Dienstag, 26. Februar 2013

Reisereportagen: Nebel über dem Riff





explict lyrics: Dieser Blog soll ausdrücklich nicht zum Drogengebrauch ermuntern, sondern allein und ausschließlich in seiner literarischen Form halluzinogen wirken

Ich komme nun zum fehlenden Mosaikteil meiner Erlebnisse in Indonesien – meinen psychedelischen Erlebnissen auf der Insel Gili Trawangan. Wem das nicht zusagt, dem sei hier dringend die letzte Abzweigung zu meiner Reisereportage von ebenjener Insel angeraten, in der ich diese Erfahrungen bewusst ausgespart habe:
 

      Last exit to avoid madness: Reisereportagen: Gili Trawangan


Doch natürlich kokettiere ich nur; es geht mir keineswegs um effektheischende Berichte eines Drogentrips, sondern den Konsum bewusstseinserweiternder Substanzen als ein Weg der Erkenntnis. Zweifellos ist das kein ungefährlicher Weg –und das ist jetzt keine Walddorfpädagogik - ich habe am eigenen Geist erlebt, wie psychedelische Drogen einen in die eigene Hölle schicken oder Paradiese eröffnen können oder abwechselnd das eine und das andere. Ich bin weder ein Moralapostel noch ein Kamikaze-Head. Ich baue darauf, dass der Leser mündig ist, sich sein eigenes Urteil zu bilden und seine eigenen Entscheidungen zu treffen! Über die Sinnhaftigkeit der Prohibition vieler Substanzen könnte ich einen eigenen Roman schreiben – doch ich möchte mich auf die Verlinkung eines Artikels beschränken, der die Folgen der Illegalität gekonnt ausführt, und den ich am Ende anhänge.

Da ich ohnehin vorhabe abzuschweifen, kann ich auch gleich damit anfangen. Also noch eine Erläuterung zum Titel dieser Episode: ich habe auf der Insel keinerlei Nebel gesehen. Zumindest nicht nüchtern. Warum es dennoch ein gelungener Titel ist? 

Es begab sich zu der Zeit, als Hobbypropheten noch Hoffnung in meine Zukunft setzten und ich während der Schulblöcken meiner Ausbildung in einem alten Hotel in der absoluten Pampa übernachten musste - was ich durchaus genoss – schließlich hatte ich das Glück, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein und damit auch die richtigen Leute um mich herum zu haben. Außerdem wurden Verrückte meiner Couleur an dem Institut durchaus toleriert. Eines Abends zog mein Zimmernachbar mexikanische Zauberpilze aus dem Nichts und wir beschlossen unverzüglich nach Mexiko aufzubrechen. Kurze Zeit später trennten sich unsere Wege; während er sich in Gesellschaft begeben wollte und sich kulinarischen und alkoholischen Genüssen hingeben wollte, jagten mir in diesem Moment alle dieser drei Gedanken einen Schauer über den Rücken. Ich bin nicht gerne unter Menschen in solch einem Zustand. Für Paranoia muss man geboren sein und ich hatte in der Hinsicht einiges Glück gehabt. Also beschloss ich alleine zu dem nahen Felsen zu wandern, der ohnehin mein Lieblingsplatz war. Oben angekommen wollte ich den Blick über das weite Tal und das auf dem gegenüberliegende Kamm liegende Schloss bewundern, musste aber feststellen das es keine gewohnte Aussicht gab. Bei diesem Felsen handelte es sich um ein urzeitlichen Riff, das einst aus den Untiefen des schwäbischen Urmeer geragt hatte. Dort wo sich meines Wissens die Abbruchkante befand, die man nicht folgenlos übertreten konnte, schloss sich eine Nebelbank an, die suggerierte, das man sich wunderbar in das flauschige Wolkenmeer fallen lassen konnte. Oder bis zum Schloss laufen. Glücklicherweise widerstand ich diesem verlockenden Impuls und stürzte auch auf dem Abstieg nicht ab. Sonst gäbe es auch keinen Anlass mir 11.000 Kilometer Luftlinie weit auf die vulkanische Insel in der Balisee zu folgen. Da ist es zumindest wärmer als in Schwäbisch-Sibirien…

Wir schrieben Anfang Juni 2010; Der zweite Abschnitt meiner Reisen stand kurz vor ihrem Ende. Ich befand mich seit einigen Tagen auf einer kleinen indonesischen Insel und fühlte mich tiefenentspannt. Ich hatte in kürzester Zeit den Rhythmus des Insellebens angenommen. Wenn man von morgendlicher Betätigung absieht.
Bereits am ersten Abend war ich mit Paul (den ich auf der Anreise kennen gelernt hatte) in einer Bar gelandet, die seit 25 Jahren DIE Institution auf der Insel war.
Dort wurde ganz offen für Magic Mushroom-Cocktails geworben. Der Slogan lautet:

„Ticket to the moon - try our fucking bloody fresh mushrooms. Send you to heaven and back – no transport needed“.


