Dienstag, 30. April 2013

Reportagen: Wälder, Gletscher und der Klimawandel


Dieser Blog widmet sich der Gefährdung des Ökosystems Erde. Als Beispiele stelle ich eine Reportage über Wälder und den Zustand der Gletscher im Himalaya in den Vordergrund.


Ökosystem Wald

80% der Biodervisität auf dem Land entstammen den Wäldern dieser Erde. Aus den Heilpflanzen wird die Hälfte der Arzneimittel gewonnen. Die Wälder sind ein riesiger Kohlenstoffspeicher. In ihnen ist dieselbe Menge gespeichert, die sich in der Atmosphäre befindet. Würde der Kohlenstoff durch Brandrodung vollständig freigesetzt, würde das unweigerlich zu einem Kollaps führen.

Nun werden Probleme wie der Klimawandel, ein Schwund der Artenvielfalt und die zunehmende Wüstenbildungen in vielen Regionen der Welt häufig separat betrachtet; ebenso soziale, ökonomische und ökologische Aspekte. Der Reportage über die Wälder, die ich zunächst vorstellen möchte, gelingt es diese verschiedenen Aspekte zu bündeln und in einen Bezug zueinander zu setzen.

Zum einen ist es die unkontrollierte Abholzung, die den Nährstoffgehalt des Bodens drastisch vermindert. Der Boden verliert seine Speicherkraft und ist der Erosion freigegeben. So entsteht in einigen Regionen die Gefahr von Wüstenbildung; möglich ist aber auch, dass der Boden in der Regenzeit das Wasser nicht mehr aufnehmen kann und es zu schweren Überschwemmungen kommt.

Zum anderen wird leicht vergessen, das der Wald neben Flora und Fauna auch für viele Menschen eine Lebensgrundlage bedeutet. Das hängt sicherlich mit der Wahrnehmung zusammen, dass es in den Industrieländern vor allem unberührte Nationalparks sind, in denen sich die Natur entfalten kann. In den Entwicklungs- und Schwellenländern ist die Realität eine Andere. Und so hat man gerade in letzter Zeit häufiger davon gehört, wie sich Menschen (beispielsweise im Amazonas) gegen die Vernichtung ihres Lebensraums durch Staudämme oder die weitere Etablierung riesiger Monokulturen zur Wehr setzen. Der Wald ist ihre Heimat, ihre Lebensgrundlage; hier werden Traditionen und ein Lebensstil bewahrt, der auf einer Koexistenz mit der Natur basiert. Ein Lebensstil der darauf angewiesen ist, die Ressourcen zu bewahren. Der Wald ist Nahrungsquelle, Apotheke und Einkommensquelle.

Verschwindet dieser Lebensraum, kommt es neben den ökologischen zu gravierenden sozialen Folgen für die Bewohner. Mit der Heimat schwindet ein Teil ihrer kulturellen Identität. Die Unabhängigkeit ihres Lebensstils wird zerstört. Die Verbindung zur Natur wird gekappt. Es bleibt ihnen selbst nichts anderes als selbst Brandrodung zu betreiben, zu Farmern und/oder Viehzüchtern zu werden. Oder in die völlige Abhängigkeit zu geraten. Viele flüchten in die ohnehin schon überfüllten Städte und vergrößern die dort bestehenden Probleme noch weiter. Die Slums wachsen.

An die Stelle von nachhaltiger Ressourcennutzung treten industrialisierte Monokulturen. Palmöl und Raps sollen den globalen Energiehunger stillen. Die Menschen sind immer stärker auf Massentierhaltung und auf die Lebensmittelindustrie angewiesen. Die Folgen sind verheerend. Die Atmosphäre wird durch die Landwirtschaft mit Unmengen an Methan angereichert.

