explict lyrics: Dieser Blog soll ausdrücklich nicht zum Drogengebrauch ermuntern, sondern allein und ausschließlich in seiner literarischen Form halluzinogen wirken
Ich komme nun zum fehlenden Mosaikteil meiner Erlebnisse in Indonesien – meinen psychedelischen Erlebnissen auf der Insel Gili Trawangan. Wem das nicht zusagt, dem sei hier dringend die letzte Abzweigung zu meiner Reisereportage von ebenjener Insel angeraten, in der ich diese Erfahrungen bewusst ausgespart habe:
Last exit to avoid madness: Reisereportagen: Gili Trawangan
Doch natürlich kokettiere ich nur; es geht mir
keineswegs um effektheischende Berichte eines Drogentrips, sondern den Konsum
bewusstseinserweiternder Substanzen als ein
Weg der Erkenntnis. Zweifellos ist das kein ungefährlicher Weg –und das ist jetzt
keine Walddorfpädagogik - ich habe am eigenen Geist erlebt, wie psychedelische
Drogen einen in die eigene Hölle schicken oder Paradiese eröffnen können oder
abwechselnd das eine und das andere. Ich bin weder ein Moralapostel noch ein
Kamikaze-Head. Ich baue darauf, dass der Leser mündig ist, sich sein eigenes
Urteil zu bilden und seine eigenen Entscheidungen zu treffen! Über die
Sinnhaftigkeit der Prohibition vieler Substanzen könnte ich einen eigenen Roman
schreiben – doch ich möchte mich auf die Verlinkung eines Artikels beschränken,
der die Folgen der Illegalität gekonnt ausführt, und den ich am Ende anhänge.
Da ich ohnehin vorhabe abzuschweifen, kann ich
auch gleich damit anfangen. Also noch eine Erläuterung zum Titel dieser
Episode: ich habe auf der Insel keinerlei Nebel gesehen. Zumindest nicht
nüchtern. Warum es dennoch ein gelungener Titel ist?
Es begab sich zu der Zeit, als Hobbypropheten noch
Hoffnung in meine Zukunft setzten und ich während der Schulblöcken meiner
Ausbildung in einem alten Hotel in der absoluten Pampa übernachten musste - was
ich durchaus genoss – schließlich hatte ich das Glück, zur richtigen Zeit am
richtigen Ort zu sein und damit auch die richtigen Leute um mich herum zu haben.
Außerdem wurden Verrückte meiner Couleur an dem Institut durchaus toleriert.
Eines Abends zog mein Zimmernachbar mexikanische Zauberpilze aus dem Nichts und
wir beschlossen unverzüglich nach Mexiko aufzubrechen. Kurze Zeit später
trennten sich unsere Wege; während er sich in Gesellschaft begeben wollte und
sich kulinarischen und alkoholischen Genüssen hingeben wollte, jagten mir in
diesem Moment alle dieser drei Gedanken einen Schauer über den Rücken. Ich bin
nicht gerne unter Menschen in solch einem Zustand. Für Paranoia muss man
geboren sein und ich hatte in der Hinsicht einiges Glück gehabt. Also beschloss
ich alleine zu dem nahen Felsen zu wandern, der ohnehin mein Lieblingsplatz war.
Oben angekommen wollte ich den Blick über das weite Tal und das auf dem
gegenüberliegende Kamm liegende Schloss bewundern, musste aber feststellen das
es keine gewohnte Aussicht gab. Bei diesem Felsen handelte es sich um ein
urzeitlichen Riff, das einst aus den Untiefen des schwäbischen Urmeer geragt
hatte. Dort wo sich meines Wissens die Abbruchkante befand, die man nicht folgenlos
übertreten konnte, schloss sich eine Nebelbank an, die suggerierte, das man
sich wunderbar in das flauschige Wolkenmeer fallen lassen konnte. Oder bis zum
Schloss laufen. Glücklicherweise widerstand ich diesem verlockenden Impuls und
stürzte auch auf dem Abstieg nicht ab. Sonst gäbe es auch keinen Anlass mir
11.000 Kilometer Luftlinie weit auf die vulkanische Insel in der Balisee zu
folgen. Da ist es zumindest wärmer als in Schwäbisch-Sibirien…
Wir schrieben Anfang Juni 2010; Der zweite Abschnitt
meiner Reisen stand kurz vor ihrem Ende. Ich befand mich seit einigen Tagen auf
einer kleinen indonesischen Insel und fühlte mich tiefenentspannt. Ich hatte in
kürzester Zeit den Rhythmus des Insellebens angenommen. Wenn man von
morgendlicher Betätigung absieht.
Bereits am ersten Abend war ich mit Paul (den ich
auf der Anreise kennen gelernt hatte) in einer Bar gelandet, die seit 25 Jahren
DIE Institution auf der Insel war.
Dort wurde ganz offen für Magic Mushroom-Cocktails
geworben. Der Slogan
lautet:
„Ticket to the moon - try our fucking bloody fresh
mushrooms. Send you to heaven and back – no transport needed“.
An den Wänden hingen obskure Pilzporträts und ein
Plakat forderte: come and see the
monkeyfish – dessen wahre Konturen konnte man nur unter dem Einfluss der
Pilze vernünftig erkennen. Auf der Tanzfläche kündeten Leuchtfarben und
Goa-Dekoration von potenziell mystischen Ekstasen. Auf einem Schild auf der
Hauptstraße warb ein delivery service.