An den Wänden hingen obskure Pilzporträts und ein Plakat forderte: come and see the monkeyfish – dessen wahre Konturen konnte man nur unter dem Einfluss der Pilze vernünftig erkennen. Auf der Tanzfläche kündeten Leuchtfarben und Goa-Dekoration von potenziell mystischen Ekstasen. Auf einem Schild auf der Hauptstraße warb ein delivery service. Wer so faul sein konnte, den auf dieser reichlich überschaubaren Insel in Anspruch zu nehmen, blieb rätselhaft. Genau so wenig erschloss sich mir, warum es deutlich schwieriger war an Gras zu kommen als an psychedelische Pilze. Ich erinnerte mich noch daran, wie die Beachboys auf Bali geschaut hatten, als ich sie auf Gras ansprach und mir stattdessen empfahlen Pilze im Ort zu kaufen. Darauf schaute ich genauso blöd. Tatsache war jedenfalls, dass geringste Mengen Marihuana zu ausgedehnten Gefängnisaufenthalten berichtigten, während ein ausgewachsener Trip problemlos zu bewerkstelligen war. Nun ja.

Wir kamen mit den beiden neben uns am Tresen sitzenden Jungs ins Gespräch. Sie kamen aus Frankreich und waren Cousins. Ein ungleiches Paar. Während der eine einen sehr vernünftigen und ausgeglichenen Eindruck machte, war Pierre ein Draufgänger und hatte sich einen Pilzcocktail gegönnt. Der Effekt war durchaus sichtbar…
Ich probierte einen kleinen Schluck, von dem ich keinen größeren Effekt erwartete. Doch die Mischung war stärker als erwartet und so kam ich auch zu einem kurzen Ausflug. Das Beimengen von Red Bull und Wodka half nicht unbedingt, um die Contenance zu bewahren. Als die Wirkung einsetzte, fühlte ich mich für einige Zeit sehr unwohl in der Bar. Ich war geflasht von der ausgeklügelten psychedelischen Dekoration und den Sinnesreizen des Barbetriebs und konnte dem Fußballspiel, das auf einem kleinen Fernseher hinter der Bar lief, nicht folgen - obwohl es eines der wenigen war, das mich ansatzweise interessierte. In Südafrika war Fußball-WM. Ich hatte keineswegs erwartet, dass ich auf dieser Insel in den fragwürdigen Genuss kommen würde, das irreal ferne Ereignis auf großen Leinwänden live präsentiert zu bekommen. Man lernt nicht aus.

Angesichts meines Zustands musste sich Pierre auf einem sehr heftigen Trip befinden. Dazu passte, dass er anfangs nicht sicher war, ob er es wagen konnte, mit uns zu reden. Er wirkte ein wenig paranoid und hatte seine Motorik kaum unter Kontrolle. In meinen Augen war eine Bar niemals der richtige Ort für diese Art von Reisen. Diese disqualifizierte sich darüber hinaus aus atmosphärischen Gründen zusätzlich:

Die Barmänner waren junge, aufgedrehte Burschen, die eine Salve von einstudierten Witzen auf Lager hatten, wenn sie nicht gerade Frauen auf der direkt angrenzenden Straße schmierige und anzügliche Bemerkungen nachriefen - was im Übrigen zu erstaunlichem Erfolg führte. Nebenbei rührten sie lauthals die Werbetrommel für ihr Pilzgewerbe. In erster Linie war ich sehr schnell genervt von ihrem Gezappel und ihren saublöden Sprüchen, ein wenig amüsierten sie mich aber auch. Ich musste mich locker machen; sie wurden schließlich genau für diese Show bezahlt und die Touristen strömten in die Bar. Wenn sich der Trubel zwischendurch etwas legte, sahen sie reichlich müde aus. Diese Jungs waren von den traditionellen Inselbewohnern meilenweit entfernt und stammten zum Großteil von benachbarten Inseln und kamen hierher, um sich während der Saison Geld zu verdienen. Sie gehörten zur jungen Generation, die magisch von westlichen Konsumgütern und Lebensstil angezogen sind und sich weit von ihren Traditionen entfremdet haben.

Pierre wurde mit der Zeit umgänglicher und lockerer. Er war zuvor in Indien gewesen und wir teilten die instinktive Begeisterung für das kontrastreiche Land und seine Menschen. Er erinnerte mich frappierend an meinen ältesten Freund. Warum wohl immer solche Verrückten an meiner Seite auftauchten?

Nach einiger Zeit ging ich mit Paul zum Markt, um ein einfaches Nudelgericht zu essen. Schnell waren wir in einer längeren Diskussion über Drogen verstrickt. Paul konsumierte ausschließlich Alkohol; alles andere war ihm äußerst suspekt. Aus seinen Worten sprach Ablehnung; in diesem Punkt hätte ich ihn anders eingeschätzt. Unser Hauptstreitpunkt war jedoch, ob psychedelische Drogen eine unerlaubte Abkürzung auf dem Weg zur Erkenntnis darstellten. Er hatte keinen Zweifel daran, dass psychedelische Substanzen Momente intensiver Klarheit ermöglichen konnten; die Frage war jedoch, ob sich mit ihrer Hilfe langfristige Veränderungen einstellen konnten – und wenn, ob das nicht Betrug war. Quasi Hirndoping. Seiner Meinung gab es nur einen Weg: die Emanzipation durch Meditation und Yoga ohne körperfremde Substanzen.
Das war eine moralische Frage und ich hatte sie mir des Öfteren gestellt; handelte es sich bei den Substanzen um verbotene Früchte? Und wenn ja – war es verwerflich sie zu essen – oder gerade aus dem Grund anzuraten?

