Nach meinem umfassenden und abgründigen Bericht
über Bangkok, Koh Samui und den Wahnsinn unter dem Vollmond von Koh Phangan,
möchte ich dem nun andere Seiten Thailands gegenüberstellen und mich mehr auf
meine Bilder konzentrieren.
Die Full Moon Party war glücklicherweise nicht die
einzige Impression von Koh Phangan und nach diesem ersten Abstecher setzten Chris
und ich erneut von Koh Samui aus über. Wir hatten einen Tipp erhalten, der Gold wert
sein sollte. So konnten wir einen Einblick in eine Seite der Insel gewinnen,
die weit über das verbreitete Image der Insel als Drogen- und Partyinsel
hinausgeht – was unglücklicherweise zu einer selbstbewahrheitenden Prophezeiung
geworden ist. Für die meisten Touristen wird die Insel in erster Linie durch ihre
Strände repräsentiert. Das Inselinnere sollte hingegen unser Ziel sein – ohne den
Tipp wären wir freilich nie auf den Gedanken gekommen.
Als wir mit der Fähre am Pier der Insel landeten,
wurden wir bereits von einer etwa 50zig-jährigen Dame erwartet, die uns auf der
Ladefläche ihres Pickups in ihr kleines Paradies fuhr. Sie hatte eine
Bestimmtheit, die ihr eine natürliche Würde verlieh und zugleich besaß sie ein
feines Lächeln, das sie uns auf Anhieb sympathisch machte. Ohne ihre Hilfe hätten wir wohl kaum zu ihrem
Dschungel-Retreat im Herzen der Insel gefunden. Selbst Taxifahrer waren mehrfach
ratlos ob der genauen Lage. Ich möchte es dabei belassen; manche Geheimtipps
sollten solche bleiben.
Schließlich verließen wir die asphaltierte Straße
und fuhren über holprige Lehmpisten tiefer in den Dschungel. Eine solche Anreise
versprach bereits ein besonderes Erlebnis. Nun erreichten wir einen blühenden
Garten, der von einem nach drei Seiten offenen „Wohnzimmer“ gekrönt wurde, das das
Herz der Anlage war, auf Stelzen stand und einen weiten Blick auf den
umgebenden Dschungel bot.
Das überdachte Gebäude befand sich am Fuße eines
Hangs und das Gelände zog sich den Hang hinauf. Über eine Treppe erreichte man
die Küche, in der unsere Gastgeberin und eine weitere Frau, die man ebenfalls
unmittelbar in sein Herz schließen musste, köstliche Speisen und Getränke
zubereiteten. Ich habe sie fast durchgehend von einer fröhlichen Heiterkeit
erlebt, die ansteckend war. Zudem waren sie rührend fürsorglich und bemüht, uns
den Aufenthalt so angenehm wie möglich zu machen.
Etwas weiter den Hang hinauf winkten vier
einladende Bungalows, die inzwischen in den umgebenden Gewächsteppich eingebunden
waren und ebenfalls auf Holzpfählen thronten. Sie waren in den Hang gebaut.
Dies würde unser temporäres Zuhause sein.
Wir fühlten uns auf Anhieb wohl. Von
unserer Terrasse konnten wir über weitläufige Palmenhaine blicken. Die
Hängematte war schon länger zu einem unverzichtbaren Begleiter geworden und war
erst zufrieden, wenn man sich in ihr schaukeln ließ.
Mit dem Wetter hatten wir in unserer Zeit im Golf
von Thailand kein Glück. Der diesjährige Monsun fiel gewaltig aus und zog sich
ungewöhnlich lange. Nach unserer Abreise hörte ich von heftigen Stürmen und
Überschwemmungen durch Zyklone, durch die sogar Touristen evakuiert werden
mussten. Während unseres einwöchigen Gastspiels regnete es fast ununterbrochen
in Strömen. Davon ließen wir uns aber nicht die Laune verderben. Im
fortwährenden Regen, schien es als könne man den Pflanzen beim Wachsen zusehen
und die tropische Luft hatte eine intensive Würze.
So verbrachten wir unsere Tagen, abwechselnd im
Wohnzimmer, in dem es neben Hängematten, Spielen und einigen Büchern
gelegentlich Gesellschaft von einer sympathischen Gruppe Deutscher gab, die seit
Jahren regelmäßig hierherkamen. Dazu gab es kulinarische Genüsse, an die ich
mich gerne erinnere. Ob frisches Zitronengras, Pfefferminze, Shakes aus frischen
Wassermelonen, Papaya oder Orangen, köstlichen Süßkartoffeln für das
traditionelle Masaman Curry, Nudel-
oder Reisgerichten sowie Salaten in verschiedenen Variationen – besonders köstlich
der scharfe Papayasalat - ich habe selten so köstlich gegessen und jede
Mahlzeit war ein Genuss.
Mit der Zeit schlossen wir uns immer öfter dem Angebot
an, mit den anderen Gästen und unseren Gastgebern ein gemeinsames Abendessen
mit traditioneller Thai-Küche einzunehmen. Nun wurde es richtig scharf und wir konnten
neue Speisen probieren. Da konnte es regnen so viel es wollte – wir fühlten uns
pudelwohl.
Nicht zu verachten war auch die Gelegenheit zu
lesen und zu schreiben. Da es in dem großzügigen Bungalow neben einem
ausgesprochen gemütlichen Bett auch Aussparungen gab, in das meine Bücher
passten, musste ich feststellen, dass ich inzwischen 27 Bücher angesammelt
hatte. Es ist immer amüsant zu sehen, wie andere darauf reagieren. Doch da für
mich Bücher ein gewisses Heimatgefühl vermitteln, schleppe ich diesen Schatz gerne
mit mir herum. Auch sonst richtete ich mich mit den Postkarten, die ich
unterwegs erstanden hatte, häuslich ein. Es ist selten, dass ich dieses
Bedürfnis habe, mich irgendwo richtig nieder zu lassen. Aber wenn, dann
richtig. Abends saßen wir vor dem Bungalow, hörten Musik aus einer kleinen Musikbox
und ließen unsere Gedanken über die Landschaft wandern.
