem bissiges Buch über die Backpacker-Kultur: "Banana-Pancake-Trail"
starkes Interview
über nachhaltigen Tourismus: „Rette die Welt, indem du dich selbst rettest“
Jakarta Post – "from a hippy gem to a overcrowded tourist-strip"
Zur Vertiefung über die "Kuta-Cowboys" (englischsprachig):
Artikel aus der Los Angeles Times.
Erstmal großes Lob! Toller Blog ;)
AntwortenLöschenIch bin natürlich mit Dir einer Meinung, dass die Kommerzialisierung von Kuta Abartig ist. Ich habe mal ein paar Bilder in einem Neuseeländischen Film (unter Anderem mit AJ Hackett) von Kuta von vor 50 Jahren gesehen. Da kommen einem die Tränen!
Von dem her bin ich generell gegen Übermäßige bebauung!
Ich habe aber auch die Erfahrung gemacht, dass mir zu wenig los war. z.B. in Teilen von Laos. (Wobei das sicher auch an der Low-Season liegt) Ich finde es gerade dafür wichtig, andere Traveller zu treffen und neue Kontakte zu knüpfen! Auch die sprachbarrieren zu den locals steigen wenn man zu weit weg vom beaten track kommt.
Aber vielleicht bin ich noch zu sehr der touri traveller :)
Noch ein Wort zu Bali: Vielleicht sind meine Eindrücke von Bali etwas zu gut ausgefallen weil das meine Erste Asiatische begegnung war, aber wenn man mal von Kuta und Denpassar absieht ist die Insel doch super :) gerade das Inland mit dem Motorrad zu erkunden war einfach nur Atemberaubend :)
keep up the good work :)
Vielen Dank für das Kompliment!
LöschenIch habe ganz bewusst einen Blog über Kuta und einen weiteren über Ubud und Bali al Allgemeinen geschrieben - gerade um die Sonnen- und Schattenseite herauszustreichen. Selbstverständlich ist Bali immer noch eine wunderschöne Insel mit vielen Orten, die weiterhin paradiesisch sind; allerdings sind die übermäßigen Touristenzahlen ein Problem für die ganze Insel.
Ich persönlich mag es abseits der begangenen Wege zu sein, aber man muss kann ja auch am Rande der Wege bereichernde Begegnungen mit den Einheimischen machen. Mir geht es eher um individuelle Erfahrungen. Begegnungen mit anderen Reisenden sind mir wichtig, schon allein weil ich den Austausch sehr schätze; mit Touristen, die kein Interesse an anderen Kulturen haben und nur auf Party aus sind, habe ich aber nichts gemein. Trotzdem nehme ich keine Unterteilung in Touristen und echte Reisende vor; da sind die Grenzen fließend und in beiden Grupppen gibt es Menschen, die auf eine angenehme Weise auffallen oder eben nicht. Entscheidend sind Respekt und das Herz am richtigen Fleck - überall...
hi cooler bericht trifft die szene in kuta sehr gut.ich kenne kuta/legian seit 30 jahren
AntwortenLöschenund wie sich dort alles verändert hat ist schon krass.
den tip mit den drogen sollte sich jeder zu herzen nehmen.
keine drogen jeder art in bali,die dealer verraten euch hundertprozentig,die polizei
lässt vor den inn-discos schon mal urinproben nehmen auf der suche nach xtc etc.
viele grüße+gute reise
martin
Hallo Martin! Vielen Dank für die Rückmeldung. Das muss sicher komisch sein, wenn man diesen Ort schon so lange kennt und die Veränderungen hautnah mitbekommen hat. Schön wenn es nach meinem Kurzbesuch gelungen ist, ein wenig von dieser Entwicklung darstellen zu können. Liebe Grüsse!
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