Eines meiner Lieblingszitate zu diesem Thema stammt von Dr. Lutz Neizert, der es einem Psychiater bei der Gabe einer Portion LSD zuschreibt:


„Des Doktors Gesicht strahlte Enthusiasmus aus, seine Augen funkelten, eine purpurnen Wangen glühten, die Venen in seinen Schläfen traten hervor: `Dies wird einst abgezogen werden von Deinem Anteil am Paradies`“

Fundstück aus: Der Haschisch-Club: ein literarischer Drogentrip – herausgegeben im Tropen-Verlag – in dem Buch finden sich auch Perlen von Freud, Polo, Borroughs, Twain, Leary, Wolfe, Huxley u.a.


Das war ein Thema, das ich beileibe nicht mit jedem erörtern würde – doch es war eine erstaunliche Vertrauensbasis zwischen Paul und mir in der Kürze der Zeit unserer Bekanntschaft entstanden.
Ich stimmte mit ihm völlig überein, dass Drogen kaum den steinigen Weg der Erkenntnis ersetzten konnten. Allerdings sah ich keinen Grund auf Hilfsmittel zu verzichten, die einem einen Weg aufzeigen konnten. Gehen musste man ihn schließlich immer noch. Für mich kann es kein Zufall sein, dass diese psychedelischen Pflanzen auf diesem Planeten wachsen und wir Menschen die passenden Rezeptoren in unserem Gehirn aufweisen ohne welche die Einnahme ohne Effekt bliebe. Für mich sind Pilze etwas Sakrales. Das bedeutete aber auch, dass man sie mit großem Respekt behandeln musste, um eine positive Erfahrung machen zu können. In diesem Punkt hielt ich es mit Paracelsus, der in jeder Substanz ein Gift und Heilmittel sah – je nach Dosierung. Ansonsten halte ich die Theorie Learys von Set & Setting für überzeugend. Nutzte man psychedelische Drogen mit Maß und Vernunft, können sie einem wundervolle Welten eröffnen; im Übermaß, am falschen Ort oder in der falschen Gemütsverfassung konnten sie erheblichen Schaden anrichten, den Konsumenten auslagen und ihn in die eigenen Abgründe schicken. Nicht umsonst wurden Psychedelika schon seit Urzeiten in Rituale eingebunden, die dem „Reisenden“ (hier nun im doppelten Sinn…) einen Rahmen bieten für die Wahrnehmung einer veränderten (bzw. anders wahrgenommenen) Realität. Ein Schamane weist den Weg durch die Welten.
Die eigene Prägung und die eigenen Vorstellungen vom Leben spielen dabei eine große Rolle. Die Substanzen verstärken nur, was in einem bereits angelegt ist. Allerdings sehe ich in dem Verlust einer kulturellen Anwendung von Substanzen durch ihre Illegalität ein erhebliches Problem. Zuvor hatte es die Einbettung in eine moderne Kultur gegeben, die aber kurz darauf wieder in den Hintergrund gedrängt wurde – und doch bis heute Einfluss auf unsere Kultur hat. Diese Entwicklung wurde in Fear and Loathing in Las Vegas von Hunter S. Thompson benannt:


"Wir sind jetzt alle auf einem Überlebenstrip. Vom Tempo der 60er ist nichts mehr übrig.
Das war das Manko an Timothy Learys Trip. Er zog durch Amerika und verkaufte Bewusstseinserweiterungen ohne auch nur einen Gedanken an die grimmigen Fleischerhaken der Realität zu verschwenden, die auf all die Menschen lauerten, die ihn erst nahmen. All jene bemitleidenswerten Acidfreaks, die dachten sie könnten für 3$ den Kick Frieden & Verständnis kaufen. Aber ihre Niederlage und ihr Schaden sind auch die unseren.
Was mit Leary zusammen den Bach runterging war die zentrale Illusion eines Lebensstils, den er mitkreierte. Eine Generation von unheilbaren Krüppeln, gescheiterten Suchern, die niemals den essentiellen mystischen Trugschluss der Acidkultur verstanden hatten. Die verzweifelte Annahme, dass jemand oder zumindest irgendeine Kraft sich um das Licht am Ende des Tunnels kümmert."


Auch wenn ich der Quintessenz dieser letzten Zeilen nicht ganz folgen mag; so zeigt das Zitat eindringlich, dass eine Verklärung von bewusstseinserweiternden Substanzen in die Irre führen; es gilt die Realität mit zu beeinflussen und ihr nicht zu entfliehen. Ohne Lehren daraus zu ziehen, sind die Lektionen wertlos. Und es zeigt vor allem mit welchen Realitäten man sich konfrontiert sah: Vietnam-Krieg, Niederschlagung der Bürgerrechtsbewegung, Horrorgeschichten über Drogenkonsum, Werbemüll, Nixon. Anderswo sah es nicht besser aus.

Ich bin überzeugt, dass positive Drogenerfahrungen einen motivieren können, weiter seinen Weg zu gehen zu einem bewussteren und essentiellen Leben, gleichzeitig habe ich in der Nachschau oft gespürt, wie weit das Ziel, glücklich, augenblicklich, bewusst und im Gleichgewicht zu leben, entfernt ist. Doch manchmal habe ich den Weg erst dann wieder deutlich gesehen.