Wer so faul sein konnte, den auf dieser reichlich überschaubaren Insel in
Anspruch zu nehmen, blieb rätselhaft. Genau so wenig erschloss sich mir, warum
es deutlich schwieriger war an Gras zu kommen als an psychedelische Pilze. Ich
erinnerte mich noch daran, wie die Beachboys auf Bali geschaut hatten, als ich
sie auf Gras ansprach und mir stattdessen empfahlen Pilze im Ort zu kaufen.
Darauf schaute ich genauso blöd. Tatsache war jedenfalls, dass geringste Mengen
Marihuana zu ausgedehnten Gefängnisaufenthalten berichtigten, während ein
ausgewachsener Trip problemlos zu bewerkstelligen war. Nun ja.
Wir kamen mit den beiden neben uns am Tresen
sitzenden Jungs ins Gespräch. Sie kamen aus Frankreich und waren Cousins. Ein
ungleiches Paar. Während der eine einen sehr vernünftigen und ausgeglichenen
Eindruck machte, war Pierre ein Draufgänger und hatte sich einen Pilzcocktail
gegönnt. Der Effekt war durchaus sichtbar…
Ich probierte einen kleinen Schluck, von dem ich
keinen größeren Effekt erwartete. Doch die Mischung war stärker als erwartet
und so kam ich auch zu einem kurzen Ausflug. Das Beimengen von Red Bull und
Wodka half nicht unbedingt, um die Contenance zu bewahren. Als die Wirkung
einsetzte, fühlte ich mich für einige Zeit sehr unwohl in der Bar. Ich war
geflasht von der ausgeklügelten psychedelischen Dekoration und den Sinnesreizen
des Barbetriebs und konnte dem Fußballspiel, das auf einem kleinen Fernseher
hinter der Bar lief, nicht folgen - obwohl es eines der wenigen war, das mich
ansatzweise interessierte. In Südafrika war Fußball-WM. Ich hatte keineswegs
erwartet, dass ich auf dieser Insel in den fragwürdigen Genuss kommen würde,
das irreal ferne Ereignis auf großen Leinwänden live präsentiert zu bekommen.
Man lernt nicht aus.
Angesichts meines Zustands musste sich Pierre auf
einem sehr heftigen Trip befinden. Dazu passte, dass er anfangs nicht sicher
war, ob er es wagen konnte, mit uns zu reden. Er wirkte ein wenig paranoid und hatte
seine Motorik kaum unter Kontrolle. In meinen Augen war eine Bar niemals der
richtige Ort für diese Art von Reisen. Diese disqualifizierte sich darüber
hinaus aus atmosphärischen Gründen zusätzlich:
Die Barmänner waren junge, aufgedrehte Burschen,
die eine Salve von einstudierten Witzen auf Lager hatten, wenn sie nicht gerade
Frauen auf der direkt angrenzenden Straße schmierige und anzügliche Bemerkungen
nachriefen - was im Übrigen zu erstaunlichem Erfolg führte. Nebenbei rührten
sie lauthals die Werbetrommel für ihr Pilzgewerbe. In erster Linie war ich sehr
schnell genervt von ihrem Gezappel und ihren saublöden Sprüchen, ein wenig
amüsierten sie mich aber auch. Ich musste mich locker machen; sie wurden
schließlich genau für diese Show bezahlt und die Touristen strömten in die Bar.
Wenn sich der Trubel zwischendurch etwas legte, sahen sie reichlich müde aus. Diese
Jungs waren von den traditionellen Inselbewohnern meilenweit entfernt und stammten
zum Großteil von benachbarten Inseln und kamen hierher, um sich während der
Saison Geld zu verdienen. Sie gehörten zur jungen Generation, die magisch von
westlichen Konsumgütern und Lebensstil angezogen sind und sich weit von ihren
Traditionen entfremdet haben.
Pierre wurde mit der Zeit umgänglicher und lockerer.
Er war zuvor in Indien gewesen und wir teilten die instinktive Begeisterung für
das kontrastreiche Land und seine Menschen. Er erinnerte mich frappierend an
meinen ältesten Freund. Warum wohl immer solche Verrückten an meiner Seite
auftauchten?
Nach einiger Zeit ging ich mit Paul zum Markt, um ein
einfaches Nudelgericht zu essen. Schnell waren wir in einer längeren Diskussion
über Drogen verstrickt. Paul konsumierte ausschließlich Alkohol; alles andere
war ihm äußerst suspekt. Aus seinen Worten sprach Ablehnung; in diesem Punkt
hätte ich ihn anders eingeschätzt. Unser Hauptstreitpunkt war jedoch, ob
psychedelische Drogen eine unerlaubte Abkürzung auf dem Weg zur Erkenntnis
darstellten. Er hatte keinen Zweifel daran, dass psychedelische Substanzen
Momente intensiver Klarheit ermöglichen konnten; die Frage war jedoch, ob sich
mit ihrer Hilfe langfristige Veränderungen einstellen konnten – und wenn, ob
das nicht Betrug war. Quasi Hirndoping. Seiner Meinung gab es nur einen Weg:
die Emanzipation durch Meditation und Yoga ohne körperfremde Substanzen.
Das war eine moralische Frage und ich hatte sie
mir des Öfteren gestellt; handelte es sich bei den Substanzen um verbotene
Früchte? Und wenn ja – war es verwerflich sie zu essen – oder gerade aus dem
Grund anzuraten?