Oft wird vorgegaukelt, die immens steigende Weltbevölkerung könne nur mithilfe von Agrarindustrie und genmanipulierten Lebensmitteln sichergestellt werden. Dem entgegen steht die Möglichkeit, die Biodervisität zu erhalten und dort, wo sie bereits verschwunden, ist mit Permakulturen und Aufforstung wiederherzustellen. Das erscheint mir der sinnvollere Weg - die Folgen von riesigen Palmölplantagen und dem Einsatz von Gentechnik zur Steigerung des Ertrags gehen in meinen Augen nach hinten los und bedrohen das ökologische Gleichgewicht massiv.

Eine Umkehr zu einer nachhaltigen Ressourcennutzung wird ein langer Prozess sein; aber er muss jetzt beginnen. Die Tatsache, dass der weltweite CO²-Ausstoß weiter gestiegen ist, obwohl die Grenzen des Wachstums inzwischen den allermeisten bekannt sein dürften, ist beschämend.

Nun zu der Reportage, die von Mediastorm im Auftrag von United Nations - Forum on Forrests produziert wurde und mit berührenden Bildern die Schönheit und Gefährdung des Ökosystems Wald aufzeigt:




die Gletscher der Himalaya

Nun zu den Folgen für die Gletscher des Himalaya. Auch dort stellt Brandrodung und Abholzung ein großes Problem dar. Die sturzartigen Überschwemmungen in Ladakh im Jahr 2010 sind ein alarmierendes Zeichen. Es kam zu ungewohnt heftigen Regenfällen in der eigentlich sehr trockenen Region. Der Boden konnte die Wassermassen nicht aufnehmen und es kam zu verheerenden Überschwemmungen, die einen ganzen Stadtteil von Leh zerstört haben. Auch in Pakistan kam es entlang des Indus zu verheerenden Überschwemmungen.

Nachdem mich meine Reisen bereits dreimal in den Himalaya geführt haben, liegt mir die Bergwelt besonders am Herzen. In einigen Regionen haben sich in der relativen Abgeschiedenheit Kulturen erhalten, die andernorts verdrängt wurden. Allein das Naturerlebnis ist grandios.
Doch neben den Veränderungen, die sich sichbar vollziehen (Tourismus, Verbesserung der Infrastruktur und der Einzug westlicher Konsumkultur) gibt es auch Veränderungen, die nicht auf den ersten Blick sichtbar sind und doch gravierende Folgen haben. Während meiner Wanderung in der Khumbu-Region fehlten mir Vergleichsmöglichkeiten und so nahm ich die gravierenden Veränderungen der Gletscher naturgemäß nicht wahr. Ich konnte die Dimensionen erst erahnen, als ich im Mountaneering Museum in Pokhara (Westnepal) vergleichende Bilder der Gletscher sah - von vor 40 Jahren und heute. Es war deutlich sichtbar: eine ganze Reihe von Gletschern hatte die Hälfte ihrer Größe eingebüßt. Eine Vergleichsmöglichkeit bietet die Website von GlacierWorks.

Noch deutlicher wird die Dimension der Veränderungen in der Reportage "on thinner ice", die Mediastorm für die "Asia  Society" produziert hat!


Die Gletscher verschwinden in einem rasanten Tempo. Neben der Ausbreitung von Wüsten, dem Schwund der Regenwälder und dem Ansteigen des Meeresspiegels, liegt darin sicher die größte Sprengkraft für die Zukunft. In Tibet liegt das Wasserreservoir, in dem bedeutende asiatische Flüsse ihre Quelle haben: unter anderem der Indus, der Brahmaputra, der Yangtse oder der Mekong.
Das Wasser dieser Flüsse ist für bis zu zwei Milliarden Menschen Asiens Lebensgrundlage. Sie werden wesentlich von den Gletschern des Himalayas gespeist. Daneben stellt der Monsun die entscheidende Wasserquelle dar. Doch auch das komplexe System des Monsuns ist von den Klimaveränderungen betroffen. Der Monsun wird unberechenbarer und es kommt zu häufigeren Dürreperioden oder Starkregen. In Rajasthan konnte ich 2009 sehen, wie ganze Seen ausgetrocknet waren. Die Wasserversorgung wird immer schwieriger sicherzustellen. Die Bevölkerungsentwicklung und die Landflucht verschärfen die Problematik weiter. Längst hat das Problem auch eine politische Dimension. Staudämme und Umleitungen der Flüsse sorgen für Spannungen zwischen Indien, China, Pakistan, Bangladesch und den Anrainerstaaten des Mekong in Südostasien.