Doch genug Theorie. Nachdem Paul die Insel verlassen hatte, wurde es Zeit für eine psychedelische Reise - send you to heaven and back - das brauchte man mir nicht zweimal sagen. Da saß ich also wieder in der Bar und betrachtete mit einiger Faszination aber auch Respekt, wie eine erhebliche Menge von Pilzen, die in riesigen Gläsern aufbewahrt wurden, in meinen Cocktail wanderten. Kaum hatte ich ihn zu mir genommen, war ich auch schon auf der Flucht vor der Zivilisation. Die Natur war für mich der einzig sinnvolle Ort für solche Reisen. Die Wirkung flutete in hohen Wellen an. Das würde kein Kindergeburtstag. Ich fühlte mich zunächst sehr stark sediert und unwohl. Dieses anfängliche Unwohlsein ist mir am Anfang eines Trips durchaus vertraut. Am liebsten hätte ich die wenigen Menschen in meiner Umgebung aus meinem Bannkreis geschlagen. Ich wollte allein sein, bis ich mich innerlich sicherer fühlte und suchte mir ein einsames Plätzchen unter einen Palmenhain. Bei starken Trips spricht man von einem Ich-Verlust – und ich denke das ist genau das was ich oft zunächst als unangenehm empfinde und auch ein Prozess der durchaus einige Risiken birgt. Denn das EGO, der Verstand, von dem wir sie so stark bestimmt werden, obgleich er doch nur ein Werkzeug darstellt und keineswegs unsere komplette Identität ausmacht, ist in seiner Aufgeblasenheit oft wenig begeistert, für einige Zeit eine Nischenrolle einnehmen zu müssen. Es wehrt sich. In dieser Phase fühle ich mich sehr exponiert, noch verletzlicher, ganz meinen Gefühlen und meiner Intuition ausgeliefert, denen ich meist zu wenig vertraue. Ganz wunderbar hat das Milde Drücke in dem Buch Ratu Pedanda zum Ausdruck gebracht, das von einer intensiven Begegnung mit einem Hohepriester auf Bali erzählt:


„Vielleicht kann ich alles, was ich wissen möchte, in mir selbst finden. Manchmal gelingt es mir. Viel häufiger aber verwerfe ich Impulse, die mich leiten oder auf etwas hinweisen wollen. 
Ich nehme mich nicht ernst. Ich will lernen, meinen Impulsen wieder zu vertrauen.

Solange ich denken kann, bin ich mir einer eigenen Wahrheit bewusst gewesen. 
Dieses Wissen muss unglaublich hartnäckig oder lebendig sein, hat es mich doch immer wieder dazu gebracht, aufzustehen und weiterzugehen, obwohl ich es den längeren Teil meines Lebens verleugnet habe, was in Zwänge und Abhängigkeiten führte. 

Ich kann mich gut daran erinnern, wie meine Wahrheit sich ursprünglich angefühlt hat: 
weit, pulsierend, sicher, weise, neugierig – sie war Vertrauen, Vertrauen in das eigene Dasein. Nur gab es kaum jemanden, der meine Wahrheit mit mir teilen wollte."


Nach dreißig Minute fühlte ich mich sicherer. Ich lief am Riff entlang bis ich eine kleine Sandbank erreichte, von dem ich den Sonnenuntergang beobachten konnte.


Ich sah mir das unglaubliche Spektakel der stürmisch wandernden Wolken und den Sonnenuntergang an und war wie verzaubert. Dieses Naturspiel fand ständig statt und doch gelingt es normalerweise nicht, es so tief in sich aufzunehmen und sich dabei so lebendig zu fühlen. Die Pforten der Wahrnehmung waren weit geöffnet – alle Schranken aufgehoben: Pures bewusst Sein.

Es gibt etwas, das ich wohl niemals verständlich erklären kann. Denn die Beschreibung dieses Zustands entzieht sich den Worten. Der Ichverlust (oder die Einstapfung des EGO auf ein erträgliches Maß...) geht mit einem radikalen Wechsel der Perspektive einher. Er wird in vielen Erfahrungsberichten beschrieben. Eine Aufhebung der Trennung zwischen dem eigenen Sein und der Umgebung. Das kann angstvoll oder auch befreiend erlebt werden. Mancher darf erfahren was es bedeutet, wenn Alles eins ist. In meiner Interpretation empfinde ich es als Einssein mit der Natur. Ein Gefühl, als würde alles aus einer Quelle gespeist. Ich betrachte mich und alles um mich herum von einer anderen Warte. Der Pilz erscheint mir als Transmitter, der die Signale von innen und außen zusammenführt. Als würde eine innere Stimme laut – die Stimme der Intuition – eine Art drittes Auge das sich öffnet. Gedanken begannen durch mein Hirn zu rasen - auf Englisch – das fand ich ausgesprochen skurril– schließlich dachte ich meist auf Deutsch – auch dann, wenn ich monatelang kein deutsches Wort mehr gesprochen hatte.
 