Eines meiner Lieblingszitate zu diesem Thema stammt
von Dr. Lutz Neizert, der es einem Psychiater bei der Gabe einer Portion LSD zuschreibt:
„Des
Doktors Gesicht strahlte Enthusiasmus aus, seine Augen funkelten, eine
purpurnen Wangen glühten, die Venen in seinen Schläfen traten hervor: `Dies
wird einst abgezogen werden von Deinem Anteil am Paradies`“
Fundstück aus: Der Haschisch-Club: ein literarischer
Drogentrip – herausgegeben im Tropen-Verlag – in dem Buch finden sich auch
Perlen von Freud, Polo, Borroughs, Twain, Leary, Wolfe, Huxley u.a.
Das war ein Thema, das ich beileibe nicht mit
jedem erörtern würde – doch es war eine erstaunliche Vertrauensbasis zwischen Paul
und mir in der Kürze der Zeit unserer Bekanntschaft entstanden.
Ich stimmte mit ihm völlig überein, dass Drogen kaum
den steinigen Weg der Erkenntnis ersetzten konnten. Allerdings sah ich keinen
Grund auf Hilfsmittel zu verzichten, die einem einen Weg aufzeigen konnten.
Gehen musste man ihn schließlich immer noch. Für mich kann es kein Zufall sein,
dass diese psychedelischen Pflanzen auf diesem Planeten wachsen und wir
Menschen die passenden Rezeptoren in unserem Gehirn aufweisen ohne welche die
Einnahme ohne Effekt bliebe. Für mich sind Pilze etwas Sakrales. Das bedeutete
aber auch, dass man sie mit großem Respekt behandeln musste, um eine positive
Erfahrung machen zu können. In diesem Punkt hielt ich es mit Paracelsus, der in
jeder Substanz ein Gift und Heilmittel sah – je nach Dosierung. Ansonsten halte
ich die Theorie Learys von Set & Setting für überzeugend. Nutzte man
psychedelische Drogen mit Maß und Vernunft, können sie einem wundervolle Welten
eröffnen; im Übermaß, am falschen Ort oder in der falschen Gemütsverfassung konnten
sie erheblichen Schaden anrichten, den Konsumenten auslagen und ihn in die
eigenen Abgründe schicken. Nicht umsonst wurden Psychedelika schon seit
Urzeiten in Rituale eingebunden, die dem „Reisenden“ (hier nun im doppelten
Sinn…) einen Rahmen bieten für die Wahrnehmung einer veränderten (bzw. anders
wahrgenommenen) Realität. Ein Schamane weist den Weg durch die Welten.
Die eigene Prägung und die eigenen Vorstellungen
vom Leben spielen dabei eine große Rolle. Die Substanzen verstärken nur, was in
einem bereits angelegt ist. Allerdings sehe ich in dem Verlust einer
kulturellen Anwendung von Substanzen durch ihre Illegalität ein erhebliches
Problem. Zuvor hatte es die Einbettung in eine moderne Kultur gegeben, die aber
kurz darauf wieder in den Hintergrund gedrängt wurde – und doch bis heute
Einfluss auf unsere Kultur hat. Diese Entwicklung wurde in Fear and Loathing in Las Vegas von Hunter S. Thompson benannt:
"Wir sind jetzt alle auf einem
Überlebenstrip. Vom Tempo der 60er ist nichts mehr übrig.
Das war das Manko an Timothy Learys Trip. Er zog durch Amerika und verkaufte Bewusstseinserweiterungen ohne auch nur einen Gedanken an die grimmigen Fleischerhaken der Realität zu verschwenden, die auf all die Menschen lauerten, die ihn erst nahmen. All jene bemitleidenswerten Acidfreaks, die dachten sie könnten für 3$ den Kick Frieden & Verständnis kaufen. Aber ihre Niederlage und ihr Schaden sind auch die unseren.
Was mit Leary zusammen den Bach runterging war die zentrale Illusion eines Lebensstils, den er mitkreierte. Eine Generation von unheilbaren Krüppeln, gescheiterten Suchern, die niemals den essentiellen mystischen Trugschluss der Acidkultur verstanden hatten. Die verzweifelte Annahme, dass jemand oder zumindest irgendeine Kraft sich um das Licht am Ende des Tunnels kümmert."
Das war das Manko an Timothy Learys Trip. Er zog durch Amerika und verkaufte Bewusstseinserweiterungen ohne auch nur einen Gedanken an die grimmigen Fleischerhaken der Realität zu verschwenden, die auf all die Menschen lauerten, die ihn erst nahmen. All jene bemitleidenswerten Acidfreaks, die dachten sie könnten für 3$ den Kick Frieden & Verständnis kaufen. Aber ihre Niederlage und ihr Schaden sind auch die unseren.
Was mit Leary zusammen den Bach runterging war die zentrale Illusion eines Lebensstils, den er mitkreierte. Eine Generation von unheilbaren Krüppeln, gescheiterten Suchern, die niemals den essentiellen mystischen Trugschluss der Acidkultur verstanden hatten. Die verzweifelte Annahme, dass jemand oder zumindest irgendeine Kraft sich um das Licht am Ende des Tunnels kümmert."
Auch
wenn ich der Quintessenz dieser letzten Zeilen nicht ganz folgen mag; so zeigt
das Zitat eindringlich, dass eine Verklärung von bewusstseinserweiternden
Substanzen in die Irre führen; es gilt die Realität mit zu beeinflussen und ihr
nicht zu entfliehen. Ohne Lehren daraus zu ziehen, sind die Lektionen wertlos.
Und es zeigt vor allem mit welchen Realitäten man sich konfrontiert sah:
Vietnam-Krieg, Niederschlagung der Bürgerrechtsbewegung, Horrorgeschichten über
Drogenkonsum, Werbemüll, Nixon. Anderswo sah es nicht besser aus.