Es drohen militärische Konflikte um das Wasser - nicht nur in Asien. Große Völkerwanderungen sind zu befürchten, wenn die Lebensgrundlage Wasser zur schwindenden Ressource wird.

Claus Kleber zeigt für ARTE FUTURE die Dimension dieses sich verschärfenden Konflikts:


Diese Entwicklung wird sich nicht mehr vollständig aufhalten lassen, aber es ist höchste Zeit gegenzusteuern und zu echten Vereinbarungen zum Klimaschutz zu gelangen. Und von denen zu lernen, die wissen, wie man in Verbindung zur Natur lebt. Wir leben duetlich über unsere Verhältnisse - was umso verheerender ist, als die Schwellenländer mitten im Aufbruch stehen und einen immer größeren Energiehunger entwickeln. Sicher liegt einige Hoffnung in den erneurbaren Energien. Doch bis diese ausgereift sind bedarf es ernsthafter Kooperation zwischen den Staaten. Es geht schließlich um die Zukunft für jetzige und zukünftige Generationen. Nicht zuletzt würde das Auftauen der Permafrostböden in Sibirien zu einem unkontrollierbaren Katalysator der Klimaerwärmung führen - da hier große Mengen von Methan und Kohlenstoff im Boden gespeichert sind. Bei den Links findet sich ein Kurz-Interview zu dem Thema und den möglichen Folgen. 
Auch die Meere sind durch Plastikmüll und Giftstoffe schwer belastet.

Es geht also längst um alles. Und es geht mir hier nicht um Alarmismus. Ich würde mich gerne ganz auf die Schönheit der Welt konzentrieren - aber diese Zusammenhänge zu ignorieren halte ich für fatal. Dabei erscheint es mir nicht entscheidend, wer nun Recht hat, in welcher Geschwindigkeit sich diese Prozesse vollziehen - entscheidend ist, sie aufzuhalten. Alleine darauf zu setzen, der technologische Fortschritt würde die selbstgeschaffenen Probleme wieder korrigieren, halte ich für eine gefährliche Sackgasse.

Die Antworten für diese Probleme können nur in internationaler Verständigung und lokalen Initiativen liegen, in denen nachhaltige Initiativen entwickelt und weitergetragen werden. Entgegen jeder Wachstumsideologie können wir das Überleben nur sichern, in dem wir auf ein ökologisch verträgliches Maß schrumpfen. Wir können keinesfalls die verbleibenden Ressourcen ausbeuten - das können wir uns nicht leisten. Vielmehr müssen wir Alternativen entwickeln und statt einer Ausweitung der Industrie auf Schutzräume setzen. 

Gerade die Natur hat eine ungeheure Kraft, die Erde zu reinigen. Und es bedarf Menschen, die diese Ressourcen im nachhaltigen Sinne nutzen, schützen und ihr Wissen an die weitertragen können, die die natürlichen Zusammenhänge aus dem Blick verloren haben. Nur dann werden auch zukünftige Generationen eine lebenswerte Welt vorfinden können!


Weiterführende Links:


Film mit beeindruckenden Bilder über Schönheit und Gefährdung des Ökosystems Erde. 


In diesem Blog mit Reportagen aus Indien, China und Papua liegt der Schwerpunkt auf Gerechtigkeit und dem Verlust der Identität durch den Verlust von Lebensräumen durch den "Fortschritt". 


Kurz-Interview mit dem Polarforscher Hugues Lantuit. 


eine Geschichte aus der von Dürre bedrohten Sahelzone, die Mut macht!


Informationen über die Herausforderung genug Nahrungsmittel bereitzustellen und Hunger zu stoppen - mit Informationen zu Folgen von Massentierhaltung, Monokulturen und Energie.


Über den Zusammenhang von Regenwaldzerstörung und Klimawandel.

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