Forschungen haben ergeben, dass sich die Hirnleistung nach der Einnahme von Psychedelika erhöht; das feit einen allerdings nicht davor debil zu grinsen und von den eigenen Gedankensprüngen bisweilen massiv überfordert zu sein…

Ich stand noch unter den Eindrücken meiner Gespräche mit Paul. Es schien fast als wäre er anwesend. Schade, dass er nicht hier war und diesen Moment mit mir teilte. Ich vermute, er hätte sich nur vorm Zuschauen vor Lachen bepisst und hätte seine Moral für einen Moment vergessen. Auch nach dem Sonnenuntergang blieb ich noch stundenlang sitzen, lauschte dem Meer oder hörte ein wenig Musik und betrachtete die Sterne. Bis ich auf die Idee kam, eine Hängematte in meinem völlig verplanten Zustand an einer der kleinen Palmen zu befestigen. Doch egal welche Palme ich auswählte, sie erschien mir jedes Mal nicht tragfähig genug. Aus Rücksicht brach ich mein Unterfangen nach einer halben Stunde ab, lachte über meine skurrile Darbietung und fand heraus, dass es sich auf dem Sandboden vortrefflich liegen ließ.
Wenige Tage später wiederholte ich das Experiment. Meine Abreise nach Europa rückte immer näher und ich wollte einen krönenden Abschluss erleben.

Der Beginn meines Trips war noch wirrer als beim ersten Mal. Es war erstaunlich, wie vollkommen die 3-D-Sicht wurde. Ich saß am Strand und betrachtete die benachbarte Insel Lombok. 


Ich will nicht wissen, wie die pittoreske Landschaft von Komodo auf mich gewirkt hätte. Von den dortigen urzeitlichen Reptilen, den Waranen, die man mit ganzen Ziegen füttert, ganz zu schweigen. Obwohl ich es besser wusste, schien es mir, als würde ich die Insel in ihrem urzeitlichen Zustand sehen. Auf meinem ersten Acid-Trip hatte ich eine Erfahrung gemacht, an die ich mich ein wenig erinnert fühlte:


Der Sternenhimmel über der Lagune war wundervoll. Bei Vollmond kam das Wasser bis an die Treppe des Restaurants, das für mich zu einer Zufluchtsstätte, ja Heimat geworden war. Ich kam mich vor wie auf einer Insel, die hier nur kurze Zeit geankert hatte und nun wieder ins weite Meer getragen wurde. Der Trip hatte eine ähnliche Gewalt und riss mich mit sich.

Ich hatte den Eindruck, als könne ich die Energie aller mich umgebender Rhythmen, egal ob sprachlicher, akustischer oder gedanklicher Natur wahrnehmen. Mehr noch: ich spürte wie ich die Schwingungen selbst übertrug. Ich war Sender und Empfänger. Meine Sinne waren auf äußerste sensibilisiert. Nuancen wurden zu Hauptattraktionen. Der Energiestrom schwoll immer mehr an. Es fühlte sich an, als würde ich bald platzen.

Ich zog mich zu meiner Hütte zurück. Ich war einfach nicht geschaffen, um mich angesichts solcher Sensationen an einer Bar aufzuhalten - ganz gleich wie prächtig die Stimmung dort war. Die Eindrücke sprengten schlicht mein Vorstellungsvermögen und ich sah mich außerstande angesichts dieser Umstände weiter zu kommunizieren. Zumindest von Angesicht zu Angesicht. Es erschien mir ohnehin, als wäre ich mit mehr Menschen verbunden als je zuvor in meinem Leben. Ich hatte den Eindruck auf Gedanken ganzer Generationen von Menschen zugreifen zu können.

Anmerkung: erzählt so was nie im Beisein eines Doktors…

Ich hatte zu viel erwischt; jedenfalls konnte ich mit dieser Intensität nicht umgehen. Paranoia war mir den Nacken hochgekrochen. Das Dach meiner Hütte schien sich in farbige Energieströme aufgelöst zu haben; kein gutes Zeichen, dachte ich mir noch. Ich setzte mich zitternd vor meine Hütte, die bei Vollmond und Flut direkt ans Meer grenzte und ließ die Moon Safari von Air auf mich wirken. Das war genau die Musik, die ich gebraucht hatte. Die melodiösen Rhythmen  dieses Albums trugen mich auf einem Klangteppich weit weg. Was dann folgte war jenseits der Worte. Raum und Zeit hatten sich völlig verschoben. Ich hatte das ausgesprochen beruhigende Gefühl, als sei ich schon immer auf diesem Planeten gewesen. Vor meinen Augen spielte sich im Zeitraffer die Evolution ab. Zeit verlor alle Bedeutung. Ich spürte die Unendlichkeit. Ich war unendlich. Bewusstsein und Energie konnten nicht vergehen. Ich hatte die Quelle angezapft, doch ich war nicht vorbereitet gewesen.

Ich hatte zuvor zu viel getrunken und das war ein schwerer Fehler gewesen.
Nach einigen Stunden war ich völlig erschöpft und ausgelaugt. Es erschien mir unvorstellbar, wieder in den Kreis der anderen zurückzukehren. Ich war überrollt wurden. Zweimal hatte ich meine eigene Hütte nicht wieder erkannt. Die Struktur der Hütte schien sich vollständig aufzulösen; sie schien nur noch aus wabernder Energie zu bestehen.