Ich bin überzeugt, dass positive Drogenerfahrungen
einen motivieren können, weiter seinen Weg zu gehen zu einem bewussteren und
essentiellen Leben, gleichzeitig habe ich in der Nachschau oft gespürt, wie
weit das Ziel, glücklich, augenblicklich, bewusst und im Gleichgewicht zu leben,
entfernt ist. Doch manchmal habe ich den Weg erst dann wieder deutlich gesehen.
Doch genug Theorie. Nachdem Paul die Insel
verlassen hatte, wurde es Zeit für eine psychedelische Reise - send you to heaven and back - das brauchte
man mir nicht zweimal sagen. Da saß ich also wieder in der Bar und betrachtete
mit einiger Faszination aber auch Respekt, wie eine erhebliche Menge von Pilzen,
die in riesigen Gläsern aufbewahrt wurden, in meinen Cocktail wanderten. Kaum hatte ich ihn zu mir genommen, war ich
auch schon auf der Flucht vor der Zivilisation. Die Natur war für mich der
einzig sinnvolle Ort für solche Reisen. Die Wirkung flutete in hohen Wellen an.
Das würde kein Kindergeburtstag. Ich fühlte mich zunächst sehr stark sediert und
unwohl. Dieses anfängliche Unwohlsein ist mir am Anfang eines Trips durchaus
vertraut. Am liebsten hätte ich die wenigen Menschen in meiner Umgebung aus
meinem Bannkreis geschlagen. Ich wollte allein sein, bis ich mich innerlich
sicherer fühlte und suchte mir ein einsames Plätzchen unter einen Palmenhain.
Bei starken Trips spricht man von einem Ich-Verlust – und ich denke das ist
genau das was ich oft zunächst als unangenehm empfinde und auch ein Prozess der
durchaus einige Risiken birgt. Denn das EGO, der Verstand, von dem wir sie so
stark bestimmt werden, obgleich er doch nur ein Werkzeug darstellt und
keineswegs unsere komplette Identität ausmacht, ist in seiner Aufgeblasenheit
oft wenig begeistert, für einige Zeit eine Nischenrolle einnehmen zu müssen. Es
wehrt sich. In dieser Phase fühle ich mich sehr exponiert, noch verletzlicher,
ganz meinen Gefühlen und meiner Intuition ausgeliefert, denen ich meist zu
wenig vertraue. Ganz wunderbar hat das Milde
Drücke in dem Buch Ratu Pedanda
zum Ausdruck gebracht, das von einer intensiven Begegnung mit einem
Hohepriester auf Bali erzählt:
„Vielleicht kann ich alles, was ich wissen möchte, in
mir selbst finden. Manchmal gelingt es mir. Viel häufiger aber verwerfe
ich Impulse, die mich leiten oder auf etwas hinweisen wollen.
Ich nehme mich nicht ernst. Ich will lernen, meinen
Impulsen wieder zu vertrauen.
Solange ich denken kann, bin ich mir einer eigenen
Wahrheit bewusst gewesen.
Dieses Wissen muss unglaublich hartnäckig oder
lebendig sein, hat es mich doch immer wieder dazu gebracht, aufzustehen und
weiterzugehen, obwohl ich es den längeren Teil meines Lebens verleugnet habe,
was in Zwänge und Abhängigkeiten führte.
Ich kann mich gut daran erinnern, wie meine Wahrheit
sich ursprünglich angefühlt hat:
weit, pulsierend, sicher, weise, neugierig – sie war
Vertrauen, Vertrauen in das eigene Dasein. Nur gab es kaum jemanden, der meine
Wahrheit mit mir teilen wollte."
Nach dreißig Minute fühlte ich mich sicherer. Ich
lief am Riff entlang bis ich eine kleine Sandbank erreichte, von dem ich den
Sonnenuntergang beobachten konnte.
Ich sah mir das unglaubliche Spektakel der
stürmisch wandernden Wolken und den Sonnenuntergang an und war wie verzaubert. Dieses
Naturspiel fand ständig statt und doch gelingt es normalerweise nicht, es so
tief in sich aufzunehmen und sich dabei so lebendig zu fühlen. Die Pforten der
Wahrnehmung waren weit geöffnet – alle Schranken aufgehoben: Pures bewusst
Sein.
Es gibt etwas, das ich wohl niemals verständlich
erklären kann. Denn die Beschreibung dieses Zustands entzieht sich den Worten.
Der Ichverlust (oder die Einstapfung des EGO auf ein erträgliches Maß...) geht mit einem radikalen
Wechsel der Perspektive einher. Er wird in vielen Erfahrungsberichten
beschrieben. Eine Aufhebung der Trennung zwischen dem eigenen Sein und der
Umgebung. Das kann angstvoll oder auch befreiend erlebt werden. Mancher darf
erfahren was es bedeutet, wenn Alles eins ist. In meiner Interpretation
empfinde ich es als Einssein mit der Natur. Ein Gefühl, als würde alles aus
einer Quelle gespeist. Ich betrachte mich und alles um mich herum von einer
anderen Warte. Der Pilz erscheint mir als Transmitter, der die Signale von
innen und außen zusammenführt. Als würde eine innere Stimme laut – die Stimme der
Intuition – eine Art drittes Auge das sich öffnet. Gedanken begannen durch mein Hirn zu rasen - auf
Englisch – das fand ich ausgesprochen skurril– schließlich dachte ich meist auf
Deutsch – auch dann, wenn ich monatelang kein deutsches Wort mehr gesprochen
hatte.
