Freitag, 8. März 2013

Sehnsuchtsorte: Koh Phangan



Nach meinem umfassenden und abgründigen Bericht über Bangkok, Koh Samui und den Wahnsinn unter dem Vollmond von Koh Phangan, möchte ich dem nun andere Seiten Thailands gegenüberstellen und mich mehr auf meine Bilder konzentrieren.

Die Full Moon Party war glücklicherweise nicht die einzige Impression von Koh Phangan und nach diesem ersten Abstecher setzten Chris und ich erneut von Koh Samui aus über. Wir hatten einen Tipp erhalten, der Gold wert sein sollte. So konnten wir einen Einblick in eine Seite der Insel gewinnen, die weit über das verbreitete Image der Insel als Drogen- und Partyinsel hinausgeht – was unglücklicherweise zu einer selbstbewahrheitenden Prophezeiung geworden ist. Für die meisten Touristen wird die Insel in erster Linie durch ihre Strände repräsentiert. Das Inselinnere sollte hingegen unser Ziel sein – ohne den Tipp wären wir freilich nie auf den Gedanken gekommen. 

Als wir mit der Fähre am Pier der Insel landeten, wurden wir bereits von einer etwa 50zig-jährigen Dame erwartet, die uns auf der Ladefläche ihres Pickups in ihr kleines Paradies fuhr. Sie hatte eine Bestimmtheit, die ihr eine natürliche Würde verlieh und zugleich besaß sie ein feines Lächeln, das sie uns auf Anhieb sympathisch machte. Ohne ihre Hilfe hätten wir wohl kaum zu ihrem Dschungel-Retreat im Herzen der Insel gefunden. Selbst Taxifahrer waren mehrfach ratlos ob der genauen Lage. Ich möchte es dabei belassen; manche Geheimtipps sollten solche bleiben.
 
Schließlich verließen wir die asphaltierte Straße und fuhren über holprige Lehmpisten tiefer in den Dschungel. Eine solche Anreise versprach bereits ein besonderes Erlebnis. Nun erreichten wir einen blühenden Garten, der von einem nach drei Seiten offenen „Wohnzimmer“ gekrönt wurde, das das Herz der Anlage war, auf Stelzen stand und einen weiten Blick auf den umgebenden Dschungel bot. 




Das überdachte Gebäude befand sich am Fuße eines Hangs und das Gelände zog sich den Hang hinauf. Über eine Treppe erreichte man die Küche, in der unsere Gastgeberin und eine weitere Frau, die man ebenfalls unmittelbar in sein Herz schließen musste, köstliche Speisen und Getränke zubereiteten. Ich habe sie fast durchgehend von einer fröhlichen Heiterkeit erlebt, die ansteckend war. Zudem waren sie rührend fürsorglich und bemüht, uns den Aufenthalt so angenehm wie möglich zu machen.

Etwas weiter den Hang hinauf winkten vier einladende Bungalows, die inzwischen in den umgebenden Gewächsteppich eingebunden waren und ebenfalls auf Holzpfählen thronten. Sie waren in den Hang gebaut. Dies würde unser temporäres Zuhause sein. 


Wir fühlten uns auf Anhieb wohl. Von unserer Terrasse konnten wir über weitläufige Palmenhaine blicken. Die Hängematte war schon länger zu einem unverzichtbaren Begleiter geworden und war erst zufrieden, wenn man sich in ihr schaukeln ließ. 


Mit dem Wetter hatten wir in unserer Zeit im Golf von Thailand kein Glück. Der diesjährige Monsun fiel gewaltig aus und zog sich ungewöhnlich lange. Nach unserer Abreise hörte ich von heftigen Stürmen und Überschwemmungen durch Zyklone, durch die sogar Touristen evakuiert werden mussten. Während unseres einwöchigen Gastspiels regnete es fast ununterbrochen in Strömen. Davon ließen wir uns aber nicht die Laune verderben. Im fortwährenden Regen, schien es als könne man den Pflanzen beim Wachsen zusehen und die tropische Luft hatte eine intensive Würze.

So verbrachten wir unsere Tagen, abwechselnd im Wohnzimmer, in dem es neben Hängematten, Spielen und einigen Büchern gelegentlich Gesellschaft von einer sympathischen Gruppe Deutscher gab, die seit Jahren regelmäßig hierherkamen. Dazu gab es kulinarische Genüsse, an die ich mich gerne erinnere. Ob frisches Zitronengras, Pfefferminze, Shakes aus frischen Wassermelonen, Papaya oder Orangen, köstlichen Süßkartoffeln für das traditionelle Masaman Curry, Nudel- oder Reisgerichten sowie Salaten in verschiedenen Variationen – besonders köstlich der scharfe Papayasalat - ich habe selten so köstlich gegessen und jede Mahlzeit war ein Genuss. 


Mit der Zeit schlossen wir uns immer öfter dem Angebot an, mit den anderen Gästen und unseren Gastgebern ein gemeinsames Abendessen mit traditioneller Thai-Küche einzunehmen. Nun wurde es richtig scharf und wir konnten neue Speisen probieren. Da konnte es regnen so viel es wollte – wir fühlten uns pudelwohl.