Die Wirkung hielt über 20 Stunden an. Es war es ein Durchhaltemarathon. Ich hatte mir entschieden die Finger verbrannt. Denn ich hatte dem Ganzen nichts mehr entgegenzusetzen. Ich sehnte mich nach Ruhe, doch die Wellen verebbten nicht. Ich lief über den nächtlichen Strand und das Mondlicht leuchtete gleißend hell und reflektierte seine Strahlen im Wasser der Lagune. Ich war unglaublich aufgeputscht und wollte nur eins: wieder runterkommen.“


Auch wenn dieses Erlebnis keineswegs angenehm war (abgesehen von den ersten Stunden), so hatte ich einmal mehr die Möglichkeiten erkannt, die in mir angelegt waren. Freilich musste ich meine eigenen Wege finden, um mit Bedacht und Respekt aus der Quelle zu schöpfen. Irgendwo dort lag die Essenz, wegen der ich mich auf den Weg gemacht hatte. Freilich waren Drogen kein nachhaltiger Weg um zu ihr zu gelangen. Irgendwann würde auch ich lernen, mich fallen zu lassen, zu vertrauen, zu Tanzen, in Trance zu versinken und zu lieben. Nur das konnte mich frei machen…

Doch zurück auf die indonesische Insel in der Balisee:

Es war möglich, einzelne Teilbereiche der Landschaft Lomboks zu fokussieren, ohne das Gesamtbild aus dem Blick zu verlieren, was an den stark vergrößerten Pupillen liegen musste. Die Grüntöne des Regenwaldes leuchteten unwirklich intensiv und die Landschaft begann sich zu verändern und zu pulsieren.

Dann legte das Ganze einen neuen Gang ein. Diesmal war der sedierende Effekt noch stärker. Ich steuerte wieder den gleichen Ort angesteuert – die Sandbank vor dem Riff – doch ich konnte mich nicht entspannen. Es kribbelte in meinen Eingeweiden. Ich nahm den Sonnenuntergang in all seiner Pracht wahr, konnte ihn aber diesmal nicht genießen. Ich fühlte mich getrieben. 


Doch danach sollte der Trip phänomenal werden. Im abnehmenden Abendrot lag der Blick auf den heiligen Vulkan von Bali frei, dessen Urkraft physikalisch zu spüren schien - als Energie, die unter dem Meeresboden brodelte - dort wo alles Leben entstanden war und für immer weiterbestehen würde. Ich hatte das intensive Gefühl, Teil dieser Schöpfung zu sein.

Ich zog mich in den Schutz eines kleinen Mangrovenhains zurück. Dies war genau mein Ort.


Direkt vor mir lag das Riff. Im Moment war es jedoch vom Meer bedeckt. Ich war keine 200 Meter von der tosenden Brandung entfernt. Am Himmel erschien der Halbmond und unzählige Sterne prangten am Himmel. Nach und nach zog sich das Wasser zurück und legte das Riff frei. Hatte ich zuvor am Strand nur tote Korallen wahrgenommen, schien nun das Riff komplett beseelt zu sein und zu atmen. Der Boden schwankte. Vorsichtig schlich ich über den Schlick auf dem Riff - um zu vermeiden, jegliches Leben zu zerstören. Das ganze Riff erschien mir als Organismus – genauso lebendig wie der Himmel, die Mangroven, die Sterne, der brodelnde Vulkan und mittendrin meine eigenen Atome.

 
Vorsichtig lief ich zu dem mächtigen Baum, der sich in der Mitte des Riffs befand und normalerweise in tiefem Wasser stand und von Wellen umspült wurde. Seit ewigen Zeiten war er ganz von den Elementen umgeben, stellte sich bei Flut den Wellen entgegen und beherrschte bei Ebbe das ganze Riff. Es erschien mir als spiegelte sich in ihm die ganze Weisheit der Natur. Er war Teil der Elemente. Nun - das waren wir auch – doch wir hatten die Koexistenz mit der Natur einseitig aufgekündigt – als wären wir wirklich dazu in der Lage. Wie töricht! Da stand ich nun im Zwiegespräch mit dem alten Kämpen und es war mir nicht im Entferntesten peinlich auch wenn jeder Bericht darüber nur wie eine Peinlichkeit anmuten muss. 


Vielleicht kann mich Jörg Fauser mit diesem Zitat aus Rohstoff retten:


„Wo war Sarah? Warum war ich nicht in ihrem Bett, wie sich das gehörte, seit Adam Eva kannte? Völlige Finsternis. Verdächtige Geräusche aus dem Wald. Diese Sterne waren zu nichts nütze, so weit weg, wie sie waren. (…)Was suchte ich in diesem gottverfluchten Winkel der Erde? Und auch noch so alleine? Ich brauchte dringend einen Freund. Ein Baum konnte auch ein Freund sein. Ich umarmte eine Fichte. Sie kratzte mich, aber sie roch gut. Ich rieb mich an der Fichte, ich erzählte ihr ein paar Schwänke aus meinem Leben, ich hielt sie fest. Die Fichte tröstete mich. Sterben tun wir alle, sagte sie, aber wir kommen auch wieder, als Mensch, als Fichte, als Wurm, als Regenbogen.
(…)die Erde ist überall, aber nur die Bäume kennen den Wald.“