Forschungen haben ergeben, dass sich die
Hirnleistung nach der Einnahme von Psychedelika erhöht; das feit einen
allerdings nicht davor debil zu grinsen und von den eigenen Gedankensprüngen
bisweilen massiv überfordert zu sein…
Ich stand noch unter den Eindrücken meiner
Gespräche mit Paul. Es schien fast als wäre er anwesend. Schade, dass er nicht
hier war und diesen Moment mit mir teilte. Ich vermute, er hätte sich nur vorm
Zuschauen vor Lachen bepisst und hätte seine Moral für einen Moment vergessen.
Auch nach dem Sonnenuntergang blieb ich noch stundenlang sitzen, lauschte dem
Meer oder hörte ein wenig Musik und betrachtete die Sterne. Bis ich auf die
Idee kam, eine Hängematte in meinem völlig verplanten Zustand an einer der
kleinen Palmen zu befestigen. Doch egal welche Palme ich auswählte, sie
erschien mir jedes Mal nicht tragfähig genug. Aus Rücksicht brach ich mein
Unterfangen nach einer halben Stunde ab, lachte über meine skurrile Darbietung
und fand heraus, dass es sich auf dem Sandboden vortrefflich liegen ließ.
Wenige Tage später wiederholte ich das Experiment.
Meine Abreise nach Europa rückte immer näher und ich wollte einen krönenden
Abschluss erleben.
Der Beginn meines Trips war noch wirrer als beim
ersten Mal. Es war erstaunlich, wie vollkommen die 3-D-Sicht wurde. Ich saß am
Strand und betrachtete die benachbarte Insel Lombok.
Ich will nicht wissen, wie
die pittoreske Landschaft von Komodo auf mich gewirkt hätte. Von den dortigen
urzeitlichen Reptilen, den Waranen, die man mit ganzen Ziegen füttert, ganz zu
schweigen. Obwohl ich es besser wusste, schien es mir, als würde ich die Insel
in ihrem urzeitlichen Zustand sehen. Auf meinem ersten Acid-Trip hatte ich eine
Erfahrung gemacht, an die ich mich ein wenig erinnert fühlte:
Der
Sternenhimmel über der Lagune war wundervoll. Bei Vollmond kam das Wasser bis
an die Treppe des Restaurants, das für mich zu einer Zufluchtsstätte, ja Heimat
geworden war. Ich kam mich vor wie auf einer Insel, die hier nur kurze Zeit geankert
hatte und nun wieder ins weite Meer getragen wurde. Der Trip hatte eine
ähnliche Gewalt und riss mich mit sich.
Ich
hatte den Eindruck, als könne ich die Energie aller mich umgebender Rhythmen,
egal ob sprachlicher, akustischer oder gedanklicher Natur wahrnehmen. Mehr
noch: ich spürte wie ich die Schwingungen selbst übertrug. Ich war Sender und
Empfänger. Meine Sinne waren auf äußerste sensibilisiert. Nuancen wurden zu
Hauptattraktionen. Der Energiestrom schwoll immer mehr an. Es fühlte sich an,
als würde ich bald platzen.
Ich
zog mich zu meiner Hütte zurück. Ich war einfach nicht geschaffen, um mich
angesichts solcher Sensationen an einer Bar aufzuhalten - ganz gleich wie
prächtig die Stimmung dort war. Die Eindrücke sprengten schlicht mein
Vorstellungsvermögen und ich sah mich außerstande angesichts dieser Umstände
weiter zu kommunizieren. Zumindest von Angesicht zu Angesicht. Es erschien mir
ohnehin, als wäre ich mit mehr Menschen verbunden als je zuvor in meinem Leben.
Ich hatte den Eindruck auf Gedanken ganzer Generationen von Menschen zugreifen
zu können.
Anmerkung: erzählt so was nie im Beisein eines
Doktors…
Ich
hatte zu viel erwischt; jedenfalls konnte ich mit dieser Intensität nicht umgehen.
Paranoia war mir den Nacken hochgekrochen. Das Dach meiner Hütte schien sich in
farbige Energieströme aufgelöst zu haben; kein gutes Zeichen, dachte ich mir
noch. Ich setzte mich zitternd vor meine Hütte, die bei Vollmond und Flut
direkt ans Meer grenzte und ließ die Moon Safari von Air auf mich wirken. Das
war genau die Musik, die ich gebraucht hatte. Die melodiösen Rhythmen dieses Albums trugen mich auf einem
Klangteppich weit weg. Was dann folgte war jenseits der Worte. Raum und Zeit
hatten sich völlig verschoben. Ich hatte das ausgesprochen beruhigende Gefühl,
als sei ich schon immer auf diesem Planeten gewesen. Vor meinen Augen spielte
sich im Zeitraffer die Evolution ab. Zeit verlor alle Bedeutung. Ich spürte die
Unendlichkeit. Ich war unendlich. Bewusstsein und Energie konnten nicht
vergehen. Ich hatte die Quelle angezapft, doch ich war nicht vorbereitet
gewesen.
Ich
hatte zuvor zu viel getrunken und das war ein schwerer Fehler gewesen.
Nach
einigen Stunden war ich völlig erschöpft und ausgelaugt. Es erschien mir
unvorstellbar, wieder in den Kreis der anderen zurückzukehren. Ich war
überrollt wurden. Zweimal hatte ich meine eigene Hütte nicht wieder erkannt.
Die Struktur der Hütte schien sich vollständig aufzulösen; sie schien nur noch
aus wabernder Energie zu bestehen.
Die
Wirkung hielt über 20 Stunden an. Es war es ein Durchhaltemarathon. Ich hatte
mir entschieden die Finger verbrannt. Denn ich hatte dem Ganzen nichts mehr
entgegenzusetzen. Ich sehnte mich nach Ruhe, doch die Wellen verebbten nicht.