Wir verbrachten gerade mal einen Tag in der Woche unseres Aufenthalts am einige
Kilometer entfernten Meer. Bei dem trüben Wetter waren wir im Dschungel ganz
gut aufgehoben. Nichtsdestotrotz war das ein schöner Ausflug; wir liefen die
ganze Strecke zu Fuß und wurden mit einem Bad in einer schönen kleinen Bucht
belohnt.
Impressionen von unterwegs |
Ansonsten begnügten wir uns bei der hohen
Luftfeuchtigkeit mit dem Baden im nahen Fluss.
Ein Highlight war der Aufstieg auf den Kao Raa,
den höchsten Punkt von Koh Phangan. Der Weg hinauf begann ganz in der Nähe
unserer Behausung. Es handelt sich mit seinen 627 Metern eher um einen Hügel,
aber für eine Insel von etwa 9x12 km eine durchaus beachtliche Höhe.
Nach zwei
Tagen Dauerregen hatte es endlich einmal aufgehört zu regnen und wir zogen gleich
los. An kleinen Bächen, Farnen, Palmen und mächtigen Bäumen entlang ging es
stetig bergauf.
Ein wenig verstörend waren die ohrenbetäubenden Geräusche aus
dem Dschungel. Als wir sie zuerst hörten, konnten wir uns überhaupt keinen Reim
darauf machen, woher diese schrillen Töne herkommen mochten. Ich fühlte mich an
die Sirenen bei Odysseus erinnert und hätte schwören können, dass diese
Geräusche von einer elektronischen Quelle stammen mussten. Doch es waren
Grillen. Nach einer Weile versetzte uns das durchdringende Geräusch in eine Art
Trancegefühl. Als seien wir in einen verwunschenen Garten eingedrungen. Die Luftfeuchtigkeit war erdrückend und der
letzte Teil des Aufstiegs war sehr steil. Oben angekommen, konnten wir
keinerlei Aussicht genießen. Der ganze Berg war in eine riesige Wolke gehüllt
und es schien, als würde sich das auch nicht so schnell ändern. Nachdem wir
schon überlegten umzudrehen, klarte es doch noch auf und nach und nach gaben
die Wolken immer mehr vom Blick auf den Küstenstreifen im Norden der Insel preis.
Nach einer halben Stunde waren die Wolken vollständig verschwunden. Jetzt
konnten wir einen umfassenden Blick auf die wunderschöne Bucht und die nahezu unberührten
Dschungellandschaften um uns herum genießen.
bald folgen Impressionen aus Chiang Mai...
Absolut traumhaft, ich kann von deinen Bildern gar nicht genug bekommen. Wieso bin ich hier und nicht dort?
AntwortenLöschenLG
Anja
Danke schön! Bisweilen frage ich mich das auch während ich im dunkelsten Winter seit der Wetteraufzeichnungen an meinen Erinnerungen feile. Aber es ist ja ein Ende der Dunkelheit in Sicht. Und wenn das dein Traum ist - warum machst Du ihn nicht wahr? Muss ja nicht morgen sein...
LöschenKoh Pangan hat wirklich seine schönen Seiten, besonders die auf der Insel ansässigen Tempel-Anlagen haben es in sich. Die Full Moon Party an sich fand ich persönlich langweilig und es war eher was für die "breite" Masse, als für ausgewählte Partygänger. Ein Tag vorher gab es eine Party im Dschungel, die bei weitem besser war und was mir persönlich zusprach, nicht so voll. Lustigerweise habe ich zu der Full Moon Party letztens einen Bericht im Fernsehen gesehen. Äußerst unterhaltsam, wenn man selber mal da gewesen ist.
AntwortenLöschenDie härtesten Partys der Welt - ProSieben
Zu der Full Moon Party und den Tourismus in Thailand im Allgemeinen habe ich einen längeren Artikel verfasst - da tun sich Abgründe auf...
LöschenDie Party ist natürlich ein Mainstraim-Event und wird durch solche Berichte wie den verlinkten weiter gepusht (habe mir das nur unter Protest angesehen...); mag sein, dass diese Jungle Partys aufgrund der Größe interessanter sind. Mainstream sind sie aber auch (mal von dem Bericht ausgehend - Eimer"kultur") und die Folgen für die Tiere im Dschungel machen das schon sehr fragwürdig. Um Vang Vieng habe ich ganz bewusst einen Bogen gemacht. Generell habe ich mit dieser Art des Tourismus wenig am Hut. Das ist in Weiten Strecken respektlos gegenüber den Einheimischen. Buisiness hin oder her. Wie gesagt: bei dieser Art der Berichterstattung wird mir schlecht - dieser Partytourismus ist absolut nicht meine Welt. Allerdings kann ich nachvollziehen, das man im Rückblick über diesen Wahnsinn doch ein wenig schmunzeln muss...
wunderbar! ich mag die regenzeit in thailand. wenns schoen prasselt.
AntwortenLöschenEigentlich war gar keine Regenzeit; aber das tat unser Entspannung keinen Abbruch ;-) Erst zuletzt in Indonesien habe ich das erste mal den großen Regen über längere Zeit erlebt und kann nun sagen: Ich mag den Monsun! Liebe Grüße!
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