Dieses Mal verzichtete ich auf Musik. Irgendwann (man bedenke, dass der Einsatz von Halluzinogen mit einer Verschiebung der Raum-Zeit-Achse einhergeht und sich Minuten zu Ewigkeiten ausdehnen können…) hatte ich den Eindruck, ich könnte eine Melodie wahrnehmen. Ich hörte sie laut und deutlich. Ich begann zu dieser Melodie zu tanzen, die nur ich hörte. Hätte mich jemand gesehen, er hätte den einsamen Tänzer für verrückt erklärt - was auch sonst. Doch das war völlig nebensächlich. Es gab nur die Natur und mich und eine Kraft in deren Gegenwart Demut die einzig mögliche Haltung war. Es gab keine Barrieren mehr. Die Filter meines Bewusstseins hatten sich aufgelöst. Ich war glücklich. Zeitweise empfand ich die Sensation, als sei ich neugeboren worden. Ich hatte das intensive Gefühl, mich endgültig mit meiner Vergangenheit ausgesöhnt zu haben und diese nun hinter mir lassen zu können. Es erschien mir, mich auf dem richtigen Weg zu befinden und schon eine weite Strecke zurückgelegt zu haben. Und ganz gleich welche Rückschläge und Irrwege wohl noch auf mich warten würden – alles war gut. Ich war aufrichtig bereit, weiter in Demut zu lernen, ohne überheblich zu werden, ob dem bisschen was ich schon erreicht hatte. Ich war ein kleines Lichtlein - was konnte befreiender sein. Ich hatte kein Kreuz zu tragen und ich konnte nur als Teil des Ganzen eine Bedeutung haben. Wie meist, wenn ich mich glücklich fühle, gab es auch einen melancholischen Teil. Der Wehmutstropfen in diesem Moment war, das ich ihn mit keinem anderen Menschen feiern konnte. Das minderte das Gefühl nicht, aber es würde unmöglich sein, dieses Geschenk, das für mich selbst allein viel zu groß war, zu teilen. Es war wie es Carlos Castanieda in seiner Journey to Ixtlan beschrieben hatte:


„Ich bin so weit weg vom Himmel, unter dem ich geboren bin. Ungeahnte Sehnsucht greift nach meinen Gedanken. Jetzt wo ich so allein und traurig bin, wie ein Blatt im Wind, möchte ich manchmal weinen, möchte ich manchmal vor Sehnsucht lachen.“


Ich war erfüllt von einem Gefühl von Liebe gepaart mit einer Melancholie, die mich innerlich beben ließ. Der Moment war majestätisch, aber nicht vollkommen. Mir fehlte ein kongenialer Partner, der dieselbe Botschaft empfing und sich mit mir an diesen Moment erinnern würde. Von einem Moment auf den anderen fühlte ich mich sehr einsam. Doch ich war keineswegs traurig, ich sehnte mich einfach nach Nähe. Zugleich war mir bewusst, dass es nicht viele Menschen gab, mit denen ich diesen Moment wirklich teilen könnte; sicher lebte diese Reise auch von den vielen Momenten, in denen es Niemanden an meiner Seite gab. Und ja: es gibt es einen riesigen Unterschied zwischen gewähltem Alleinsein und dem Gefühl der Einsamkeit. In diesem Moment aber wünschte ich mir nichts sehnlicher als den Menschen zu kennen, der irgendwo auf mich wartete. Am liebsten hätte ich mich gleich auf den Weg gemacht. Als mir diese Gedanken kamen, hörte das Tosen um mich herum auf, die Halluzinationen verschwanden und das Riff hörte auf zu atmen. Ein Moment vollständiger Klarheit durchströmte mich - wie eine augenblickliche Erleuchtung. Es gab keine neuen Erkenntnisse, die sich radikal von meinen bisherigen unterschieden; die Kraft dieser Erfahrung lag in ihrer Intensität und der Reinheit der Empfindung. Ich befand mich in tiefem Frieden mit mir und allem Leben rundherum und im Bewusstsein, dass ich fähig war zu lieben und dass man auch mich lieben durfte. Es war Zeit voranzuschreiten. Auf dem Rückweg zu meinem Bungalow hörte ich brothers in arms von den Dire Straits; vielleicht verdiente ich wirklich so tolle Freunde, wie sie mir geschenkt worden waren; ich zog das oft genug in Zweifel.
 
Ich wollte um jeden Preis leben. Und sollte ich in diesem Moment sterben, war nichts umsonst gewesen. Ich hatte auf meinen Reisen wieder Leben im mich aufgenommen, nachdem ich eigentlich schon ein Jahrzehnt zuvor gestorben war. Seitdem hatte ich noch einmal Schwung geholt und war noch einmal über das Karusell des Lebens gewirbelt.


„Ich ging in die Wälder, denn ich wollte wohlüberlegt leben; intensiv leben wollte ich. Das Mark des Lebens im mich aufsagen, um alles auszurotten, was nicht Leben war. Damit ich nicht in der Todesstunde innewürde, das ich gar nicht gelebt habe.“

Henry David Thoreau - Walden. Ein Leben in den Wäldern


Ausklang


Es ist ungeheuerlich schwer solche Erlebnisse auch nur im Ansatz in dir richtigen Wörter zu kleiden. Schließlich geht es um Empfindungen, die der Alltagsrealität vielfach zu widersprechen scheinen.

In meinen jungen Jahren war ich nach meinen ersten Erfahrungen mit Cannabis fasziniert von Drogen. Gerettet hat mich, dass ich mir zu allen Drogen Literatur besorgt habe, was mich davon abgehalten hat, einige zu probieren - was nur zu meinem Vorteil war. Aufputschmittel sind nicht meine Welt. Die Welt ist mir aufgeputscht genug. Ich suche nach Besinnung; nach Kontemplation. So ist die Faszination für Psychedelika geblieben - und der Respekt.
Es steht außer Frage, dass Drogenmissbrauch zu massiven sozialen und gesundheitlichen Folgen führen kann. Aber auch, dass man sie ge(!)brauchen kann Ich gehe soweit zu sagen, dass es ein Recht auf Rausch gibt. Die Folgen von Suchterkrankungen will ich keineswegs kleinreden – doch ich bin überzeugt, dass Aufklärung, Beratung und erstgemeinte Rehabilitationsangebote einzig zielführend sind. Wohingegen die Prohibition, einseitige Verteufelung und Kriminalisierung von Konsumenten viel mehr Elend erzeugen als sie verhindern.