Ich lief über den nächtlichen Strand und das Mondlicht leuchtete gleißend hell
und reflektierte seine Strahlen im Wasser der Lagune. Ich war unglaublich
aufgeputscht und wollte nur eins: wieder runterkommen.“
Auch wenn dieses Erlebnis keineswegs angenehm war
(abgesehen von den ersten Stunden), so hatte ich einmal mehr die Möglichkeiten
erkannt, die in mir angelegt waren. Freilich musste ich meine eigenen Wege
finden, um mit Bedacht und Respekt aus der Quelle zu schöpfen. Irgendwo dort
lag die Essenz, wegen der ich mich auf den Weg gemacht hatte. Freilich waren
Drogen kein nachhaltiger Weg um zu ihr zu gelangen. Irgendwann würde auch ich
lernen, mich fallen zu lassen, zu vertrauen, zu Tanzen, in Trance zu versinken
und zu lieben. Nur das konnte mich frei machen…
Doch zurück auf die indonesische Insel in der
Balisee:
Es war möglich, einzelne Teilbereiche der
Landschaft Lomboks zu fokussieren, ohne das Gesamtbild aus dem Blick zu
verlieren, was an den stark vergrößerten Pupillen liegen musste. Die Grüntöne
des Regenwaldes leuchteten unwirklich intensiv und die Landschaft begann sich
zu verändern und zu pulsieren.
Dann legte das Ganze einen neuen Gang ein. Diesmal
war der sedierende Effekt noch stärker. Ich steuerte wieder den gleichen Ort angesteuert
– die Sandbank vor dem Riff – doch ich konnte mich nicht entspannen. Es
kribbelte in meinen Eingeweiden. Ich nahm den Sonnenuntergang in all seiner
Pracht wahr, konnte ihn aber diesmal nicht genießen. Ich fühlte mich getrieben.
Doch danach sollte der Trip phänomenal werden. Im abnehmenden Abendrot lag der
Blick auf den heiligen Vulkan von Bali frei, dessen Urkraft physikalisch zu
spüren schien - als Energie, die unter dem Meeresboden brodelte - dort wo alles
Leben entstanden war und für immer weiterbestehen würde. Ich hatte das
intensive Gefühl, Teil dieser Schöpfung zu sein.
Ich zog mich in den Schutz eines kleinen
Mangrovenhains zurück. Dies war genau mein Ort.
Direkt vor mir lag das Riff. Im
Moment war es jedoch vom Meer bedeckt. Ich war keine 200 Meter von der tosenden
Brandung entfernt. Am Himmel erschien der Halbmond und unzählige
Sterne prangten am Himmel. Nach und nach zog sich das Wasser zurück und legte
das Riff frei. Hatte ich zuvor am Strand nur tote Korallen wahrgenommen, schien
nun das Riff komplett beseelt zu sein und zu atmen. Der Boden schwankte. Vorsichtig
schlich ich über den Schlick auf dem Riff - um zu vermeiden, jegliches Leben zu
zerstören. Das ganze Riff erschien mir als Organismus – genauso lebendig wie
der Himmel, die Mangroven, die Sterne, der brodelnde Vulkan und mittendrin
meine eigenen Atome.
Vorsichtig lief ich zu dem mächtigen Baum, der
sich in der Mitte des Riffs befand und normalerweise in tiefem Wasser stand und
von Wellen umspült wurde. Seit ewigen Zeiten war er ganz von den Elementen
umgeben, stellte sich bei Flut den Wellen entgegen und beherrschte bei Ebbe das
ganze Riff. Es erschien mir als spiegelte sich in ihm die ganze Weisheit der
Natur. Er war Teil der Elemente. Nun - das waren wir auch – doch wir hatten die
Koexistenz mit der Natur einseitig aufgekündigt – als wären wir wirklich dazu
in der Lage. Wie töricht! Da stand ich nun im Zwiegespräch mit dem alten Kämpen
und es war mir nicht im Entferntesten peinlich auch wenn jeder Bericht darüber
nur wie eine Peinlichkeit anmuten muss.
Vielleicht kann mich Jörg Fauser mit
diesem Zitat aus Rohstoff retten:
„Wo
war Sarah? Warum war ich nicht in ihrem Bett, wie sich das gehörte, seit Adam
Eva kannte? Völlige Finsternis. Verdächtige Geräusche aus dem Wald. Diese
Sterne waren zu nichts nütze, so weit weg, wie sie waren. (…)Was suchte ich in
diesem gottverfluchten Winkel der Erde? Und auch noch so alleine? Ich brauchte
dringend einen Freund. Ein Baum konnte auch ein Freund sein. Ich umarmte eine
Fichte. Sie kratzte mich, aber sie roch gut. Ich rieb mich an der Fichte, ich
erzählte ihr ein paar Schwänke aus meinem Leben, ich hielt sie fest. Die Fichte
tröstete mich. Sterben tun wir alle, sagte sie, aber wir kommen auch wieder,
als Mensch, als Fichte, als Wurm, als Regenbogen.