Nicht zu verachten war auch die Gelegenheit zu lesen und zu schreiben. Da es in dem großzügigen Bungalow neben einem ausgesprochen gemütlichen Bett auch Aussparungen gab, in das meine Bücher passten, musste ich feststellen, dass ich inzwischen 27 Bücher angesammelt hatte. Es ist immer amüsant zu sehen, wie andere darauf reagieren. Doch da für mich Bücher ein gewisses Heimatgefühl vermitteln, schleppe ich diesen Schatz gerne mit mir herum. Auch sonst richtete ich mich mit den Postkarten, die ich unterwegs erstanden hatte, häuslich ein. Es ist selten, dass ich dieses Bedürfnis habe, mich irgendwo richtig nieder zu lassen. Aber wenn, dann richtig. Abends saßen wir vor dem Bungalow, hörten Musik aus einer kleinen Musikbox und ließen unsere Gedanken über die Landschaft wandern.  

Wir verbrachten gerade mal einen Tag in der Woche unseres Aufenthalts am einige Kilometer entfernten Meer. Bei dem trüben Wetter waren wir im Dschungel ganz gut aufgehoben. Nichtsdestotrotz war das ein schöner Ausflug; wir liefen die ganze Strecke zu Fuß und wurden mit einem Bad in einer schönen kleinen Bucht belohnt.


Impressionen von unterwegs




Ansonsten begnügten wir uns bei der hohen Luftfeuchtigkeit mit dem Baden im nahen Fluss.


Ein Highlight war der Aufstieg auf den Kao Raa, den höchsten Punkt von Koh Phangan. Der Weg hinauf begann ganz in der Nähe unserer Behausung. Es handelt sich mit seinen 627 Metern eher um einen Hügel, aber für eine Insel von etwa 9x12 km eine durchaus beachtliche Höhe. 


Nach zwei Tagen Dauerregen hatte es endlich einmal aufgehört zu regnen und wir zogen gleich los. An kleinen Bächen, Farnen, Palmen und mächtigen Bäumen entlang ging es stetig bergauf. 


Ein wenig verstörend waren die ohrenbetäubenden Geräusche aus dem Dschungel. Als wir sie zuerst hörten, konnten wir uns überhaupt keinen Reim darauf machen, woher diese schrillen Töne herkommen mochten. Ich fühlte mich an die Sirenen bei Odysseus erinnert und hätte schwören können, dass diese Geräusche von einer elektronischen Quelle stammen mussten. Doch es waren Grillen. Nach einer Weile versetzte uns das durchdringende Geräusch in eine Art Trancegefühl. Als seien wir in einen verwunschenen Garten eingedrungen. Die Luftfeuchtigkeit war erdrückend und der letzte Teil des Aufstiegs war sehr steil. Oben angekommen, konnten wir keinerlei Aussicht genießen. Der ganze Berg war in eine riesige Wolke gehüllt und es schien, als würde sich das auch nicht so schnell ändern. Nachdem wir schon überlegten umzudrehen, klarte es doch noch auf und nach und nach gaben die Wolken immer mehr vom Blick auf den Küstenstreifen im Norden der Insel preis. 



Nach einer halben Stunde waren die Wolken vollständig verschwunden. Jetzt konnten wir einen umfassenden Blick auf die wunderschöne Bucht und die nahezu unberührten Dschungellandschaften um uns herum genießen. 


    



bald folgen Impressionen aus Chiang Mai...

6 Kommentare:

  1. Absolut traumhaft, ich kann von deinen Bildern gar nicht genug bekommen. Wieso bin ich hier und nicht dort?

    LG
    Anja

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    1. Danke schön! Bisweilen frage ich mich das auch während ich im dunkelsten Winter seit der Wetteraufzeichnungen an meinen Erinnerungen feile. Aber es ist ja ein Ende der Dunkelheit in Sicht. Und wenn das dein Traum ist - warum machst Du ihn nicht wahr? Muss ja nicht morgen sein...

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  2. Koh Pangan hat wirklich seine schönen Seiten, besonders die auf der Insel ansässigen Tempel-Anlagen haben es in sich. Die Full Moon Party an sich fand ich persönlich langweilig und es war eher was für die "breite" Masse, als für ausgewählte Partygänger. Ein Tag vorher gab es eine Party im Dschungel, die bei weitem besser war und was mir persönlich zusprach, nicht so voll. Lustigerweise habe ich zu der Full Moon Party letztens einen Bericht im Fernsehen gesehen. Äußerst unterhaltsam, wenn man selber mal da gewesen ist.

    Die härtesten Partys der Welt - ProSieben

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    1. Zu der Full Moon Party und den Tourismus in Thailand im Allgemeinen habe ich einen längeren Artikel verfasst - da tun sich Abgründe auf...
      Die Party ist natürlich ein Mainstraim-Event und wird durch solche Berichte wie den verlinkten weiter gepusht (habe mir das nur unter Protest angesehen...); mag sein, dass diese Jungle Partys aufgrund der Größe interessanter sind. Mainstream sind sie aber auch (mal von dem Bericht ausgehend - Eimer"kultur") und die Folgen für die Tiere im Dschungel machen das schon sehr fragwürdig. Um Vang Vieng habe ich ganz bewusst einen Bogen gemacht. Generell habe ich mit dieser Art des Tourismus wenig am Hut. Das ist in Weiten Strecken respektlos gegenüber den Einheimischen. Buisiness hin oder her. Wie gesagt: bei dieser Art der Berichterstattung wird mir schlecht - dieser Partytourismus ist absolut nicht meine Welt. Allerdings kann ich nachvollziehen, das man im Rückblick über diesen Wahnsinn doch ein wenig schmunzeln muss...

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  3. wunderbar! ich mag die regenzeit in thailand. wenns schoen prasselt.

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    1. Eigentlich war gar keine Regenzeit; aber das tat unser Entspannung keinen Abbruch ;-) Erst zuletzt in Indonesien habe ich das erste mal den großen Regen über längere Zeit erlebt und kann nun sagen: Ich mag den Monsun! Liebe Grüße!

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