Sehr befremdet war ichm als ich eines Abends zwei blutjunge Rucksacktouristinnen traf, die sich ein riesiges Mushroom-Omlette teilten - was das Schlimmste für ihren bald anzutreffenden Geisteszustand ahnen ließ. Der Konsum war für sie etwas, was auf ihrer Liste stand und abgehakt werden musste. Meine Frage, ob sie wüssten, was sie da taten, beantworteten sie mit solcher Herz erfrischenden Naivität, dass mir Angst und Bange um sie wurde. Ich war erst ein wenig beruhigt als ich erfuhr, dass sie sich an einen ruhigen Ort zurückziehen würden.
Viel schlimmer noch empfand ich die Begegnung mit einem der Söhne der Familie meines Gasthauses. Ständig lag er mir mit seinen Sprüchen in den Ohren:
„you roll a joint?“ - „Mother from another brother“ - „i don`t like it but i love it“
Nach kurzer Zeit konnte ich es nicht mehr hören. Der Gute war auf einem Bob-Marley-Trip, der sich gewaschen hatte. Ich vermute, der gute Bob würde sich im Grab umdrehen, wenn er wüsste was für Auswüchse sein Kult mancherorts gewonnen hat. Wirklich geschockt war ich allerdings - als dieser Junge, der kaum 18 war und auf einer vor wenigen Jahrzehnten noch völlig abgelegenen Insel lebte, mir vorschlug, wir könnten zusammen Crystal Meth rauchen. Never, ever! Angesichts solcher Drogen, die inzwischen die Märkte überschwemmen, kann ich es kaum fassen, dass man sich mit einem Joint in der Hand strafbar macht…

In diesem Blog habe ich das Thema Liebe bereits angeschnitten und daran wird mein nächster Blog thematisch anschließen – der vorerst letzte große Bericht…
Das wird kein Rosamunde Pilcher; Vielmehr soll es die Frage vertiefen, wonach der Suchende eigentlich sucht. Und ob er es wohl irgendwann finden mag…


Weiterführende Artikel



Über die Möglichkeit des Individuums zur Transformation feat. Jiddu Krishnamurti und Thomas D über LSD und die Entwicklung von Bewusstsein.


Warum ich schreibe(n) muss - Gedanken zu Literatur, Kunst und dem Wandel.


gonzoeker Ausflug nach Bangkok, Ko Samui und zur Party unter dem Vollmond.


der reguläre Bericht zu meinen Erlebnissen auf Gili Trawangan.


erstklassiger Artikel über die verheerenden Folgen des "Krieg gegen die Drogen"

4 Kommentare:

  1. Danke mit welcher Offenheit du ueber diese Erfahrungen berichtest...ich finde es faszinierend zu lesen,bin aber doch froh mit Baeumen,Steinen ect kommunizieren zu können ohne etwas zu nehmen.;-)

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    1. Sehr gerne! Freue mich immer, wenn Du mich ein Stück auf meinen Reisen begleitest. Natürlich ist es möglich diese Beziehung zur Natur mit offenen Antennen wahrzunehmen. Die von mir geschilderten Hilfsmittel tun ja nichts anderes, als diese Sinne zu verstärken; bisweilen kommt es mir so vor, als nähme man eine Warte zwischen Natur und Mensch ein - was die Illusion der Trennung aufhebt. Es erscheint mir als geardezu symbiotische Verschmelzung - aber das ist ein Bereich, der sich mit Worten nicht wirklich erfassen lässt. Viel wichtiger ist mir, dass Menschen auf verschiedenen Wegen solche Erfahrungen machen und daraus Lehren ziehen für den Umgang mit sich und der Welt.

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  2. Zwischen Mensch und Natur?? Sind wir als Menschen nicht auch Natur? Ich persoenlichempfinde diese Trennung als kuenstlich und falsch.Aber fuer mich ist ja eh alles eines...Gaiahypothese ,du weist schon...;-)

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    1. ich sprach ja auch von einer Illusion der Trennung; in unserer Wahrnehmung gibt es schon eine Trennung; zumindest in der Regel (oder nur bei mir ;-)). Mit der Vorstellung der Erde als Organismus kann ich viel anfangen und dass die Missachtung der Erde furchtbare Folgen hat, sehen wir ja immer deutlicher - eigentlich merkwrdig, wo es doch so logisch erscheint. Mit dieser Warte zwischen Natur und Mensch meine ich etwas Verbindendes zwischen beidem - vielleicht etwas Ursprüngliches, das Grundlage von Beidem ist - eine Art göttlicher Funken oder Zugang zu einer Weltenseele, ein kollektives Bewusstsein; das hängt natürlich stark von der eigenen Vorstellung ab und da werden unsere Worte auch schnell stumpf; das lässt sich sicher leichter erfahren als beschreiben. Man kann sich dem wohl nur annähern. Aber das ist ja auch spannend...

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