(…)die Erde ist überall, aber
nur die Bäume kennen den Wald.“
Dieses Mal verzichtete ich auf Musik. Irgendwann
(man bedenke, dass der Einsatz von Halluzinogen mit einer Verschiebung der
Raum-Zeit-Achse einhergeht und sich Minuten zu Ewigkeiten ausdehnen können…)
hatte ich den Eindruck, ich könnte eine Melodie wahrnehmen. Ich hörte sie laut
und deutlich. Ich begann zu dieser Melodie zu tanzen, die nur ich hörte. Hätte
mich jemand gesehen, er hätte den einsamen Tänzer für verrückt erklärt - was
auch sonst. Doch das war völlig nebensächlich. Es gab nur die Natur und mich
und eine Kraft in deren Gegenwart Demut die einzig mögliche Haltung war. Es gab
keine Barrieren mehr. Die Filter meines Bewusstseins hatten sich aufgelöst. Ich
war glücklich. Zeitweise empfand ich die Sensation, als sei ich neugeboren
worden. Ich hatte das intensive Gefühl, mich endgültig mit meiner Vergangenheit
ausgesöhnt zu haben und diese nun hinter mir lassen zu können. Es erschien mir,
mich auf dem richtigen Weg zu befinden und schon eine weite Strecke
zurückgelegt zu haben. Und ganz gleich welche Rückschläge und Irrwege wohl noch
auf mich warten würden – alles war gut. Ich war aufrichtig bereit, weiter in
Demut zu lernen, ohne überheblich zu werden, ob dem bisschen was ich schon
erreicht hatte. Ich war ein kleines Lichtlein - was konnte befreiender sein.
Ich hatte kein Kreuz zu tragen und ich konnte nur als Teil des Ganzen eine
Bedeutung haben. Wie meist, wenn ich mich glücklich fühle, gab es auch einen
melancholischen Teil. Der Wehmutstropfen in diesem Moment war, das ich ihn mit keinem
anderen Menschen feiern konnte. Das minderte das Gefühl nicht, aber es würde
unmöglich sein, dieses Geschenk, das für mich selbst allein viel zu groß war,
zu teilen. Es war wie es Carlos Castanieda in seiner Journey to Ixtlan beschrieben hatte:
„Ich
bin so weit weg vom Himmel, unter dem ich geboren bin. Ungeahnte Sehnsucht
greift nach meinen Gedanken. Jetzt wo ich so allein und traurig bin, wie ein
Blatt im Wind, möchte ich manchmal weinen, möchte ich manchmal vor Sehnsucht
lachen.“
Ich war erfüllt von einem Gefühl von Liebe gepaart
mit einer Melancholie, die mich innerlich beben ließ. Der Moment war
majestätisch, aber nicht vollkommen. Mir fehlte ein kongenialer Partner, der
dieselbe Botschaft empfing und sich mit mir an diesen Moment erinnern würde.
Von einem Moment auf den anderen fühlte ich mich sehr einsam. Doch ich war
keineswegs traurig, ich sehnte mich einfach nach Nähe. Zugleich war mir bewusst, dass es nicht viele
Menschen gab, mit denen ich diesen Moment wirklich teilen könnte; sicher lebte
diese Reise auch von den vielen Momenten, in denen es Niemanden an meiner Seite
gab. Und ja: es gibt es einen riesigen Unterschied zwischen gewähltem Alleinsein
und dem Gefühl der Einsamkeit. In diesem Moment aber wünschte ich mir nichts
sehnlicher als den Menschen zu kennen, der irgendwo auf mich wartete. Am
liebsten hätte ich mich gleich auf den Weg gemacht. Als mir diese Gedanken kamen,
hörte das Tosen um mich herum auf, die Halluzinationen verschwanden und das
Riff hörte auf zu atmen. Ein Moment vollständiger Klarheit durchströmte mich -
wie eine augenblickliche Erleuchtung. Es gab keine neuen Erkenntnisse, die sich
radikal von meinen bisherigen unterschieden; die Kraft dieser Erfahrung lag in
ihrer Intensität und der Reinheit der Empfindung. Ich befand mich in tiefem
Frieden mit mir und allem Leben rundherum und im Bewusstsein, dass ich fähig war
zu lieben und dass man auch mich lieben durfte. Es war Zeit voranzuschreiten. Auf
dem Rückweg zu meinem Bungalow hörte ich brothers
in arms von den Dire Straits;
vielleicht verdiente ich wirklich so tolle Freunde, wie sie mir geschenkt
worden waren; ich zog das oft genug in Zweifel.
Ich wollte um jeden Preis leben. Und sollte ich in
diesem Moment sterben, war nichts umsonst gewesen. Ich hatte auf meinen Reisen
wieder Leben im mich aufgenommen, nachdem ich eigentlich schon ein Jahrzehnt
zuvor gestorben war. Seitdem hatte ich noch einmal Schwung geholt und war noch einmal über das Karusell des Lebens gewirbelt.
„Ich
ging in die Wälder, denn ich wollte wohlüberlegt leben; intensiv leben wollte ich.
Das Mark des Lebens im mich aufsagen, um alles auszurotten, was nicht Leben
war. Damit ich nicht in der Todesstunde innewürde, das ich gar nicht gelebt
habe.“
Henry David Thoreau - Walden. Ein Leben in den
Wäldern
Ausklang
Es ist ungeheuerlich schwer solche Erlebnisse auch nur
im Ansatz in dir richtigen Wörter zu kleiden. Schließlich geht es um
Empfindungen, die der Alltagsrealität vielfach zu widersprechen scheinen.
In meinen jungen Jahren war ich nach meinen ersten
Erfahrungen mit Cannabis fasziniert von Drogen. Gerettet hat mich, dass ich mir
zu allen Drogen Literatur besorgt habe, was mich davon abgehalten hat, einige
zu probieren - was nur zu meinem Vorteil war. Aufputschmittel sind nicht meine
Welt. Die Welt ist mir aufgeputscht genug. Ich suche nach Besinnung; nach Kontemplation.
So ist die Faszination für Psychedelika geblieben - und der Respekt.
Es steht außer Frage, dass Drogenmissbrauch zu
massiven sozialen und gesundheitlichen Folgen führen kann. Aber auch, dass man
sie ge(!)brauchen kann Ich gehe soweit zu sagen, dass es ein Recht auf Rausch
gibt. Die Folgen von Suchterkrankungen will ich keineswegs kleinreden – doch
ich bin überzeugt, dass Aufklärung, Beratung und erstgemeinte
Rehabilitationsangebote einzig zielführend sind. Wohingegen die Prohibition,
einseitige Verteufelung und Kriminalisierung von Konsumenten viel mehr Elend erzeugen
als sie verhindern.
Sehr befremdet war ichm als ich eines Abends zwei
blutjunge Rucksacktouristinnen traf, die sich ein riesiges Mushroom-Omlette
teilten - was das Schlimmste für ihren bald anzutreffenden Geisteszustand ahnen
ließ. Der Konsum war für sie etwas, was auf ihrer Liste stand und abgehakt
werden musste. Meine Frage, ob sie wüssten, was sie da taten, beantworteten sie
mit solcher Herz erfrischenden Naivität, dass mir Angst und Bange um sie wurde.
Ich war erst ein wenig beruhigt als ich erfuhr, dass sie sich an einen ruhigen
Ort zurückziehen würden.
Viel schlimmer noch empfand ich die Begegnung mit
einem der Söhne der Familie meines Gasthauses. Ständig lag er mir mit seinen
Sprüchen in den Ohren:
„you roll a joint?“ - „Mother from another brother“ - „i don`t like it
but i love it“
Nach kurzer Zeit konnte
ich es nicht mehr hören. Der Gute war auf einem Bob-Marley-Trip, der sich
gewaschen hatte. Ich vermute, der gute Bob würde sich im Grab umdrehen, wenn er
wüsste was für Auswüchse sein Kult mancherorts gewonnen hat. Wirklich geschockt
war ich allerdings - als dieser Junge, der kaum 18 war und auf einer vor
wenigen Jahrzehnten noch völlig abgelegenen Insel lebte, mir vorschlug, wir
könnten zusammen Crystal Meth rauchen. Never, ever! Angesichts solcher Drogen, die inzwischen die
Märkte überschwemmen, kann ich es kaum fassen, dass man sich mit einem Joint in
der Hand strafbar macht…
In diesem Blog habe ich das Thema Liebe bereits
angeschnitten und daran wird mein nächster Blog thematisch anschließen – der vorerst
letzte große Bericht…
Das wird kein Rosamunde Pilcher; Vielmehr soll es die
Frage vertiefen, wonach der Suchende eigentlich sucht. Und ob er es wohl irgendwann
finden mag…
Weiterführende
Artikel
Über die Möglichkeit des Individuums zur Transformation feat. Jiddu Krishnamurti und Thomas D über LSD und die Entwicklung von Bewusstsein.
Warum ich schreibe(n) muss - Gedanken zu Literatur, Kunst und dem Wandel.
gonzoeker Ausflug nach Bangkok, Ko Samui und zur Party unter dem Vollmond.
der reguläre Bericht zu meinen Erlebnissen auf Gili Trawangan.
erstklassiger Artikel über die verheerenden Folgen des "Krieg gegen die Drogen"
Danke mit welcher Offenheit du ueber diese Erfahrungen berichtest...ich finde es faszinierend zu lesen,bin aber doch froh mit Baeumen,Steinen ect kommunizieren zu können ohne etwas zu nehmen.;-)
AntwortenLöschenSehr gerne! Freue mich immer, wenn Du mich ein Stück auf meinen Reisen begleitest. Natürlich ist es möglich diese Beziehung zur Natur mit offenen Antennen wahrzunehmen. Die von mir geschilderten Hilfsmittel tun ja nichts anderes, als diese Sinne zu verstärken; bisweilen kommt es mir so vor, als nähme man eine Warte zwischen Natur und Mensch ein - was die Illusion der Trennung aufhebt. Es erscheint mir als geardezu symbiotische Verschmelzung - aber das ist ein Bereich, der sich mit Worten nicht wirklich erfassen lässt. Viel wichtiger ist mir, dass Menschen auf verschiedenen Wegen solche Erfahrungen machen und daraus Lehren ziehen für den Umgang mit sich und der Welt.
LöschenZwischen Mensch und Natur?? Sind wir als Menschen nicht auch Natur? Ich persoenlichempfinde diese Trennung als kuenstlich und falsch.Aber fuer mich ist ja eh alles eines...Gaiahypothese ,du weist schon...;-)
AntwortenLöschenich sprach ja auch von einer Illusion der Trennung; in unserer Wahrnehmung gibt es schon eine Trennung; zumindest in der Regel (oder nur bei mir ;-)). Mit der Vorstellung der Erde als Organismus kann ich viel anfangen und dass die Missachtung der Erde furchtbare Folgen hat, sehen wir ja immer deutlicher - eigentlich merkwrdig, wo es doch so logisch erscheint. Mit dieser Warte zwischen Natur und Mensch meine ich etwas Verbindendes zwischen beidem - vielleicht etwas Ursprüngliches, das Grundlage von Beidem ist - eine Art göttlicher Funken oder Zugang zu einer Weltenseele, ein kollektives Bewusstsein; das hängt natürlich stark von der eigenen Vorstellung ab und da werden unsere Worte auch schnell stumpf; das lässt sich sicher leichter erfahren als beschreiben. Man kann sich dem wohl nur annähern. Aber das ist ja auch spannend...
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